Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2012

Gewalt verstehen

In: Zur Gewaltsoziologie von Georges Bataille, S. 35-49

Abstract

Der Beitrag setzt sich vor dem Hintergrund von Georges Batailles Gewalttheorie mit der Frage auseinander, wie Gewalt zu verstehen ist und warum Menschen zur Grausamkeit und zur Tötung von anderen Menschen fähig sind. In der soziologischen und historiographischen Literatur lassen sich drei Varianten der Rationalisierung von Gewalt identifizieren: (1) Die Menschheit entwickelt sich von der Gewalt weg, deshalb kann die Gewalt nur als eine "heilbare" Abweichung vom richtigen Weg verstanden werden (Elias); (2) Die Gewalt potenziert sich in der Moderne, weil der moderne Mensch nicht mehr Bestandteil göttlicher Ordnungen ist, sondern sich selbst zum Maßstab wird (Bauman); (3) Gewalt wird in komplexen gesellschaftlichen Systemen unsichtbar, sie ist als strukturelle Gewalt in das System eingebaut und äußert sich in ungleichen Machtverhältnissen und folglich in ungleichen Lebenschancen (Galtung, Schroer). - Was immer die Gewalt sonst noch sein mag - in allen Versuchen ihrer Rationalisierung ist sie eine Folge: eine Folge fehlender Triebhemmung, mangelnder Vernunft oder Bildung, eine Folge moderner Ideen, eine Folge von Unterdrückung oder Ungleichheit. Der Beitrag setzt sich mit den Gewaltdiskursen auseinander, verweist auf die Einwände zu den Rationalisierungen und diskutiert Motive, Ursachen und Rechtfertigungen für Gewalt sowie die Auswirkungen dieser auf die Opfer. Abschließend erfolgen Anmerkungen dazu, was sich aus den Überlegungen für die (zeit-)historische Gewaltforschungen sagen lässt. (ICA2)

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