Schmutzige Wäsche
In: Kinder der Freiheit, S. 217-255
Abstract
Paarbeziehungen haben die Eigenheit, daß das Wesentliche an ihnen verborgen ist und es für die Beteiligten auch bleiben muß. Der Autor analysiert den Kampf in dieser konstitutiven Tiefenschicht und die Gesten, in denen er sich ausdrückt. Begleitet wird diese Auseinandersetzung von quälenden, aber häufig unbeantworteten Fragen: Was muß - zur Aufrechterhaltung der Ich-Identität - unbedingt erhalten bleiben, was muß - zur Konstitution der neuen Wir-Identität - verändert und angepaßt werden und auf welche Weise? Diese Unsicherheit ist sehr konkret, da die Beteiligten zu einer Form der kollektiven Arbeitsteilung finden müssen, deren Regel zu vereinheitlichen und festzulegen sind, um mit ihrer Hilfe eine reibungslose Erledigung der anfallenden Arbeiten zu garantieren. Am Beispiel des Umgangs mit der "schmutzigen Wäsche" bemerkt man, daß ein grundlegender Neuformierungsprozeß ehelicher Strukturen im Gange ist, der sich besonders zu Beginn einer Paarbeziehung auswirkt: Die Bildung eines Paares vollzieht sich anders als vor ein oder zwei Generationen, die Integrität verläuft heute wesentlich langsamer und komplexer als früher. Insgesamt zeigt sich, daß die Partner auch gegen ihren erklärten Willen dazu tendieren, eine ungleiche Aufgabenverteilung immer wieder zu reproduzieren. (pre)
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