Aufsatz(gedruckt)1977

Die Bedeutung der Links-Rechts-Dimension als Bezugsrahmen für politische Präferenzen

In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 18, Heft 2/3, S. 600-626

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Abstract

Ausgehend von der Feststellung, daß die Links-Rechts-Dimension als politisch-ideologischer Maßstab, somit als Orientierungshilfe zur Strukturierung politischer Präferenzen, in Westeuropa eher bekannt und verwurzelt ist als andere Dimensionen, soll der Stellenwert von links und rechts für die Erklärung von Wahlverhalten untersucht werden. Es wird angenommen, daß der Wähler mit Hilfe des von ihm benutzten ideologischen Klassifikationsschemas seine Meinung und Einstellung zu politischen Ereignissen strukturiert und sich dann erst für eine Partei entscheidet, der die seiner ideologischen Position am nächsten kommt. Allerdings ist das Anwenden abstrakter Dimensionen, wie ideologischer Begriffe, bildungsabhängig, so wird mit Hilfe von Daten aus der Wahlstudie 1976 nachgewiesen, daß die hohe Instabilität der Meinungen in Verbindung mit dem deutlich erkennbaren Einfluß von Schulbildung auf die Beantwortung der Frage nach einem Links-Rechts-Denken zu bringen ist. Sollen die plakativen Begriffe 'rechts' und 'links' in der Vielfalt komplexer politischer Informationen eine Orientierungshilfe bieten, so müssen sie inhaltlich gefüllt sein. Zwar wird die Möglichkeit der Reduktion schwieriger Politikinhalte auf einfache, den Parteien zuordenbare Begriffe erwähnt, doch im tagespolitischen Kontext wird ein Fehlen dieser spontanen Zuordnung hervorgehoben. Zusammenfassend wird festgestellt, daß die Links-Rechts-Einordnung auf dem Kontinuum im Verlauf der Untersuchung keine hohe Stabilität aufgewiesen hat, somit wird geschlossen, daß die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung in zentralen politischen Grundsatzfragen die Links-Rechts-Dimension nicht als Orientierungsrahmen benutzt, obwohl in Bezug auf die politische Eigen-Position durchaus eine Links-Rechts-Kognition bei den Wählern existiert. Grundsätzlich, so wird abschließend bemerkt, sei die Links-Rechts-Dimension in Frage zu stellen, da in der BRD praktisch nur noch zwei Parteien eindeutig einordbar sind, somit eine Notwendigkeit einer ideologischen Dimension zur Vereinfachung von Politik nicht gegeben ist. (MM)

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