Transformationen der Macht
In: Macht: zwischen aktiver Gestaltung und Missbrauch, S. 67-81
Der Beitrag analysiert Transformationen der Macht. In 18 Thesen unterscheidet und untersucht der Autor die Grundlagen und changierenden Anwendungen insbesondere von staatlicher Macht und klärt ihr Verhältnis zu Gewalt, Recht und Vertrauen. Zunächst wird definiert: "Macht ist die in einem interpersonellen Verhältnis begründete Möglichkeit, einen anderen Menschen dazu zu veranlassen, die eigenen Handlungsziele zu unterstützen - ganz gleich, worauf diese Möglichkeit beruht". Diese Definition orientiert sich an der bekannten Max Webers, mit einer Abweichung: es ist nicht von Befehl und Gehorsam die Rede. Sie erlaubt ferner, jene Situationen als Situationen von Machtgewinn zu verstehen, in denen sich zwei oder mehr Menschen zusammenschließen, um gemeinsam etwas zu erreichen. Macht hat damit generell zwei Aspekte: die Möglichkeit, anderen Menschen Vorteile zu verschaffen, und die Möglichkeit, anderen Menschen Nachteile zu verschaffen. In der Terminologie des Autors: Gratifikations- und Sanktionsmacht. Dabei ist gewiss nicht notwendig, dass in einer Situation der Ausübung von Macht stets beide Aspekte gegenwärtig sind. Eine Gratifikation kann versprochen oder gewährt werden, ohne dass die Drohung, und sei sie maskiert, daneben stünde. Aber Macht, die sich nur auf Gratifikationen stützt, wäre ohnmächtig gegen Gefolgschaftsverweigerung. Sie könnte nur zum Rezept "Mehr desselben" greifen, d.h. die Prämie erhöhen. So wandelt sich der Bestechende in den Erpressten. (ICA2)