Zunächst werden Ursachen für postmoderne Krisenphänomene auf makrosoziologischer Ebene bestimmt, wobei vor allem Umbrüche, Ungleichheiten und Unsicherheiten genannt werden. Die resultierenden Ordnungsbrüche bewirken bei den europäischen Bürgern Desintegrationswahrnehmungen, die einen maßgeblichen Einfluss auf fremdenfeindliche Vorurteile ausüben. Nationale Wohlfahrtssysteme und Institutionen können als Schnittstellen zwischen der Makroebene und der Mikroebene betrachtet werden und spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Einwanderern in der jeweiligen Gesellschaft. Zudem können rechtspopulistische Lösungsansätze zur Bekämpfung von Krisen ebenfalls als Antriebskräfte von fremdenfeindlichen Haltungen wirken. Der Verfasser fasst diese Faktoren in einem Erklärungsmodell zusammen, das Einflussfaktoren auf Makro- und Mikroebene verknüpft. Dieses Modell wird anhand der Bevölkerungsumfragen des European Social Survey 2006 empirisch überprüft. Neben einer allgemeinen Übersicht über die wichtigsten Einflussfaktoren auf rassistische Tendenzen in europäischen Ländern erfolgt eine differenzierte Analyse von vier Staaten, in denen der politisch-mediale Diskurs über Einwanderung einen hohen Stellenwert einnimmt (Österreich, Deutschland, Niederlande, Dänemark). Auf Basis der länderspezifischen Ergebnisse wird gefragt, in wie fern Wahrnehmungen gesellschaftlicher Entwicklungsbedingungen in den vier Staaten die unterschiedlichen Einstellungen zu Einwanderern erklären können. (ICE2)
"Die Debatten über die religiöse Entwicklung Europas haben in den letzten Jahren mehr und mehr die kontroversen theoretischen Positionen der dominierenden drei Ansätze der aktuellen Religionssoziologie erkennen lassen. Sie prognostizieren unterschiedliche Szenarien für die Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit im geeinten Europa, wobei häufig die Gültigkeit der traditional bedeutsamen Säkularisierungstheorie in Frage gestellt wird. Im vorliegenden Beitrag wird eine hauptsächlich auf der Makroebene angelegte quantitative empirische Analyse der Entwicklung religiöser Vitalität im europäischen Vergleich seit 1990 vorgenommen, die auf einer breiten Zusammenstellung von verfügbaren Umfragedaten beruht. Die Ergebnisse geben Anlass zu der Vermutung, dass die Säkularisierungstheorie nicht vorschnell zu verwerfen ist, aber eine deutliche Kontextualisierung benötigt, um weiterhin als Erklärungsmodell religiöser Vitalität gelten zu können. Insbesondere die kulturhistorische Prägung durch die dominanten Religionen, die politischen Rahmenbedingungen oder Folgen politischer Repression sowie Prozesse der Identitätsbildung spielen eine wichtige Rolle. Unter Einbezug dieser Faktoren ist es möglich, die bestehenden Differenzen religiöser Vitalität in Europa in großem Umfang erklären zu können. Besonders interessant ist die Feststellung konfligierender Wirkungen der genannten Rahmenbedingungen in Osteuropa, welche sich teilweise in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben." (Autorenreferat)
Auf dem Hintergrund des demographischen Wandels in westeuropäischen Ländern stellt sich die Frage, ob ältere Frauen nicht zukünftig eine politisch entscheidende Gruppe werden. Aufgrund der längeren Lebenserwartung wächst der Anteil von Frauen besonders stark, was einen nominellen Zuwachs des politischen Machtpotenzials für diese Bevölkerungsgruppe bedeutet. Der Beitrag stellt die Frage, welche Auswirkungen der demographische Wandel auf die Struktur und Form politischer Partizipation älterer Frauen hat und welche Aspekte bei einer Analyse berücksichtigt werden müssen. Altern der Gesellschaft ist einerseits ein makrosoziologisches Phänomen, das in Form von generationen- und kohortenspezifischer Sozialstruktur auftritt. Der Prozess des Alterns lässt sich als Mikrophänomen individuellen Alterns und als Makrophänomen unterscheiden. Altern und politischer Partizipation ist gemeinsam, dass es jeweils zwischen der Makroebene und der Mikroebene zahlreiche Interdependenzen und Beziehungen gibt, die es zu untersuchen gilt. Ziel der Ausführungen ist die Erweiterung des Themenfeldes um theoretische Perspektiven. Für den Aspekt des Alterns bedeutet dies den Rückgriff auf Erkenntnisse der Gerontologie und der Entwicklungspsychologie, im politischen Bereich auf die Felder lebenslanger politischer Sozialisation und politische Generationen. Der abschließende Ausblick bejaht ein zunehmendes politisches Potenzial bei den älteren Frauen; eine politische "Altenmacht" lässt sich jedoch nicht prognostizieren. (ICH)
"Einigkeit herrschte im Juli 2005 auf dem G8-Gipfeltreffen in Gleneagles darüber, dass man verstärkt an der Konsolidierung Afrikas arbeiten müsse, hatte sich doch gezeigt, dass die zuvor in Kananaskis beschlossene Strategie kaum geeignet war, die Millenium Development Goals (MDG) der VN in Subsaharaafrika zu erreichen. Beschlossen wurde nicht nur eine Erhöhung der Finanzhilfen für die Region, sondern auch die Ausweitung der Kooperation auf neue Partner. Doch stellen sich Fragen: Fördert eine massive externe Finanzierung tatsächlich Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung in Afrika? Und sind Partnerinstitutionen wie AU, deren Wirtschaftsprogramm NEPAD und Afrikanische Entwicklungsbank (ADB) in der Lage, die Strategie umzusetzen? Sowohl die Mittelerhöhung selbst als auch die von der Commission for Africa (CFA) angeregten Vergabemodalitäten sind problematisch, und auch die Effizienz des vor allem von Südafrika und Nigeria gestützten NEPAD darf bezweifelt werden. Doch kann sich Europa trotz aller Probleme den Herausforderungen Afrikas nicht entziehen, das angesichts seiner Nöte nach wie vor der Hilfe von außen bedarf. Die EU wäre nicht schlecht beraten, zu meinen die Entwicklung auf der Makroebene weiter zu verfolgen, zum anderen aber auch künftig seine auf Partnerschaften und Dezentralisierung basierende Strategie sorgsam, nachdrücklich und so unbürokratisch wie möglich fortzuführen." (Autorenreferat)
"Agent-Based Modelling ist der zurzeit gängige Ansatz zur computergestützten Theoriebildung in den Sozialwissenschaften. Seine Wurzeln liegen in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Simulationsverfahren der letzten fünf oder sechs Jahrzehnte und in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz. Unter agentenbasierter Simulation versteht man die Benutzung eines aus vielen autonomen Software-Objekten (Agenten) bestehenden formalen Modells zum Verständnis, zur Vorhersage oder zur Veranschaulichung von Prozessen, die in der realen Welt zwischen menschlichen Individuen auf Mikro-, Meso- oder Makroebene ablaufen. Das Modell bildet wesentliche Züge des modellierten Weltausschnitts ab, unterschiedliche Anfangsbedingungen und Parameter bringen im Allgemeinen qualitativ oder mindestens quantitativ verschiedene Prozessverläufe hervor. In den Sozialwissenschaften, die sich mit besonders komplexen Systemen beschäftigen, in denen große Zahlen von Komponenten einander in höchst vielfältiger Weise beeinflussen, wird die Methode vielfältig genutzt, um aus Annahmen über Verhalten und Handlungsbedingungen von Individuen Schlussfolgerungen über strukturbildende Prozesse auf der Ebene von Gruppen oder gar Gesellschaften zu ziehen. Als computergestützte Variante des Plan- oder Rollenspiels, bei der Teile des modellierten Realitätsausschnitts durch Menschen, andere durch Computerprogramme abgebildet werden, setzt sich in letzter Zeit die partizipative agentenbasierte Simulation durch." (Autorenreferat)
Die Entwicklung der Militärsoziologie nach dem Zweiten Weltkrieg ist dadurch gekennzeichnet, dass drei Forschungskomplexe im Vordergrund standen: Die Militärsoziologie beschränkte sich auf eine Sozialpsychologie des Soldaten, auf eine Organisationstheorie des Militärs sowie auf Untersuchungen zum Verhältnis von Militär und Politik. Insbesondere das Themenfeld "Militär und Ökonomie" war jedoch bislang nicht Gegenstand der jüngeren Militärsoziologie. Im vorliegenden Beitrag wird argumentiert, dass die Soziologie dieses Forschungsfeld den Wirtschaftswissenschaften nicht "kampflos" überlassen sollte, da die Gesellschaftsperspektive aufschlussreiche Einblicke in das ambivalente Verhältnis von Militär und Ökonomie erlaubt. Der Autor skizziert den Gegenstand und die Fragestellungen der Militärökonomie und diskutiert einige theoretische Ansätze und Erklärungsmodelle auf der Makroebene (z.B. Industrialisierung, Kapitalismus, Ökonomie und das Militär) sowie auf der Organisationsebene (betriebswirtschaftliches Denken, Verwaltungsmodernisierung und das Militär). Er zeigt, dass das Verhältnis von Militär und Ökonomie bereits bei den Klassikern der Soziologie ein umstrittenes Forschungsfeld darstellte. Er hebt insbesondere die Position von Max Weber hervor, der die Entstehung der modernen kapitalistischen Betriebsorganisation und die Herausbildung von militärischen Organisationsformen im Rahmen seiner umfassenden Modernisierungstheorie einordnete. Aber auch die gegenwärtige Organisationssoziologie liefert eine wichtige Ergänzung zu wirtschaftswissenschaftlichen Perspektiven. (ICI2)
Dieser Beitrag gibt einen Überblick der neueren wissenschaftlichen Literatur zur Evaluation der Aktiven Arbeitsmarktpolitik (AAMP) in Deutschland. Das Grundproblem mikroökonomischer Evaluation besteht darin, den Vergleichsmaßstab bei Nichtteilnahme zu schätzen, sei es auf Basis einer vergleichbaren Kontrollgruppe von Nichtteilnehmern oder auf Basis der Situation vor Teilnahme. Entscheidend ist hierbei, den potentiellen Selektionsproblemen Rechnung zu tragen. Evaluationsstudien auf der Makroebene müssen zusätzlich auch die indirekten Effkete der AAMP auf den gesamten Arbeitsmarkt berücksichtigen und der möglichen Endogenität der AAMP Rechnung tragen. Die meisten Evaluationsstudien fur Deutschland zeigen keine signifikant positiven Beschäftigungseffekte der AAMP, sind jedoch mit großer statistischer Unsicherheit behaftet. Wir führen letzteres im wesentlichen darauf zurück, daß wegen zu geringen Datenumfangs meist äußerst heterogene Maßnahmen gepoolt werden und daß über Teilnehmer und Nichtteilnehmer zu wenige Hintergrundinformationen verfügbar sind. Aufgrund dieser Datenrestriktionen verbietet sich daher aus Sicht der Autoren ein vorschnelles Verdikt über die ökonomischen Wirkungen der AAMP, obwohl mögliche positive Effekte nicht sehr stark sein können, da sie sonst vermutlich trotz unterschiedlicher Methoden und unzureichender Daten empirisch hätten identifiziert werden können.
Dieser Beitrag gibt einen Überblick der neueren wissenschaftlichen Literatur zur Evaluation der Aktiven Arbeitsmarktpolitik (AAMP) in Deutschland. Das Grundproblem mikroökonomischer Evaluation besteht darin, den Vergleichsmaßstab bei Nichtteilnahme zu schätzen, sei es auf Basis einer vergleichbaren Kontrollgruppe von Nichtteilnehmern oder auf Basis der Situation vor Teilnahme. Entscheidend ist hierbei, den potentiellen Selektionsproblemen Rechnung zu tragen. Evaluationsstudien auf der Makroebene müssen zusätzlich auch die indirekten Effekte der AAMP auf den gesamten Arbeitsmarkt berücksichtigen und der möglichen Endogenität der AAMP Rechnung tragen. Die meisten Evaluationsstudien für Deutschland zeigen keine signifiant positiven Beschäftigungseffekte der AAMP, sind jedoch mit großer statistischer Unsicherheit behaftet. Wir führen letzteres im wesentlichen darauf zurück, daß wegen zu geringen Datenumfangs meist äußerst heterogene Maßnahmen gepoolt werden und daß über Teilnehmer und Nichtteilnehmer zu wenige Hintergrundinformationen verfügbar sind. Aufgrund dieser Datenrestriktionen verbietet sich daher aus Sicht der Autoren ein vorschnelles Verdikt über die ökonomischen Wirkungen der AAMP, obwohl mögliche positive Effekte nicht sehr stark sein können, da sie sonst vermutlich trotz unterschiedlicher Methoden und unzureichender Daten empirisch hätten identifiziert werden können.
Die Vielzahl der seit der Einigung ausgeübten Gewaltakte gegen Ausländer in Deutschland hat auch eine Vielfalt an wissenschaftlichen Erklärungsversuchen der fremdenfeindlichen Gewalt und zahlreiche gegensätzliche Thesen produziert. Mit dem Ziel, die Spannbreite der Beliebigkeit verschiedener Interpretationen durch systematische empirische Forschung etwas einzuengen, will der Beitrag auf der Grundlage einer sekundäranalytischen Literaturrecherche Thesen, insbesondere der Makroebene untersuchen. Die These wird geprüft, ob Deutschland fremdenfeindlicher ist als andere Länder. In einem zweiten Schritt werden verschiedene Erklärungen der Ausländerfeindlichkeit überprüft. Dabei werden zunächst die beiden Erklärungsmuster diskutiert, die die Ausländerfeindlichkeit als kollektive Verteidigung der Deutschen gegen a) parasitäre Überforderung des Sozialstaats und b) die Überfremdung des Landes infolge der jüngsten Zuwanderungsbewegungen deuten. Zwei weitere Determinanten werden anschließend untersucht, nämlich der wirtschaftliche Kontext der Zuwanderung und die Mobilisierung des Nationalbewußtseins im Kontext der deutschen Einigung. Der Beitrag verfolgt die These, daß weder These a) noch b) zur Erklärung der Gewaltakte taugen, sondern daß die Erklärung eher in einer Makrokonstellation liegt, die durch das Zusammentreffen der Zuwanderungswelle mit einer Wirtschaftskrise und einer Ethnisierung des Nationalgefühls gekennzeichnet ist. Zum Abschluß werden Möglichkeiten der empirischen Überprüfung der verschiedensten Thesen erörtert. (ICH)
Analysen der Akademikerarbeitslosigkeit, und damit auch der Ingenieurarbeitslosigkeit, haben sich in der Vergangenheit den statisch-strukturellen Aspekten der Betroffenen vorrangig gewidmet, ohne daß darüber hinaus der gesellschaftlichen Bewegungsdynamik und ihren Bestimmungsgründen ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Trotz veränderter Konturen in der Diskussion über soziale Ungleichheiten, haben nach Meinung des Verfassers klassentheoretisch orientierte Forschungsansätze eine unerwartete Renaissance erfahren. Neuere und differenziertere Herangehensweisen auf klassentheoretischer Basis haben sich insbesondere bei der empirischen Analyse von Strukturen und Bewußtseinslagen der Mittelklassen als überaus gewinnbringend erwiesen. Der Autor möchte in diesem Aufsatz zeigen, "daß solche Ansätze nicht nur auf der Makroebene, d.h. bei Klassen i.S. gesellschaftlicher Großgruppen, wertvolle Aufschlüsse über die Determinanten und Charakteristika sozialer Ungleichheiten erbringen, sondern auch auf der Mikroebene der inneren Klassengliederung, d.h. für die Herausbildung differenzierter Klassenlagen, zum fruchtbaren Ausgangspunkt für empirische Studien, z.B. über die Spaltung der Mittelklassen (hier: der Ingenieure) in einen aktiven und einen passiven Teil, genommen werden können." Zur Deutung der spezifischen Arbeitslosigkeit unter Ingenieuren greift er in diesem Sinne zunächst auf die traditionellen klassentheoretischen Konzeptionen von Marx und Weber zurück, bevor diese Modelle anschließend um neuere Gliederungsvorstellungen, wie sie etwa Kreckel, Mingione, Bourdieu u.a. formuliert haben, ergänzt werden. (IAB2)
Cannabis gewinnt, sowohl in der Medienlandschaft als auch in der Politik, zunehmend an Bedeutung und wird, trotz andauernden Verbotes, hitzig diskutiert. (Presseportal, 2021) Dass Veränderungen des Konsumtrends besonders unter Jugendlichen zu beobachten sind, ist eine gute Möglichkeit, diese als Forschungsgegenstand heranzuziehen, und zudem bekräftigt auch gerade dieser Umstand die Annahme, dass insbesondere durch den steigenden Cannabiskonsum auch in aufeinanderfolgenden Generationen eine Akkumulation des Akzeptanzdenkens stattfindet, was die zunehmende Verbreitung von Cannabis zusätzlich verstärkt. Als soziologische Erklärung für einen beobachtbaren Trend, der sich trotz widriger Gesetzeslage seit einigen Jahren fortlaufend verstärkt, müssen und können nur gesellschaftliche Umstände herangezogen werden. Diese hier beschriebenen Gegebenheiten lassen sich unter dem Begriff des postmodernen Kapitalismus (bzw. der postkapitalistischen Moderne) zusammenfassen und beschreiben in ihrem gesammelten Auftreten die prozessverstärkende Wirkweise der gesellschaftlichen Situation. Dieser auf der gesellschaftlichen Makro- und der individuellen Mikroebene wirkende Bezugsrahmen führt dem Prozess zufolge zu ebendiesem ansteigenden Konsum. Es wird vermutet, dass der postmoderne Kapitalismus die Umstände und damit die Substanzfunktionen und -Gebrauchsmuster zuerst der Jugendlichen und dann gesamtgesellschaftlich verändert (hat). Diese Annahme basiert auf drei Theorien: Erstens, dem Badewannenmodell nach James Coleman (Coleman, 1986), nach dem eine Ausgangssituation auf der gesellschaftlichen Makroebene über deren Folgen und Auswirkungen auf der Mikroebene der Jugend eine Veränderung wiederum auf der Makroebene verursacht. Zweitens auf Zinbergs "Drug, Set und Setting"-Theorie (Zinberg, 1984), die die konsumierte Substanz als Drug bezeichnet, die Einstellung des Konsumenten als Set und die Umstände als Setting. Ihr zufolge wird die Wirkung einer psychotropen Substanz durch die Einstellung des Konsumenten sowie dessen Umgebung in unterschiedlicher Gewichtung bestimmt. Und drittens auf der Annahme der Entwicklung des postmodernen Kapitalismus der letzten Jahre, mit dem diverse Unsicherheitsfaktoren und damit ein gesellschaftliches Anonmieempfinden einhergeht, das besonders die Jugend betrifft – dieses Gefühl ist letztlich auch mit dem Begriff des Zeitgeistes genannt. Die Anpassung der Funktion der psychotropen Substanz ist damit eine Folge der Änderung der Umgebung – wobei zugleich natürlich immer wechselseitige Prozesse eine Rolle spielen. Das Ziel der Arbeit ist, eine differenzierte Betrachtung der Mechanismen, Zusammenhänge und der Entwicklung von Substanzkonsumfunktionen von Cannabis im Jugendalter zu ermöglichen, mit der aus wissenschaftlicher Sicht eine alltagsnahe Diskussion zu diesem sensiblen Thema ermöglicht werden kann. Der Fokus liegt hierbei weniger auf der Frage, warum jemand konsumiert (mit Schwerpunkt auf Vorgeschichte, Psyche etc.), als eher darauf, welche Funktion der Konsum unter den gesamtgesellschaftlich gegebenen Umständen in der Phase der Jugend erfüllt. Dies ist eine wichtige Eingrenzung des Themas, ebenso wie gegenüber der Frage, wer kifft und unter welchen psychologischen Einflüssen dies geschieht (der Eltern, der Kindheit, Schulleistungen, Bildungshintergrund etc.) – dazu gibt es mehr als genügend Studien (auch interdisziplinär; vgl. hierzu bspw. Ganguin & Niekrenz, 2010). Stattdessen wird hier thematisiert, wie Jugendliche unter diesen Umständen konsumieren, also welche mikrostrukturellen Funktionen der Konsum in und wegen der Gegenwart (nicht wie die Psychologie, die vieles auf die Vergangenheit zurückführt) mehr oder weniger bewusst erfüllen soll, und was das mit den Strukturen des Kapitalismus zu tun hat.
Das vorliegende Dissertationsprojekt analysiert das Phänomen und die Wahrnehmung derjenigen nordamerikanischen Kolonisten, die sich während der Amerikanischen Revolution 1776-1783 nicht gegen, sondern für die Zugehörigkeit zum Mutterland Großbritannien entschieden haben – den sogenannten Loyalisten. Entgegen der mythischen Verklärung der nationalen Genese der USA als einheitliches Aufbegehren aller Kolonialamerikaner gegen Großbritannien, lässt sich die Amerikanische Revolution tatsächlich als der erste Amerikanische Bürgerkrieg bezeichnen, in dem neben den regulären britischen und kontinentalen Streitkräften v.a. revolutionäre Kolonisten gegen ihre loyalistischen Nachbarn, Freunde und teilweise sogar Verwandte kämpften. Daher stellt die eingehende Untersuchung der Loyalisten in der Amerikanischen Revolution den tradierten Gründungsmythos der USA vom 'Einen aus Vielen' – E Pluribus Unum – und somit den nationalen Topos der 'Einheit aus Uneinheit' fundamental in Frage. Gerade dieser Gründungsmythos aber verklärt die Wahrnehmung und Bewertung der Loyalisten nicht nur im Zeitkontext selbst, sondern auch in der modernen Betrachtung bis heute nachhaltig. Das vorliegenden Dissertationsprojekt wird durch die Analyse des Phänomens und der Wahrnehmung der Loyalisten (wie der Titel bereits andeutet) ebenjenen verklärenden Gründungsmythos von E Pluribus Unum (?) kritisch hinterfragen, was anhand einer Zweiteilung erfolgt: in einen auf der Makroebene angesiedelten ideengeschichtlichen sowie einen auf der Mikroebene verorteten empirischen Teil, welcher einen geographischen Fokus auf die Kolonien Connecticut und Maryland legt.
Gina Gadient und Silvan Truttmann behandeln in der Bachelor-Arbeit «Gleich und doch anders» das Thema Regenbogenfamilien. Die Arbeit hat zum Ziel, Berufstätige der Sozialen Arbeit und interessierte Personen für gleichgeschlechtliche Elternschaft zu sensibilisieren, Fachwissen unter Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse zu vermitteln sowie die Handlungsmöglichkeiten für die Profession der Sozialen Arbeit zur Akzeptanzförderung von Regenbogenfamilien aufzuzeigen. Es wird mit der Entwicklung der Familienmodelle, der rechtlichen und der sozialen Situation von Regenbogenfamilien sowie dem aktuellen Forschungsstand beschreibend an das Thema Regenbogenfamilien herangeführt. Das Konzept der Heteronormativität und die Theorie der sozialen Identität erklären die Diskriminierung von Regenbogenfamilien. Anschliessend wird die gegenwärtige Situation von Regenbogenfamilien in der Schweiz aus Sicht der Sozialen Arbeit bewertet. Zum Schluss werden Handlungsmöglichkeiten für die Soziale Arbeit skizziert. Diese sind nach der Mikro-, Meso- und Makroebene gegliedert und umfassen die Themen sozialarbeiterische Beratung, Diversity-Management sowie Soziale Arbeit und Politik. Die Schlussfolgerungen dieser Arbeit machen deutlich, dass für die Soziale Arbeit auf allen Ebenen Handlungsbedarf zur Akzeptanzförderung von Regenbogenfamilien besteht. Regenbogenfamilien sind als gesellschaftliche Realität anzuerkennen und zu akzeptieren, wozu diese Bachelor-Arbeit einen Beitrag leisten soll. ; + Code Diss LU: hslusa basa 2013 + Fussnote: Bachelor-Arbeit, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Ausbildungsgang Sozialarbeit, 2013
This article examines the development of youth unemployment in the period 2001–2010 from a macro perspective. As dependent variables, alternative concepts of measuring youth unemployment are introduced. Whilst the traditional youth unemployment rate responds best to business cycle effects, improvement of the overall education level, or growth of the share of industrial employment, it does not respond to the relative growth of inactive young people. As alternatives, the NEET ratio and the share of unemployed in the youth population are employed, which both relate unemployment or joblessness to the youth population. Compared to the NEET model the latter model is more sensitive to the change in size of the inactive youth population and delivers good explanatory power. Finally, the ratio of youth unemployment to the corresponding adult rate was tested, and found to have increased in the 2000s until 2008. In the years of crisis, however, this ratio stagnated or decreased even slightly. Generally speaking, the development of this ratio seemed only to be weakly connected to the business cycle in the 2000s, something which should be further researched. Possible consequences for political action are discussed.