Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2008

Herkunftsstatus und Sekundarschulwahl: die relative Bedeutung primärer und sekundärer Effekte

In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5522-5533

Abstract

"Nach Boudon (1974) lassen sich primäre und sekundäre Effekte der sozialen Herkunft auf Bildungsergebnisse unterscheiden. Bei primären Effekten handelt es sich um Einflüsse des familiären Sozialstatus auf die Schulleistungen von Kindern, zurückzuführen auf die unterschiedliche Ressourcenausstattung der Familien. Sekundäre Effekten sind dagegen zusätzliche, von den Schulleistungen unabhängige Einflüsse der sozialen Herkunft auf Bildungsentscheidungen. Nach Boudon und neueren Theorien rationaler Bildungsentscheidungen (RCT) gehen sekundäre Effekte auf Klassenunterschiede in den Kosten und Renditen von Bildungsabschlüssen zurück. Für das Verständnis der Entstehung von Bildungsungleichheit ist die relative Stärke primärer und sekundärer Effekte bedeutend. Die einzige bisher vorliegende Untersuchung ergab, dass bei Verwendung von Testergebnissen bzw. Schulnoten als Leistungsindikatoren zwischen 25 bzw. 50 Prozent der Herkunftseinflüsse auf primäre Effekte zurückgehen (Jackson et al. 2005). Dabei ist jedoch ungeklärt, ob die subjektiv wahrgenommenen Schulleistungen ein möglicherweise überlegener Indikator primärer Effekte sind, und welche Faktoren die durch den Residualeinfluss der Klassenposition erfassten sekundären Effekte erklären. Die vorliegende Studie verwendet Längsschnittdaten von Familien mit Grundschülern, die in Erhebungswellen vor und nach der Entscheidung über die weiterführende Schulform erfasst wurden. Hierbei handelt es sich um Schulnoten sowie Leistungstestergebnisse der Kinder und von den Eltern subjektiv wahrgenommene Schulleistungen, sowie die von den Eltern erwarteten Kosten, Bildungsrenditen und die wahrgenommenen Chancen einer erfolgreichen Realisierung der Abschlüsse. Die Ergebnisse zeigten erstens, dass den Schulnoten die stärkste Erklärungskraft für die gewählte Sekundarschulform und für die beobachteten Einflüsse der Klassenherkunft zukommt. Das zweite Ergebnis war, dass primäre Herkunftseffekte etwa die Hälfte der Bildungsungleichheit erklären. Drittens wurde belegt, dass die von der Basisversion der RCT vorhergesagten Erklärungsfaktoren nur teilweise die Schulwahl prognostizieren, und insbesondere nur wenig zur Erklärung sekundärer Effekte beitragen." (Autorenreferat)

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