Das Buch untersucht die Entstehung, Rolle und Einfluss des politischen Islam, namentlich der fundamentalistischen Organisation Al-Ittihad in Somalia (einschließlich Somaliland und Puntland). Die (neben Al-Islamiyya) nach dem 11. September 2001 ins internationale Blickfeld geratene Gruppe wird in ihre Anfänge in den späten 80er Jahren zurückverfolgt, ihre Rolle beim Zusammenbruch des somalischen Staates und im Bürgerkrieg wird beschrieben, ihre Fraktionen, politischen Positionen und die Verankerung in den politischen Strömungen werden analysiert. Der Autor versucht abzuschätzen, wie stark die Beziehungen zu Al-Quaida sind. Schließlich werden die Beziehungen zu den Nachbarstaaten und zu Italien untersucht. (DÜI-Sbd)
"Statt, dem Zeitgeist entsprechend, den Forschungsfokus auf Akteure und Akteurskonstellationen zu legen bzw. entweder auf die Mikro- oder die Makroebene zu fokussieren, analysiert Erwin K. Scheuch in seinem Beitrag 'intermediäre soziale Gebilde'. Vermittels Darstellung einer reichhaltigen Vielzahl von eigenen empirischen Arbeiten (z.B. einer Studie über Manager-Eliten) deckt Scheuch Strukturen auf der mittleren Ebene unseres Gesellschaftssystems, der Mesoebene, auf. Dem Bereich sozialer Existenz also, der jenseits von individualen und diesseits von gesamtgesellschaftlichen Bezügen liegt. Damit setzt Scheuch auch in diesem Beitrag das Webersche Forschungsprogramm fort, das jener bereits 1910, auf dem Ersten Deutschen Soziologentag, aufstellte - nämlich die Analyse von Instanzen wie Vereinen und Verbänden, dem Arbeitsplatz oder der Kirche. Kennzeichnend für moderne Gesellschaften sei die Vielfalt von Vorgängen und Gebilden auf der Mesoebene: von der Einbindung in persönliche (Unterstützungs-)Netzwerke wie Familie und Freundschaft bis hin zu Mitgliedschaften in bzw. mehr oder weniger direkten Verbindungen zu Behörden und Bürokratien, Vereinen und Verbänden, Freizeitangeboten, Arbeitskontexten etc. - Scheuch spezifiziert die unterschiedlichen Beziehungen auf mehreren Dimensionen: Beziehungsstärke (je weiter ein solches intermediäres Gebilde von der Lebenswelt des Einzelnen entfernt sei, desto 'eigensinniger' gebärde es sich); Qualität der sozialen Einbindung z.B. über 'starke' vs. 'schwache' Beziehungen in persönliche Netzwerke; Grad der Begrenzung ('limiting') bzw. Potenzierung ('enabling') durch die jeweilige Beziehung. Aus elitentheoretischer Perspektive offenbart Scheuch in seiner Analyse die Wichtigkeit insbesondere 'schwacher' persönlicher Netzwerke für Karrieren und nicht zuletzt für die Besetzung von Führungspositionen." (Autorenreferat)
Zum zehnten Mal legt die Gemeinsame Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen ihre "Mitteilungen" vor. Beleuchtet werden diesmal die revolutionären Erschütterungen der Jahre 1917 bis 1919, die in Deutschland zur Entstehung der Weimarer Republik und in Russland zur Gründung Sowjetrusslands führten. Historikerinnen und Historiker beider Länder untersuchen die Ereignisse jener Jahre in Deutschland und Russland als Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte. Die Beiträge thematisieren neben politischen, sozialen, demografischen und sicherheitspolitischen Aspekten auch die Auswirkungen auf andere Länder und Regionen. Sie demonstrieren in vielfältiger Weise, wie eng die Verflechtungen zwischen den revolutionären Ereignissen in Deutschland und Russland tatsächlich waren.
Abstrakt. Der Artikel widmet sich der Analyse der Kultur Turkestans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das soziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben der Mangit-Dynastie in Buchara wird enthüllt. Die Handels- und diplomatischen Beziehungen zwischen Buchara und Russland sind geklärt. Anhand der Arbeiten von Ahmad Donish werden die wirtschaftliche und politische Situation in Buchara sowie die Beziehungen zu den Nachbarländern untersucht. Der Autor beleuchtet das militärisch-bürokratische Kolonialsystem des Zarismus in Turkestan und diskutiert die Faktoren, die zur Geburt nationaler Befreiungskonzepte im Land führten. Anhand von Beispielen wird das Leben Bucharas vor und nach der Invasion des Zarismus analysiert.
In den Verhandlungen zwischen der Europäischen Union (EU) und dem Vereinigten Königreich (VK) über ihre zukünftigen Beziehungen ist der große Durchbruch bisher ausgeblieben. Bei Nichteinigung droht zum Ende des Jahres 2020 der 'No (trade) deal Brexit'. Wirtschaftlich wird in diesem Fall mit massiven Einschnitten gerechnet, die politischen Folgen sind noch schwerer kalkulierbar. Mit dem ungeregelten Ende der Übergangszeit würden die Beziehungen zwischen der EU und der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas nicht enden, sondern in eine neue Verhandlungsphase eintreten. Zwischen Blame Game, wirtschaftlichen Interessen und der Durchsetzung der eigenen Glaubwürdigkeit sollte die EU Maßnahmen vorbereiten, damit London an den Verhandlungstisch zurückkehrt
Ausgehend von einer gewissen Euroskepsis in Großbritannien an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert, die sich auch in Teilen der britischen medialen Öffentlichkeit als Germanophobie manifestiert, zeichnet der Beitrag die Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen vornehmlich in der Zeit von der Thronbesteigung Georgs des Ersten (1714) bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Vorrangstellung deutschen Geisteslebens unter britischen Intellektuellen allgemein anerkannt wurde, nach, um den deutschen Beitrag zum britischen Geistesleben und die Existenz einer blühenden deutschen Kultur in Großbritannien zu dokumentieren. So werden die aktuellen Schwierigkeiten in den deutsch-britischen Beziehungen in einen weiteren historischen Kontext gesetzt und damit relativiert.
Die Parlamentsgeschichte in Nordrhein-Westfalen ist Spiegelbild der Geschichte dieses nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffenen, nach Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft insbesondere in der Startphase der Bundesrepublik Deutschland bei weitem größten und gewichtigsten Bundeslandes. Der Beitrag skizziert die historische Entwicklung und die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen des Landesparlamentes, betrachtet Parteien, Wahlen und Wahlrecht sowie die politische und soziale Zusammensetzung des nordrhein-westfälischen Landtages. Außerdem geht der Beitrag auf die Struktur und Organisation dieses Landesparlamentes ein und erläutert seine Funktionen sowie die Beziehungen zur Landesregierung. Abschließend erfolgt eine Darstellung der Beziehungen des Landtages zur Bundespolitik und der Auswirkungen der europäischen Integration. (ICB2)
Während Leitbilder von Bildung noch im 20. Jahrhundert das Spannungsfeld zwischen ökonomischer Instrumentalisierung und emanzipativen Ansätzen beinhalteten, ist heute eine Verschiebung zu einem neoliberalen Bildungsideal eingetreten, mit dem partikulare Herrschaftsinteressen verknüpft sind. Defizitäre Bildungskompetenzen werden als Defizite einer gesellschaftlichen Konfiguration gesehen, in der Bildung nicht als egalitäres Gut zur Verfügung gestellt wird. Der Diskurs über die Entstehung von Analphabetismus erfüllt gerade deswegen eine Funktionalität für die Aufrechterhaltung bestehender Macht- und Herrschaftsstrukturen. Er verweist auf einen Umgang mit Herrschaft, der zutiefst bürgerliche Elemente aufweist. Die Beziehung zwischen Helfenden und Hilfsbedürftigen wird als eine Beziehung zwischen Herrschenden und Beherrschten in Rahmen einer Mitleidsökonomie charakterisiert. (ICB).
Während Leitbilder von Bildung noch im 20. Jahrhundert das Spannungsfeld zwischen ökonomischer Instrumentalisierung und emanzipativen Ansätzen beinhalteten, ist heute eine Verschiebung zu einem neoliberalen Bildungsideal eingetreten, mit dem partikulare Herrschaftsinteressen verknüpft sind. Defizitäre Bildungskompetenzen werden als Defizite einer gesellschaftlichen Konfiguration gesehen, in der Bildung nicht als egalitäres Gut zur Verfügung gestellt wird. Der Diskurs über die Entstehung von Analphabetismus erfüllt gerade deswegen eine Funktionalität für die Aufrechterhaltung bestehender Macht- und Herrschaftsstrukturen. Er verweist auf einen Umgang mit Herrschaft, der zutiefst bürgerliche Elemente aufweist. Die Beziehung zwischen Helfenden und Hilfsbedürftigen wird als eine Beziehung zwischen Herrschenden und Beherrschten in Rahmen einer Mitleidsökonomie charakterisiert. (ICB)
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Nutzung von Technologie für Bildungszwecke am Beispiel der Verwendung von Taschencomputern im Mathematikunterricht. Rückgreifend auf die Tätigkeitstheorie (zum Verständnis von Lernprozessen) und auf die Akteur-Netzwerk-Theorie (um die Beziehung zwischen Menschen und ihrer materiellen Umwelt zu verstehen) wird die Nutzung von Taschencomputern im Mathematikunterricht zweier weiterführender Schulen untersucht. Es wurden Interviews und videografierte Unterrichtsbeobachtungen durchgeführt bzw. ausgewertet, um so Muster der Beziehung zwischen Menschen und gegenständlicher Welt im Sinne sozio-technischer Netzwerke zu rekonstruieren. Diese Netzwerke sind, so ein zentrales Ergebnis meiner Studie, eher als verknüpfte Einheiten zu verstehen denn als Set je individueller Mensch-Material-Interaktionen.
Kolonialismus ist in der Schweiz kaum ein Thema. Doch obwohl das Land keine Kolonien hatte, lassen sich schweizerische Unternehmen und Migranten in allen Kolonien der Welt finden.Am Beispiel der Handelsstadt Singapur und des Plantagengürtels in Sumatra untersucht Andreas Zangger die Beziehungen der Schweiz zum Kolonialismus zwischen 1860 und 1930. Mittels migrationsgeschichtlicher und transnationaler Ansätze zeichnet er den Aufbau von Netzwerken nach und analysiert die Beziehungen zu den Kolonialmächten sowie zu den Kolonisierten. Zangger legt dabei Verflechtungen zwischen der Schweiz und Südostasien offen und zeigt die Bedeutung der sogenannten 'Schweizer Kolonien' in Übersee für Industrie, Handel und Wissenschaft in der Schweiz.
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Der Autor begründet den Wandel der schwedischen Volkskirche von einer Staatskirche zu einer Großkirche damit, dass die Kirche in einer multireligiösen Gesellschaft eine andere Beziehung zum Staat eingehen muss als in der zuvor bestehenden religiös einheitlichen Gesellschaft. Nach einem historischen Abriss seit 1520 über das Verhältnis Kirche-Staat behandelt er die Kirchenreform im gesamtgesellschaftlichen Kontext sowie ihre Beziehung zur schwedischen Sozialdemokratie und beschreibt zum Schluss die Volkskirche in einer pluralistischen Gesellschaft. Nach der Trennung von Kirche und Staat liegt es nach Meinung des Autors ausschließlich bei der schwedischen Kirche selbst, die Tradierung der eigenen Religion zu leisten, dies allerdings unter den Bedingungen der Konkurrenz mit anderen Sinnangeboten. (ICF)
Im Sommer 2005 hat sich Belarus außenpolitisch weiter isoliert. Die Beziehungen zu Polen sind nach der Ausweisung von Diplomaten und Übergriffen auf Angehörige der polnischen Minderheit in Belarus unterbrochen. Mit rhetorischen Ausfällen gegenüber Litauen und Lettland, Ukraine und Georgien hat sich das System Lukaschenko ins außenpolitische Abseits manövriert. Die Nachbarn Ukraine, Polen, Litauen und Lettland haben sich auf die Koordinierung ihrer Belarus-Politik verständigt. Eine geschlossene EU-Position fehlt hingegen, nicht zuletzt mit Rücksicht auf Rußland. Doch auch die Beziehungen zwischen Belarus und der Russischen Föderation sind gestört. An der Ostgrenze der EU braut sich ein Konflikt von überregionaler Reichweite zusammen. (SWP-aktuell / SWP)