Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1986

Autonomie oder Anomie: zum Streit über den nachliberalen Sozialcharakter

In: Die Moderne - Kontinuitäten und Zäsuren, S. 263-281

Abstract

Der Beitrag setzt sich mit der in der neueren soziologischen Kulturkritik der USA durchgehaltenen These auseinander, daß die Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts in kultureller Hinsicht bereits die Entwicklungsphase der bürgerlichen Gesellschaft verlassen haben. Die Ansätze von D. Bell, Ph. Rieff, R. Sennett, P. Berger, Ch. Lasch, R. Bellah u. a. werden als Vertreter der liberalen Krisentheorie betrachtet. Die diese Theorien durchziehende Suggestion vom Ende des bürgerlichen Wertsystems werden grundsätzlich kritisiert. Nach der Einführung des Arguments, daß die Marktgesellschaft nur auf nicht- und vorkapitalistischen Kulturbeständen entstehen konnte, wird die These diskutiert, daß die aktuelle Situation nicht mit dem Ende der bürgerlichen Kultur als solcher konfrontiert ist, sondern mit Problemen, Krisen und Pathologien, die entstehen, wenn elementare kulturelle Voraussetzungen der Marktgesellschaft nicht mehr gegeben sind. Abschließend wird dem Eindruck nachgegangen, daß die historische Situation des entfalteten Kapitalismus, der genötigt ist, die kulturellen Bedingungen seiner Existenz aus sich selbst heraus zu produzieren, nicht zwangsläufig zu einer Universalisierung der Marktlogik führen muß. (RW)

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