In diesem Beitrag wird das Verhältnis von Marktwirtschaft und Demokratie einer eingehenderen Analyse unterzogen. Dabei geht es nicht darum, konkrete Einzelfragen zu erörtern, wie sie in der politischen Alltagsdiskussion thematisiert werden. Vielmehr geht es um eine allgemeine theoretische Klärung der Frage, worin die grundlegenden Eigenschaften einer marktlichen Wirtschaftsordnung und einer demokratischen Staatsordnung zu sehen sind, und was im Lichte dieser Eigenschaften über ihr wechselseitiges Verhältnis ausgesagt werden kann.
Zusammenfassung Vor dem Hintergrund der hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Sozialsektors hinsichtlich seiner sozialpolitischen Funktion, der Bereitstellung von Arbeitsplätzen und seinem Beitrag zur Wertschöpfung steht die Forderung nach einer effizienten und bedarfsgerechten Versorgung. Der Beitrag stellt dem vielfach noch vorherrschenden korporatistischen System mit Sachleistungsprinzip, Bedarfsplanung und Objektforderung eine wettbewerblich-marktliche Steuerung gegenüber. Ein personengebundenes Budget und die Vergabe durch Ausschreibungen werden als alternative Steuerungsformen diskutiert sowie deren flexible Ausgestaltung und Grenzen anhand von Fallbeispielen illustriert.
Vor dem Hintergrund akademischer Debatten über Wohl und Weh der sogenannten "Sharing Economy" führt dieser Essay die Unterscheidung zwischen allmende-basierten und markt-basierten Formen von Sharing Economy ein. Mit Hilfe einer von Polanyi inspirierten Perspektive auf diese beiden Typen von Sharing Economy lassen sich in der Folge nicht nur gegenläufige Entwickungslinien zwischen Allmende und Kommodifizierung in Abhängigkeit der jeweiligen Plattform-Governance identifizieren. Darüber hinaus lenkt so eine Betrachtungsweise auch die Aufmerksamkeit auf Externalitäten, die üblicherweise mit der Ausdehnung von Marktlogiken in neue, zuvor nicht-marktliche Bereiche verbunden sind.
"Ausschreibungswettbewerb, Kostendruck und New Public Management haben auch vor der Kinder- und Jugendhilfe nicht Halt gemacht. Nichtsdestotrotz hat ein ausgeprägter Korporatismus Bestand. Der folgende Beitrag benennt entsprechende Strukturelemente und zeigt die hiermit verbundenen Wettbewerbsbeschränkungen auf. Sodann wird die Eignung einer marktlich-wettbewerblichen Ordnung für diesen Sozialsektor hinterfragt und wesentliche Eckpunkte dieser Steuerung als Ansätze einer Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes beschrieben. In drei Fallbeispielen wird der Einsatz von Sozialtransfers/ Gutscheinen, Ausschreibungen sowie persönlichen Budgets in Begleitung eines Fallmanagers vorgeführt." (Autorenreferat)
'Die Versorgung in der Kinder- und Jugendhilfe ist durch eine staatlich-zentrale Bedarfs- und Kapazitätsplanung, Subventionen im Rahmen der Investitionsfinanzierung (Objektförderung) und die Vergabe der Dienstleistung als Sachleistungsanspruch der Hilfebedürftigen gekennzeichnet. Das personengebundene Budget (PGB) entfaltet demgegenüber einen Geldleistungsanspruch. Es kann als wesentliches marktlich-wettbewerbliches Steuerungsinstrument - neben der Ausschreibung und einer Gutscheinvergabe - einen Systemwechsel hin zur Subjektförderung begleiten. Der Beitrag zeigt Gründe auf für eine Einführung des PGB und damit verbundene Erwartungen. Er benennt Voraussetzungen und Grenzen und stellt das Ver- sowie seine Ausgestaltung dar. Eine Diskussion möglicher Gefahren und Probleme sowie die Einbindung in einen Systemwechsel mit der Notwendigkeit einer Neuordnung der staatlichen Kompetenzen beschließen die Ausführungen.' (Autorenreferat)
Zusammenfassung Der Beitrag untersucht, ob Hayeks Konzept des "Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren" über den wettbewerblichen Marktprozeß hinaus auf den Wettbewerb in anderen gesellschaftlichen Bereichen übertragbar ist. Dazu wird zunächst zwischen drei verschiedenen Wirkungen des Wettbewerbs unterschieden. Es wird gezeigt, daß Hayek in "Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren" die Aufdeckungs- und die Ordnungswirkung des Wettbewerbs betont, während er die Erkundungswirkung des Wettbewerbs ausblendet. Anhand der verschiedenen Wirkungen des Wettbewerbs wird dann herausgearbeitet, wie sich Wettbewerbsprozesse in der Wissenschaft, in der Politik und in innovativen Nutzergruppen vom marktlichen Wettbewerb unterscheiden. Die identifizierten Unterschiede zwischen den von Hayek betonten Wettbewerbswirkungen und den tatsächlichen Wirkungen des Wettbewerbs außerhalb der Güter- und Faktormärkte sprechen gegen eine Übertragung des "Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren" auf andere gesellschaftliche Bereiche.
Auf dem Gebiet der Altenpflege lässt sich erkennen, dass die Abwesenheit durchsetzungsstarker Interessenvertretungen bei einer gleichzeitig hohen elektoralen Bedeutung der Pflege-Policy im Parteienwettbewerb zunehmende staatliche Interventionen in diesem Bereich stimuliert. Doch inwieweit kann eine solche Top-down-Strategie, die die Schwäche der gesellschaftlichen und marktlichen Kräfte zu kompensieren sucht, erfolgreich sein? Dieser Beitrag argumentiert, dass der Staat gegenwärtig zwar der wichtigste Akteur ist, um eine bedarfsorientierte Strategie in der Altenpflege zu verfolgen. Allerdings wird es ohne eine eigenständige und wirkungsvolle Vertretung der schwachen Interessen eher unwahrscheinlich, dass die anvisierten Ziele durchgesetzt werden können. Am Beispiel der Pflegekammern und der Konzertierten Aktion Pflege werden die defizitären Wirkungen staatlicher Top-down-Initiativen reflektiert.
"Regionale Selbststeuerung krankt an der Bestimmung eines 'Gemeinschaftsbedarfs', der die Akteure zur Kooperation animiert. Ursachen liegen erstens in einem 'Gefangenendilemma' (unzureichender Austausch der Akteure über die Problemwahrnehmung), zweitens in unterschiedlichen Handlungslogiken der Akteure und damit verbundenen unterschiedlichen räumlichen Handlungsorientierungen (marktlich-funktionale, politisch-territoriale und kooperativ-lokale Handlungslogiken). Integratives 'Management der Interdependenzen' kann nur bedingt spontan und bottom-up erfolgen, zumal die unterschiedlichen Handlungslogiken auch unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung der regionalen Selbststeuerung erzeugen. Die Verknüpfung über Projekte und Verhandlungssysteme führt zu Selektivitäten hinsichtlich berücksichtigter Interessen, behandelter Themen und zugelassener Lösungen. Verdichtungsräume sind durch eine unsystematische Überlagerung vieler governance-Muster gekennzeichnet. Das ungelöste Problem liegt in deren Verknüpfung." (Autorenreferat)
Zusammenfassung Der Selbstverwaltungskorporatismus ist ein Steuerungsmodus, der die spezifische Ausprägung des deutschen Sozialstaatsmodells charakterisiert. Diese seit Bismarck konstitutive gesellschaftliche Öffnung der deutschen Sozialversicherungen durch das Instrument der Selbstverwaltung ist in den letzten Jahren in vielfältiger Weise unter Veränderungsdruck geraten. Seit einigen Jahren werden Markt und Wettbewerb als direkte Steuerungsimpulse aufgewertet, während sozialpartnerschaftliche Arrangements und deren symbolische Dimension geringer bewertet werden. Die gesellschaftlichen Akteure müssen sich auf die neu aufgewerteten Steuerungsmodi in der Selbstverwaltungsarbeit einlassen, um weiterhin Möglichkeiten zu nutzen, nicht-marktliche, bedarfsorientierte und solidaritätsorientierte Steuerungsziele verfolgen zu können. Wie sich die Selbstverwaltung als Steuerungsinstanz entwickelt, hängt auch von den weiteren Weichenstellungen im politischen Raum ab. In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass die semiprofessionelle, zuweilen politisch gefärbte Selbstverwaltungsarbeit der Vergangenheit an ihre Grenzen stößt und dass künftig eine auf wenige Akteure konzentrierte Politik wahrscheinlich ist, die tendenziell in Richtung Aufsichtsratsmodell gehen könnte.
"Die Dynamik der marktlichen und außermarktlichen Entwicklungen hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Veränderungen - ob als reaktives Anpassen an externe Entwicklungen oder proaktives Gestalten aufgrund eigener strategischer Absichten - sind zum dauerhaften Begleiter wirtschaftlichen Handelns geworden. Mittlerweile hat sich weitestgehend die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich Unternehmungen in einem Zustand permanenten Wandels befinden. Dies gilt gleichermaßen auch für öffentliche Verwaltungen. Aus diesem Grund wird das Wandlungsmanagement zu einer dauerhaften Aufgabe. Dass es hierbei in der Praxis aber noch viele Verbesserungsmöglichkeiten gibt, zeigt das Scheitern von ca. 70% aller Wandlungsvorhaben. Dies mag zum einen daran liegen, dass in vielen Fällen ein Gesamtkonzept des Wandlungsvorhabens fehlt und wenig integrierte Einzelmaßnahmen durchgeführt werden. Zum anderen werden häufig aber auch Standardkonzepte angewendet, ohne auf die Besonderheiten des Einzelfalls zu achten. Ziel dieses Beitrags ist es daher, einen umfassenden Bezugsrahmen für das Wandlungsmanagement vorzustellen. Entscheidend für den Wandlungserfolg ist die situationsgerechte Ausgestaltung und Abstimmung ('Orchestrierung') der einzelnen Wandlungskomponenten." (Autorenreferat)
'Die Dynamik der marktlichen und außermarktlichen Entwicklungen hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Veränderungen - ob als reaktives Anpassen an externe Entwicklungen oder proaktives Gestalten aufgrund eigener strategischer Absichten - sind zum dauerhaften Begleiter wirtschaftlichen Handelns geworden. Mittlerweile hat sich weitestgehend die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich Unternehmungen in einem Zustand permanenten Wandels befinden. Dies gilt gleichermaßen auch für öffentliche Verwaltungen. Aus diesem Grund wird das Wandlungsmanagement zu einer dauerhaften Aufgabe. Dass es hierbei in der Praxis aber noch viele Verbesserungsmöglichkeiten gibt, zeigt das Scheitern von ca. 70% aller Wandlungsvorhaben. Dies mag zum einen daran liegen, dass in vielen Fällen ein Gesamtkonzept des Wandlungsvorhabens fehlt und wenig integrierte Einzelmaßnahmen durchgeführt werden. Zum anderen werden häufig aber auch Standardkonzepte angewendet, ohne auf die Besonderheiten des Einzelfalls zu achten. Ziel dieses Beitrags ist es daher, einen umfassenden Bezugsrahmen für das Wandlungsmanagement vorzustellen. Entscheidend für den Wandlungserfolg ist die situationsgerechte Ausgestaltung und Abstimmung ('Orchestrierung') der einzelnen Wandlungskomponenten.' (Autorenreferat)
Die Tatsache, dass Begriffe aus der politischen Ethik für die Beurteilung wirtschaftlicher Arrangements zunehmend an Bedeutung gewinnen, führt den Autor zu der Frage, wie die normativen Grundlagen einer Wirtschaftsethik, die sich als politische Ethik versteht, aussehen könnten. Er bezieht sich in seinem Beitrag auf den Kernbegriff der demokratischen Legitimität und untersucht ihre Bedeutung als schwaches normatives Prinzip für die Evaluation ökonomischer Arrangements. Er diskutiert zunächst die Frage, warum Legitimität als normatives Konzept in der ökonomischen Theorie bisher wenig Beachtung gefunden hat und entwickelt die These, dass eine bestimmte Konzeption von Legitimität durchaus zur Anwendung kommen kann, wenn die Legitimation im Markt von der Legitimation in der Politik getrennt wird. Er nimmt anschließend eine begriffliche Unterscheidung zwischen Wahlentscheid und Einwilligung vor und zeigt auf dieser Grundlage, dass der Legitimitätsbegriff auch in der herkömmlichen Verteidigung der Autonomie der Marktsphäre eine Rolle spielt. Die Unterscheidung macht ferner deutlich, dass die Legitimität von institutionellen Arrangements und Markttransaktionen nicht rein inner-marktlich gesichert werden kann. Der Autor nimmt in seiner Diskussion der unterschiedlichen Demokratietheorien die Perspektive eines "epistemischen Prozeduralismus" ein und plädiert für ein deliberatives Demokratieverständnis. (ICI2)
In diesem Beitrag wird auf Basis einer quantitativen repräsentativen Management-Befragung sowie von Fallstudien die Bedeutung von Insourcing im Verarbeitenden Gewerbe und seinen Subbranchen untersucht. Dabei werden auch die zugrundeliegenden Motive für und Formen der Insourcing-Prozesse analysiert. Es zeigt sich, dass Insourcing ein relevantes Phänomen ist und relativ betrachtet häufiger in marktlichen als in netzwerkförmigen Geschäftsbeziehungen erfolgt. Die ehemaligen Geschäftspartner*innen, von denen ingesourct wird, sind vor allem Onsite (auf dem eigenen Werksgelände), in der Region oder in Deutschland und weniger im Ausland lokalisiert. Betroffen sind vor allem Kernbereiche von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wie die Produktion oder die Forschung und Entwicklung. Erwartungsgemäß handelt es sich beim Insourcing um eine Managemententscheidung. Hat ein Betrieb einen Betriebsrat, ist dieser ca. in einem Drittel der Fälle in die Entscheidung involviert. Überraschenderweise wird von den Befragten angegeben, dass mittels Insourcings vor allem die Flexibilität erhöht werden soll. Die ökologische Nachhaltigkeit ist laut Managementangaben (nur) von mittlerer Bedeutung. Die fortschreitende Digitalisierung wird die Dynamiken der Restrukturierung aller Voraussicht nach erhöhen. Die Befunde liefern für Management und Interessenvertretung Hinweise zur Reflexion der Wertschöpfungstiefe. Betriebsräte sollten für die Möglichkeiten und Grenzen des Insourcings mittels Beratung und gewerkschaftlicher Bildung (noch) stärker sensibilisiert werden.
Die Marktsoziologie hat dargelegt, dass Märkte grundlegend in soziale Strukturen eingebettet sind. Allerdings wurden bisher Biografien als relevante Kontexte marktlicher Einbettung wenig beachtet. So bleibt beispielsweise offen, wie biografische Erfahrungen Markthandeln beeinflussen und wie dieses im Gegenzug biografisch verarbeitet wird. Der vorliegende Artikel setzt hier an. Er leistet einen konzeptionellen und einen empirischen Beitrag: Konzeptionell zeigt er im Anschluss an die Theorie von Harrison C. White, wie sich im Schnittfeld von Märkten und personalen Styles ("Biografien") Marktidentitäten ausbilden. Marktidentitäten sind labile Konstrukte, die permanent ihre Anschlussfähigkeit an die Märkte und Biografien sicherstellen müssen, die sich in ihnen kreuzen. Empirisch präsentiert der Beitrag zwei Fallstudien von Selbständigen ohne Angestellte (sog. Solo-Selbständigen), eine auf dem Markt für künstlerische Fotografie und eine auf dem Markt für Nahrungsergänzungsmittel. Die Beispiele zeigen anhand von extremen Fällen, wie der Aufbau von Marktidentitäten scheitern und gelingen kann. Das hier vorgeschlagene Konzept der fragilen Marktidentitäten erschließt der Marktsoziologie eine weitere Dimension der Einbettung von Märkten in soziale Strukturen. Biografien sind zugleich Quellen von Markthandeln und Bezugskontexte, in denen Markterfahrungen aufgegriffen werden. (Autorenreferat)