Freizeitgesellschaft - Ohne Freiheit und Zeit: kritische Anmerkungen zur Neubestimmung des Verhältnisses von Arbeit und Freizeit
In: Umbrüche in der Industriegesellschaft: Herausforderungen für die politische Bildung, S. 199-219
Ausgehend davon, daß ökologisches Handeln und Verhalten bedeutet, Formen ergiebiger, ressourcenschonender Freizeitnutzung zu entwickeln, wird in dem Beitrag die These aufgestellt, daß die "sanfte Technik" der Ergänzung durch eine "sanfte Freizeit" bedarf. Es wird allerdings bezweifelt, daß die "Sache der Freiheit" im Bereich der Freizeit besonders gut aufgehoben ist. Einige Gründe und Beobachtungen für diese Erwartung werden vorgetragen. Ausgehend von einem empirischen Befund über die arbeitsfreie Zeit wird nach der pädagogischen Herausforderung der Freizeitgesellschaft gefragt. Es wird festgestellt, daß die Freizeit nicht "frei" ist, weil die psychosoziale Determinationskraft der Arbeit selbst den Spielraum für die Freizeit einschränkt. Am Beispiel des Ehrenamtes wird gezeigt, wie die psychologische Arbeitszentralität überwunden werden kann. Der Wechsel von der Arbeitsgesellschaft zur Freizeitgesellschaft wird analysiert. Angesichts der technischen Entwicklung mit ihrer Rationalisierung wird festgestellt, daß die "Pflicht zur Muße" möglicherweise viel aktueller und plausibler ist als das anachronistische "Recht auf Arbeit". Da mit der Arbeit die gewohnte zeitliche Lebensstrukturierung verloren geht, wird gefragt, ob bisher eine Vorbereitung auf die Freizeitgesellschaft stattgefunden hat. Als zwei Probleme dieser Entwicklung werden die unbewältigte Langeweile und eine neue Gleichgültigkeit diskutiert. Trotz aller Ansätze wird im Ergebnis festgestellt, daß bisher keine eindeutige Antwort auf den Verfall der Arbeitsgesellschaft gegeben werden kann. (ICA)