Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2005

Typisch Parteiidentifizierer?: Parteiidentifikation und Persönlichkeit

In: Persönlichkeit: eine vergessene Größe der empirischen Sozialforschung, S. 77-91

Abstract

"Das Konzept der Parteiidentifikation wurde in den späten 1940er und den 1950er Jahren an der University of Michigan in Ann Arbor entwickelt und spielt die zentrale Rolle im sozial-psychologischen Modell zur Erklärung von Wahlverhalten (Belknap/Campbell 1952; Campbell et al. 1954, 1960). Die Parteiidentifikation ist eine längerfristige psychologische Bindung an eine Partei. Im sozialpsychologischen Modell wird sie verstanden als langfristig wirksamer Bestimmungsfaktor des Wählerverhaltens, dem die Einstellungen zu Kandidaten und politischen Sachfragen als auch kurzfristig veränderliche Erklärungsfaktoren gegenüber stehen. Nach Campbell u.a. (1960: 502ff.) spielen Persönlichkeitseigenschaften beim Erwerb einer Parteiidentifikation eine zu vernachlässigende Rolle. Andererseits gibt es inzwischen einige empirische Belege dafür, dass Persönlichkeitseigenschaften mit der Sympathie für Parteien und sogar mit der Wahlabsicht für eine Partei korrelieren. Aus diesem Grund scheint es nicht völlig unplausibel, auch zwischen der Parteiidentifikation und Persönlichkeitseigenschaften einen Zusammenhang zu vermuten. Im Rahmen dieses Beitrags soll zum einen der Frage nachgegangen werden, ob sich Parteiidentifizierer durch besondere Persönlichkeitseigenschaften auszeichnen, die sie von Nicht-Identifizierern unterscheiden. Analysen von Schumann (2001, 2002) haben außerdem Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und der Sympathie für bestimmte Parteien aufgezeigt. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich Persönlichkeitseigenschaften auch auf die Richtung der Parteiidentifikation auswirken, also darauf, welcher Partei ein Individuum zuneigt. Zuletzt widmet sich dieser Beitrag der Frage, ob sich Persönlichkeitseigenschaften auf die Art der Parteibindung bzw. die Begründung der Parteiidentifikation auswirken. Zunächst wird kurz diskutiert, welche Rolle Persönlichkeitseigenschaften im Konzept der Parteiidentifikation spielen. Anschließend werden die Ergebnisse der empirischen Analysen über den Zusammenhang von Persönlichkeitseigenschaften und Parteiidentifikation vorgestellt. Im Einzelnen werden in den Analysen die unter der Bezeichnung Big Five bekannten Persönlichkeitsfaktoren Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrung, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sowie die Affinität zu einem stabilen Orientierangssystem (ASKO) berücksichtigt (vgl. Schumann 1990, 2001)." (Autorenreferat)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.