Aufsatz(elektronisch)2008

Demokratie und die Macht der Gefühle

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 44/45, S. 32-38

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Abstract

Denken ist ohne Gefühle nicht vorstellbar. Auch scheinbar "rationales" Denken wird von Gefühlen mitbestimmt. Dementsprechend sind auch politische und ökonomische Entscheidungen nicht nur von rationalen Erwägungen bestimmt - tatsächlich ist der Gefühlsfaktor in der Regel stärker. Der Beitrag widmet sich der Funktion der Gefühle bei rationalen Entscheidungen. Der Entscheidungsprozess verläuft so schnell, dass eine rationale Nutzenanalyse kaum stattfinden kann. Gefühle können dann wie "Warnungen" wirken und den Betreffenden dann veranlassen, eine weniger Schmerz oder Unannehmlichkeiten verursachende Alternative zu suchen - ohne dass dies immer bewusst sein muss. Gefühle helfen so dem Denkprozess, indem sie die negativen Wahlmöglichkeiten sofort hervorheben und so schon mal von weiteren Überlegungen ausschließen. Der Beitrag weist darauf hin, dass Gefühle und Emotionen in der Politik eine sehr große Rolle spielen. Dies verstärkt sich noch in einer "Mediendemokratie", in der Medienunternehmen aus Gründen der Verkaufssteigerung auf "emotionale Themen" setzen, um Aufmerksamkeit zu erzielen: "Personalisierung, Emotionalisierung, Dramatisierung" lauten die Schlüsselwörter. Gleichwohl beharren die politischen Wissenschaften auf der Annahme "rationaler" Politikentscheidungen. Der Artikel fordert daher, die Rolle der Emotionen und Gefühle künftig unbedingt in eine politikwissenschaftliche Betrachtung des Demokratiegeschehens einzubeziehen. Dies ist nötig, um der von den Medien angeheizten Emotionalisierung entgegen zu wirken. Erschwert wird das Vorhaben aber durch die abendländische Tendenz, Denken und Fühlen, Emotionen und Kognitionen, Affekte und Logik als unvereinbare Gegensätze zu sehen. Aber: Es gibt kein Denken ohne Gefühl. Der Beitrag stellt dann die spannende Frage, in welche Gefühle politische Theorien wie Konservativismus, Liberalismus und Sozialismus eingebettet sind. Eine umfassende Antwort wird nicht gegeben, wohl aber wird darauf hingewiesen, dass dem Liberalismus seitens seiner Protagonisten stets eine Leidenschaft für die Freiheit zugrunde lag. Abschließend wendet sich der Artikel der "politischen Emotionsforschung" zu und geht auf "Wahlforschung" und "politische Bildung" ein. Es werden schließlich bestimmte Gefühlslagen benannt, die zur Ausbildung einer freiheitlich-demokratischen Gesinnung beitragen dürften. Besteht etwa eine "Assoziation und ein Ergänzungsverhältnis zwischen pro-demokratischem Gefühl und rationaler Entscheidung", dann ist das Handeln demokratisch. Fehlt diese Assoziation, dann wird dies den Demagogen von Rechts und Links zu Gute kommen. (ICB)

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