Sammelwerksbeitrag(elektronisch)2011

Muslime in Europa zwischen Anpassung und Abwehr - Anmerkungen zum Thema Islam und der säkulare Verfassungsstaat

In: Zwischen Konfrontation und Dialog: der Islam als politische Größe, S. 131-146

Abstract

Der Autor arbeitet das komplizierte Verhältnis zwischen der Religion des Islam und dem säkularen Verfassungsstaat heraus. Die Sinn und Heil stiftenden Orientierungssysteme von Identität und Religion sind - wie die Geschichte des Christentums in Europa zeigt - kontextabhängig und prinzipiell veränderbar. Auch die kulturellen-religiösen Minderheiten und die Diasporen der Immigranten in Deutschland verändern sich, wobei es keine klar erkennbare Tendenz in Richtung auf eine gewollte Integration oder im Gegenteil, auf eine kulturelle Selbstabschließung gibt. Der Befund über die Entwicklung der Beziehungen zwischen islamischer und westlicher Zivilisation, die der Autor im Spiegel jüngster islamkundlicher Publikationen reflektiert, ist eher ernüchternd. Dauerhafte, belastbare Kompromisse und allseits akzeptierte Lösungen als Ergebnis von gut gemeinten Kultur- und Religionsdialogen wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben. Gleichwohl plädiert der Autor nicht, wie Samuel P. Huntington es angedeutet hat, auf eine Selbstverteidigung und Selbstabschließung der acht Kulturkreise in der Welt, um Berührungs- und Reibungsflächen zwischen unversöhnlich scheinenden Zivilisationen zu minimieren, sondern für die Erarbeitung von gemeinsam akzeptierten Spielregeln des Zusammenlebens in Form von UN-Konventionen. Es wäre illusorisch, kurzfristig eine Konvergenz von Normen und Werten in allen Kulturkreisen, Staaten und Religionsgemeinschaften zu erwarten. Aber eine Übereinkunft über verfassungsrechtlich definierte Spielräume der Freiheitsentfaltung, einschließlich religiöser Praktiken, könnte ein realistisches Ziel von Global Governance sein. (ICI2)

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