Soziologie und Korruption
In: Korruption, soziales Vertrauen und politische Verwerfungen: unter besonderer Berücksichtigung südosteuropäischer Gesellschaften, S. 27-56
Abstract
Der Verfasser stellt eine Diskrepanz zwischen der aktuellen Häufigkeit von Korruptionsfällen und ihrer sozialwissenschaftlichen Behandlung fest. Die Erklärung dafür sieht er in der Tatsache, dass in einer immer kargeren Welt jenseits der Grenzen des Wachstums der Drang nach immer knapperen Gütern zunehmend zu Handlungen jenseits von Recht und medialer Öffentlichkeit verleitet, die allerdings außerhalb der Reichweite der konventionellen Soziologie bleiben. Eines der zwei besonders korruptionsanfälligen Gesellschaftsfelder ist der staatliche - und kommunale - Bereich von Behörden und Unternehmen sowie von größeren Privatunternehmen. Bezeichnend sind/können sein: im Inneren Verantwortungslosigkeit gegenüber anonymen Eigentümern, straffe Hierarchien und Formalisierung, gepaart mit Chaotik und mangelnden Kontrollen, oft große Dispositionsmacht mit Chancen der Macht- und Einflussmehrung sowie der Bereicherung. Nach Innen und nach Außen wirkende Günstlings- und Privilegienwirtschaft. Bei Regime- oder Systemwechsel von innen wie von außen: radikale, selbstherrliche Umverteilung von Kapital und Besitztum, bis zur Zersetzung und zur Auflösung des Unternehmens oder gar des Staates. Das immense Feld der Korruption zeigt nämlich die gegenwärtige Welt aus der Perspektive eines Zerrspiegels. Und wie eine Untersuchung mit der Welt im Blick eine globale Sicht hat, so sollte auch die Soziologie jedenfalls mit Blick auf die Zerrspiegel-Welt der Korruption mit einer Reihe von Wissenschaften kooperieren. (ICF2)
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