Bomben auf Bali: zur Ethik des Zusammenlebens pluraler Gesellschaften
In: Politik, Moral und Religion - Gegensätze und Ergänzungen: Festschrift zum 65. Geburtstag von Karl Graf Ballestrem, S. 399-416
Abstract
Der Beitrag rekonstruiert und kommentiert im ersten Teil den Gerechtigkeitsdiskurs in Indonesien in den letzten 80 Jahren. Dabei beschränkt sich der Autor auf die beiden Hauptprobleme, die in diesem Diskurs zur Sprache kommen: Die Frage der Demokratie und die Frage der Beziehung zwischen Staat und Islam. Im zweiten Teil wird untersucht, wie die eine Frage, über die bisher kein Konsens erzielt werden konnte, nämlich ob die islamische Scharia als staatliches Recht gesetzt werden soll, einer Lösung zugeführt werden kann. Die Prüfung der entsprechenden Theorien ergibt, dass weder Rawls noch ein Habermas'scher Diskurs geeignet sind, hochplurale Gesellschaften zu einem Konsens über grundlegende politische Gerechtigkeit zu führen. Die Kritik der Kommunitaristen an freischwebenden Gerechtigkeitsvorstellungen rein prozeduraler Art gibt die Situation treffend wieder. Aber auch hier wird keine Lösung angeboten. Wenn Gerechtigkeitsvorstellungen eins zu eins mit den entsprechenden Weltbildern und Wertewelten verknüpft sind, dann ist der Versuch, eine solche plurale Gesellschaft auf der Basis einer für alle konsensfähigen Gerechtigkeitsvorstellung zu ordnen, hoffnungslos. Dann bleibt nur noch der Polizeistaat. (ICA2)
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