Glasperlenspiel oder Ökonomie: der Niedergang der Wirtschaftswissenschaften
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 49, Heft 9, S. 1071-1079
Abstract
Der Beitrag stellt eine kritische Betrachtung der herrschenden Ökonomie vor, die in den vergangenen Jahrzehnten ein nach-keynesianisches Lehrgebäude mit dem Anspruch alleiniger Wissenschaftlichkeit errichtet hat. Kritisiert wird vor allem, dass die Vertreter des ökonomischen Mainstream ihre Position nicht rechtfertigen müssen. Wer jedoch eine Minderheitenposition einnimmt, sieht sich einem deutlich erhöhten Rechtfertigungs- und Publikationszwang gegenüber. In Anlehnung an Hermann Hesse spricht der Autor von einem Glasperlenspiel und meint damit die herrschende Lehre des gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Leon Walras geschaffenen Systems des allgemeinen Gleichgewichts, das der klassischen Theorie der Ökonomie, die vorwiegend auf David Ricardo aufbaute, durch die konsequente Einführung des Grenznutzenprinzips logische Geschlossenheit gab. Es wird betont, dass das "Glasperlenspiel" keine Ökonomie ist, sondern eine Kunstlehre, die sich einiger ökonomischer Begriffe bedient. Philosophie und Erkenntnistheorie sollten nicht vor der Geheimsprache der Glasperlenspieler zurückschrecken, sondern darauf insistieren, dass die herrschende Ökonomie ihre Aussagen wie jede andere Wissenschaft an der Realität überprüft und damit wieder der Falsifikation zugänglich macht. (ICH)
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Deutsch
ISSN: 0006-4416
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