Von der Governance-Analyse zur Policytheorie
In: Governance - Regieren in komplexen Regelsystemen: eine Einführung, S. 251-276
Abstract
Unabhängig von normativen Implikationen bietet das Governance-Konzept eine analytische Perspektive für Politik und Wirtschaft an. Der vorliegende Beitrag resümiert diese analytische Perspektive, wobei sich die Autoren auf jenen Ansatz konzentrieren, der sich in den letzten Jahren im Anschluss an Arbeiten aus dem Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (Mayntz; Scharpf; Schimank) an der Fern Universität in Hagen herausgebildet hat. Gezeigt wird, wie man hiervon ausgehend zu theoretischen Aussagen über kollektives Handeln bzw. eine Theorie des Policy-making gelangen kann. Kern dieser analytischen Perspektive ist ein Verständnis von Governance, das auf die Bewältigung von Interdependenzen abstellt. Dabei kann es sich um Interdependenzen des Handelns innerhalb von bzw. zwischen Organisationen oder auf verschiedenen territorialer Ebenen oder um Interdependenzen zwischen dem Handeln des dem Gemeinwohl verpflichteten Staates und meist an individuellen Handlungsorientierungen ausgerichteten privaten Akteuren handeln. Zweitens, und dieser Aspekt steht im Mittelpunkt, ist eine Differenzierung in drei verschiedene Analysedimensionen von besonderer Bedeutung. Die Autoren unterscheiden hier zwischen Governance-Mechanismen, Governance-Formen und Governance-Regimen. Auf dieser analytischen Grundlage ist es möglich, verallgemeinerbare Aussagen über kollektive Entscheidungen in politischen Prozessen zu treffen. Allerdings gelangt man mit diesem Ansatz nicht zu einer "Theorie von Governance", sondern nur zu Theorien über die Funktionsbedingungen, Funktionsweisen und Ergebnisse konkreter Governance-Regime. Im letzten Teil des Artikels wird dann der Weg von der Governance-Analyse zu einer Policytheorie skizziert. (ICA2)
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