Aufsatz(gedruckt)1994

Wem gehört die Geschichte?: Wehrmacht und Geschichtswissenschaft

In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 3, Heft 5, S. 5-21

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Abstract

Während britische und vor allem amerikanische Forscher begonnen haben, aus der traditionellen Militärgeschichte ein faszinierendes Forschungsgebiet zu machen, bleibt die Militärgeschichte in Deutschland weiter in der Hand von Traditionalisten. Die mit dieser These verbundenen Probleme lassen sich sehr deutlich an der mehrbändigen Reihe "Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" (DRZW) aufzeigen. Nach der Würdigung des Werkes als einer bemerkenswerten Leistung werden unentschuldbare Defizite genannt: (1) eine Methodologie, die sich mit einer strengen und redlichen Analyse von offiziellem Archivmaterial zur Rekonstruktion vergangener Ereignisse zufriedengibt, die Richtigkeit dieser Rekonstruktion für "evident" und also keiner weitergehenden Erklärung, Verifizierung oder theoretischen Begründung für bedürftig hält; (2) eine fast vollständige Mißachtung der Sozial- und Kulturgeschichte, was zu einer gravierenden inhaltlichen Verarmung des Unternehmens und einer Geschichtsschreibung von oben führt; (3) das fast völlige Fehlen jeder Erörterung des Holocaust, das die Frage als unausweichlich erscheinen läßt, welche Pressionen diese Nichtberücksichtigung erzwungen haben mögen, bzw. noch beunruhigender: welche Auffassung die am Projekt arbeitende Historikergruppe vom Zusammenhang zwischen Holocaust, Krieg und Deutschem Reich haben mag. Der Beitrag endet mit der Aufforderung an junge deutsche Historiker, die eigene kritische, literarische und politische Sensibilität zu pflegen und die enorme Fülle wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Krieg, auch außerhalb des engen Rahmens der Militärgeschichte für ihre Forschung endlich zu nutzen. (prn)

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