Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1984

Juden in der Schweiz: Geschichte - Emanzipation - Integration

In: Minderheiten in der Schweiz: Toleranz auf dem Prüfstand, S. 75-94

Abstract

Auf der Grundlage einer Skizze der Juden im 13. Jahrhundert wird in dem Beitrag gefragt, warum die Juden, die mit den römischen Legionen in das Gebiet der heutigen Schweiz gekommen sind, mit Maßnahmen belegt wurden, die sie von der übrigen Gesellschaft separierten und - indem sie in den Beruf des Geldverleihers gezwungen wurden - sie zu Stadtbewohnern minderen Rechts gemacht wurden. Die Entwicklung der Diskriminierung der Juden entsprechend den Zielen der katholischen Kirche wird beschrieben. Es wird gezeigt, daß das Interesse der Städte an den Juden vor allem darin bestand, sie als Sündenböcke mißbrauchen zu können. Vom 15. bis 19. Jahrhundert durften die Juden nur vereinzelt in der Schweiz leben. Die beiden Ausnahmefälle, zwei Surbtaler Dörfer, werden betrachtet. Aber auch hier wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts die Hoffnungen auf Emanzipation enttäuscht. Der Überblick über die historische Entwicklung macht das Spannungsfeld zwischen Akkulturation und Integration deutlich, in dem die Juden in der Schweiz leben. Die Untersuchung der Zeit zwischen 1918 und 1945 zeigt, daß der Antisemitismus nicht tot ist, daß aber ein grundsätzlicher Schutz für die Juden besteht. Abschließend werden die Faktoren diskutiert, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Epoche für die Juden in der Schweiz prägen: (1) der Schock auf die "Endlösung"; (2) die Entstehung des jüdischen Staates Israel; (3) die Nachkriegskonjunktur, die zu tiefen gesellschaftichen Veränderungen geführt hat. Es wird klar, daß der Assimilationsprozeß inzwischen weit fortgeschritten ist, so daß bereits von einem beunruhigenden Substanzverlust gesprochen wird. (RW)

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