Aufsatz(gedruckt)1979

Gleichheit und Ungleichheit in der ländlichen Gemeinde: Sozialstruktur und Kommunalverfassung im östlichen Westfalen vom späten 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts

In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 19, S. 231-262

Verfügbarkeit an Ihrem Standort wird überprüft

Abstract

Dieser Aufsatz, der einen Teilaspekt der Dissertation des Verfassers behandelt, geht der "Rolle des Dorfes in der ländlichen sozialen Schichtung" in zwei unterschiedlich strukturierten Regionen Ostwestfalens (Minden-Ravensberg und Paderborn) nach. Unter Verwendung der Akten des preußischen Regierungspräsidenten sowie zahlreicher zeitgenössischer Berichte entwickelt der Autor zunächst Sozialstruktur und Funktionen der Dorfgemeinden vor 1800. Damals funktionierte die genossenschaftliche Verwaltung der Gemeinden noch leidlich, konnten sozialen Spannungen mittels Gemeindeinstitutionen sowie freiwilliger Sozialdienste wie Nachbarschaftshilfe abgemildert werden. Doch schon für diese Zeit läßt sich eine scharfe Trennungslinie zwischen Vollbauern und unterbäulichen Schichten konstatieren, die von der Gemeindeverwaltung und den damit verbundenen Rechten ausgeschlossen waren. Im Zuge der allgemeinen Wirtschafts- und Agrarkrise des Vormärz mußten die Gemeinden eine Reihe weiterer Sozialaufgaben wahrnehmen, deren Lasten auf immer größere Bevölkerungsteile aufgeteilt wurden, ohne daß damit eine Demokratisierung der Gemeindeverfassungen einherging. Im Gegenteil führte man nun auch noch einen Zensus ein, der starke Spannungen zwischen Groß- und Kleinbauern mit sich brachte. Insgesamt waren die Gemeinden um 1850 weniger als je dazu befähigt, die sozialen Spannungen aufzufangen, eher trugen die archaischen Gemeindeverfassungen zu deren Verstärkung bei. (JF)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.