Die Friedensverantwortung der Zivilschutzgesellschaft
In: Frieden machen, S. 268-277
Die beiden vorherrschenden Friedensmodelle der Zeit vor 1989 - "Frieden durch Abschreckung" und "Frieden durch Entspannung" - haben an Plausibilität verloren. Zugleich ist die Annahme überholt, das das Friedenshandeln exklusiv an die Tätigkeit des Staates gebunden ist. Sowohl das sicherheitspolitische Denken als auch die Friedensbewegung gingen vom stattlichen Gewaltmonopol aus und definierten sich - als Nichtregierungsorganisationen - vom Staat aus. Der Autor legt dar, weshalb diese Form der Staatsfixierung nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Zum einen müsse das Verhältnis von Staat und Gesellschaft neu verstanden werden, zum anderen liegt der Grund für ein neues gesellschaftsbezogenes Verständnis von Friedensverantwortung im neuen Charakter friedensgefährdender und friedenszerstörender Konflikte. Als dritten Faktor sieht er die elementare friedensethische Einsicht, daß bei der Bearbeitung von Konflikten den gewaltfreien Mitteln der Vorrang vor allen Mitteln der Gewalt zukommt. Ausgehend von diesen Überlegungen schildert er die Diskussion über Organisation und Förderung eine Zivilen Friedensdienstes in Bosnien. Er skizziert zwei Grundmodelle. Daß die Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktbearbeitung auch in den internationalen Beziehungen ausgebaut werden, ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, daß die Debatte über militärische Interventionen als äußerstes Mittel zur Beendigung von Gewalt aus der "Engführung befreit" wird, unter der sie gerade in Deutschland in den letzten Jahren gelitten hat, lautet ein Fazit. (rk)