Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2011

Indien als Herausforderung

In: Staat und Nation: die Theorien der Nationalismusforschung in der Diskussion, S. 187-198

Abstract

Die Wirklichkeit Indiens scheint dem Mainstream der sehr stark auf den Entwicklungen und Erfahrungen Europas und (Nord-) Amerikas abgestellten Theorien des Nationalismus, aber auch der Demokratie zu widersprechen. Indien widerspricht insbesondere der Annahme, dass die Demokratie ein Mindestmaß an Homogenität voraussetzt. Auch die eurozentrische Hypothese, dass die gesellschaftliche Homogenität die beste und letztlich die entscheidende Grundlage für die Demokratie sei, wird durch die indische Erfahrung widerlegt. Während der zweite Nachfolgestaat Britisch-Indiens, Pakistan, aus dem Bemühen um nationale Eindeutigkeit heraus entstanden ist - eine Eindeutigkeit, die auf religiöser Hegemonie und der Konstruktion einer "islamischen Nation" aufbaute, war Indien von Beginn an vom Konzept eines Säkularismus bestimmt, das weder einer Nationalität, noch einer Religion Dominanz zugesteht. Die indische Nation ist nach der These des Autors das Produkt der Absage an die Vorstellung kultureller oder religiöser Eindeutigkeit, das heißt, sie ist das Produkt der konstruktiven Dynamik von Vieldeutigkeit. Das Funktionieren der indischen Demokratie setzt voraus, dass die vielen Differenzen sprachlicher, religiöser und sozialer Natur nicht als Hindernis, sondern als konstruktive Bausteine der Demokratie wahrgenommen und respektiert werden. Die indische Nation besteht, weil sie auf ihrer Diversität aufbaut. (ICI2)

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