Aufsatz(gedruckt)1984

Jugendliche Fußballfans als gesellschaftliches Phänomen

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B. 21, S. 45-54

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Abstract

"Das allgemeine Meinungsbild zu jugendlichen Fußballfans ist unmißverständlich und geprägt von Stigmatisierungen und Kriminalisierungen. Ein Beitrag zur Aufklärung dieses Phänomens scheint somit dringend geboten: Fußballfans sind sportinteressierte Zuschauer, die sich durch besondere, nicht auswechselbare Vereinstreue auszeichnen und durch auffällige auf den Bezugsverein verweisende Kleidung und bestimmte Aufenthaltsorte im Stadion von den übrigen Zuschauern unterscheiden. Ihre Gesamtzahl liegt zwischen 100.000 und 150.000; zumeist sind sie männlichen Geschlechts, wobei das Altersspektrum von ca. 12-25 Jahren reicht. Handlungsfelder für die Fans sind primär die Spielbesuche, wo sie mit lautstarken Sprechgesängen ihren Verein unterstützen. Gleichsam eine Fortsetzung der Begegnung auf dem Spielfeld stellen für sie die meist ritualisierten Auseinandersetzungen mit den gegnerischen Fans dar, die sich jedoch allmählich (nicht zuletzt auch aufgrund der Einwirkung anderer jugendlicher Subkulturen und verschärfter Systeme polizeilicher Kontrolle im Stadion) aus dem Stadion herausverlagern und dort offensichtlich gewalttätigere Formen annehmen. Friedliche Zusammentreffen von Fans gegnerischer Mannschaften sind dagegen seltener, jedoch auch beobachtbar. Sie differieren allerdings hinsichtlich ihrer Intensität und Ausprägung erheblich voneinander. Die Stammvereine selber begegnen der Mehrzahl dieser Clubs mit Desinteresse, abgesehen von Kontakten, die der Eindämmung von Ausschreitungen bei Bundesligabegegnungen dienen sollen. Dabei werden meist Wege beschritten, die einerseits auf bauliche Veränderungen im Stadion abzielen und andererseits an polizeitaktische Maßnahmen erinnern. In den Massenmedien wird selten eine genaue Situationsbeschreibung von Fußballkrawallen gegeben; statt dessen wird mit skandalträchtigen und kriminalisierenden Schlagzeilen zu einer Stigmatisierung und Segregation der Fans beigetragen. 1978 wurde nun vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft eine Projektgruppe 'Sport und Gewalt' eingerichtet. Diese zeigt in ihrem 1982 veröffentlichten Abschlußbericht u.a. praktische Maßnahmen auf, die geeignet erscheinen, Krawallen und aggressivem Fansverhalten entgegenzuwirken. Gleichzeitig konstituierte sich 1982 in Bremen ein 'Fan-Projekt', für das die dortige Sportjugend die Trägerschaft übernahm. Ziel des Projektes ist es, Aufklärung über dieses Phänomen zu schaffen und Maßnahmen zur Eindämmung bzw. Verringerung der Gewalttätigkeiten bei Fußballfans einzuleiten." (Autorenreferat)

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