"Welche Normalitätserwartungen an das Funktionieren demokratischer Institutionen sind im ostdeutschen Alltagsbewußtsein vorfindbar und woran entzünden sich dementsprechend die normativen Kriterien der Kritik? In Beantwortung dieser Frage wird anhand der Deutung qualitativen Materials eine Taxonomie jener Ordnungsvorstellungen dargestellt, die ostdeutsche Akteure durch die neuen demokratischen Institutionen gewährleistet sehen wollen. Ziel ist es, die 'empirische Demokratietheorie' in den verschiedenen Varianten des ostdeutschen Alltagsbewußtsein wissenssoziologisch zu entschlüsseln. Das Material des Referats entstammt einer Gemeindestudie, die von 1990 bis 1993 in einer brandenburgischen Stadt durchgeführt wurde." (Autorenreferat)
"Um die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Transformationsprozesses erfassen zu können, muß in vielen Bereichen zuerst einmal die Situation zur Zeit des Sozialismus erforscht werden. Denn über viele soziale Ungleichheiten, die im Widerspruch zur offiziellen Selbstdarstellung der sozialistischen Staaten standen, durfte bis in die Endphase der kommunistischen Systeme nicht publiziert werden. Politisch sensible Daten wurden entweder geheimgehalten oder thematisch und räumlich so stark aggregiert, daß die Ungleichheiten nicht mehr so deutlich waren. Zu solchen Tabus gehörten u.a. die großen geschlechtsspezifischen Disparitäten auf dem Arbeitsmarkt, die große Benachteiligung der peripheren ländlichen Gebiete und das Ausmaß der sozialen Ungleichheit etc.. Der hier verwendete theoretische Ansatz geht davon aus, daß mit einer räumlichen Differenzierung der sozioökonomischen Indikatoren bzw. mit einer Analyse der zentral-peripheren Disparitäten das Ausmaß der im Sozialismus bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die dafür verantwortlichen Einflußfaktoren und die durch den Transformationsprozeß ausgelösten Strukturveränderungen besser erfaßt werden können, als wenn 'die Gesellschaft' oder einzelne soziale Schichten als Ganzes, anhand von Durchschnittswerten und ohne räumlichen Bezug, analysiert werden. Nicht zuletzt haben sich mehrere typische Strukturunterschiede zwischen den marktwirtschaftlichen und dem sozialistischen System nur in der räumlichen Dimension gezeigt. Auch die Voraussetzungen für das Gelingen des Privatisierungsprozesses, für die Gründung neuer Unternehmen und den Umbau von nicht mehr wettbewerbsfähigen Strukturen waren räumlich sehr ungleich verteilt. Als Gewinner oder Verlierer des Transformationsprozesses sind deshalb nicht nur einzelne soziale Kategorien anzusprechen, sondern auch unter den Regionen, den Siedlungstypen und Siedlungsgrößen finden sich Gewinner und Verlierer der Transformation. Dieses Referat analysiert anhand der erstmals zugänglichen Individualdaten der ungarischen Volkszählungen von 1980 und 1990 die Entwicklung der regionalen und sozialen Disparitäten der Arbeitsmarktstrukturen in Ungarn, wobei die geschlechtsspezifische Segmentierung des Arbeitsmarktes, die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und regionale Disparitäten der Qualifikationsstruktur der Arbeitsbevölkerung im Mittelpunkt des Interesses stehen. Entgegen der negativen Szenarien, welche die Frauen zu den Hauptverlierern des Transformationsprozesses erklärt haben, verzeichneten die Frauen bisher geringere Verluste an Arbeitsplätzen und auch niedrigere Arbeitslosenquoten als die Männer. Allerdings hat sich die Bedeutung der Lebenszyklusphasen für die altersspezifischen Frauenerwerbsquoten wieder verstärkt. Die zentral-peripheren Disparitäten des Ausbildungsniveaus der Arbeitsbevölkerung (die räumliche Konzentration der Entscheidungsträger in Budapest) haben sich durch die Einführung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs in einigen Branchen verringert, in anderen vergrößert." (Autorenreferat)
Zu den innovativsten Elementen des Zukunftsprojekts Illingen 2030 gehören die partizipative Strategieentwicklung, der ganzheitlich-nachhaltige Ansatz, der in dieser Komplexität für eine Kommune von 18000 Einwohner ziemlich einmalig ist, die Entwicklung eines Kinderhauses, das Übergänge (Transitions-Probleme) vom Elternhaus zu Krippe und Kindergärten und von Kindergarten zur Grundschule erleichtert sowie die Idee einer Wissenscity.
"In den letzten 10-15 Jahren haben sich in vielen Ländern Subsahara-Afrikas bemerkenswerte und umfassende Veränderungen in der politischen, sozialen und ökonomischen Gesamtsituation ergeben. Das tiefe Tal der 80er (und eines Großteils der 90er) Jahre des letzten Jahrhunderts liegt nicht nur zeitlich hinter uns, denn in vielen afrikanischen Staaten ist ein Prozess erkennbar, der zu breitflächigen und bemerkenswerten Verbesserungen in allen Bereichen von Politik und Wirtschaft geführt hat. Afrika wandelt sich langsam von Sorgen- zum Chancenkontinent." (Autorenreferat).;;;"Numerous countries in sub-Saharan Africa have undergone profound political, social, and economic change in the last ten to fifteen years. The lost years of the 1980s (and most of the 1990s) have not only been overcome. In many countries they have been replaced by widespread and remarkable improvements in politics and the economy. Africa, once a cause for great concern, is now slowly making the transition, to become a continent of opportunity." (author's abstract).
"While Nigeria benefited from the sharp rise in international oil prices at the beginning of the twenty-first century in terms of economic growth, economic stabilisation and diversification as wen as an improvement in living conditions all failed to materialise. This paper finds that instead of investing resource revenues in economic diversification and social development, a small elfte consisting of politicians and business leaders has simply seized the country's oil rents. Ten years after a democratic transition, the political sphere is still shaped by the elite's rent-seeking behaviour and a neopatrimonial state which distributes oil rents in exchange for political support and favours. Conflicts over resources are carried out an a regional level, triggered by ethnic diversity and consequences of environmental damages that frequently spark violence, particularly in the oil-rich Niger Delta. Internationally, Nigeria maintains stable relations with Western countries and has developed dose ties with China, India, and South Korea. Within the region, Nigeria has assumed an active role through its engagement in peace-building missions led by the UN and the African Union. However, without responsible political and economic managers to carry out reforms, Nigeria's prospects for sustainable development and peace are far from promising." (publisher's description)
"Political ethics of democracy is essentially an ethic of compromise. Conscience is not the executive authority but rather a final, individual and verifiable means of control unrelated to practical decision-making. Polycontextual descriptions of conscience are embedded in post-humanist theories of society (such as systems theory, theories of postmodernism and post-structuralism). The central normative self-regulatory body of the individual cannot be adequately described in the traditional sense as an 'inner voice' (that is, as an entirely autonomous rating utterance of an individual or as a mere internalisation of social norms) theoretical conception. Such reductionist standard designs miss the peculiar dynamics of norm-making processes in the present, and fall short of the structural richness of the normative constitution of presence. The outlines of a 'political enlightenment' might nerve as new frame in which conscience, morality and ethics can be analysed by the methods of political science. Is it possible to conceptualize ethics that take into account that even private lives are always affected by political conditions and at the same time avoid to postulate substantialist assertions as well as to make contributions to relativist discourses? As a starting point for such an intellectual transition form ethics policy to political ethics, it is proposed here to take up the figure of conscience. Only that term is capable to capture the explosiveness that is characteristic of many bioethical discourses or debates an 'life issues', as they are termed in this paper." (author's abstract)
"Angesichts des revolutionär anmutenden gesellschaftlichen Umbruches in den postkommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas scheint in den Sozialwissenschaften die Ansicht vorzuherrschen, der einzigartige und vorbildlose Charakter dieses epochalen Ereignisses verbiete den Rückgriff auf das vor 1989 entwickelte Instrumentarium zur Analyse der Modernisierung und Transformation von Gesellschaften. Insbesondere die gleichsam unentwirrbare Handlungskonstellation simultaner politischer, wirtschaftlicher und territorialer Problemlagen und Entscheidungszwänge - das spezifisch osteuropäische 'Dilemma der Gleichzeitigkeit' (Offe) - lasse keinen Vergleich etwa mit den von der sog. 'Transitions'- Forschung untersuchten südeuropäischen Demokratisierungsprozessen der 70er und 80er Jahre zu. Ein Blick auf die spanische transicion vom Frankismus zur Demokratie zeigt jedoch, daß sich auch dort die grundlegenden Aufgaben der Nation-, Verfassungs- und Verfahrensbildung gleichzeitig und kaum weniger virulent stellten. Gerade auf dem für das Gelingen des Transformationsprozesses zentralen Feld der Sozialpolitik lassen sich durchaus ähnliche Erblasten konstatieren, die die 'postautoritären' Wohlfahrtsstaaten beider europäischer Regionen mit zum Teil gleichgelagerten Umstellungsproblemen konfrontier(t)en. Der entscheidende Unterschied zwischen dem osteuropäischen und dem mediterranen Weg zum demokratischen Kapitalismus ist insofern, so die These des Beitrags, weniger in der jeweiligen politisch-ökonomischen Agenda der Reform zu sehen als vielmehr in der höchst ungleichen Ausstattung süd- und osteuropäischer Gesellschaften mit ebenso verpflichtungsbereiten wie verpflichtungsfähigen intermediären Akteuren als sozialen Trägern des demokratisch-marktwirtschaftlichen Reformprojektes." (Autorenreferat)
Globalization definitely has been one of the most discussed issues in social sciences during the last decade, and still is today. Despite this grown interest, the measurement of globalization still remains vague or often one-sidedly restricted to the analysis of its economic dimension, thereby neglecting the multidimensionality of the phenomenon of globalization. As a consequence, a differentiated measure of globalization covering both economic and social aspects that can be, for example, introduced into multivariate analysis of survey data as an explanatory variable, is still largely missing. In this article, we suggest a multi-dimensional globalization measure, encompassing economic, (socio-)technological, cultural, and political dimensions of global change. It builds on previous globalization measures, but extends them by additional dimensions and indicators representing central facets of a genuine sociological concept of globalization. Our contribution starts by shortly describing the multidimensional nature of the globalization process and then develops an overall sociological index of globalization, which we call Global- Index, covering a total of 97 different countries from 1970 to 2002. Based on this measure, we first describe the development of globalization on a worldwide scale and across economic regions. Next, we demonstrate the potential of the Global-Index for the analysis of contemporary survey data by illustratively including it into two micro-level longitudinal analyses of labor market transitions during the early career in Germany and the United Kingdom." (Author's abstract, IAB-Doku) ((en))
Der Beitrag untersucht Leistungen und Leistungsgrenzen empirischer Bildungsforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik am Beispiel von Large-Scale-Assessment-Studies (LSA). Im metatheoretischen Rahmen differenter Handlungslogiken von Wissenschaft und Politik und unter Bezugnahme auf Goldthorpe's (2001) Konzeption von Verursachung als generativem Prozess werden die Leistungen von LSA auf den Feldern der theoretischen und empirischen Rekonstruktion von bereichsspezifischen Leistungsdispositionen, der Beschreibung und Erklärung sozialer und ethnischer Disparitäten und der Identifikation von jungen Menschen mit einem besonders hohen Risiko der gesellschaftlichen Exklusion beschrieben. Dabei wird die Frage diskutiert, ob es in sozial-kommunikativen Kontexten theoretisch und empirisch sinnvoll ist, unterschiedliche Wissensformen - deskriptiv-analytische Rekonstruktion des Phänomens und unterschiedliche Modelle kausaler Erklärung - nach politischer Handlungsrelevanz zu unterscheiden. Der Beitrag thematisiert das Problem, wie die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik trotz unterschiedlicher Funktionsrationalität auf Dauer gestellt werden kann, und macht auf die Gefahr von Grenzüberschreitungen und - damit verbunden - von nicht einlösbaren Leistungsversprechen seitens der Wissenschaft aufmerksam. (DIPF/Orig.).;;;This article investigates contributions and limitations of empirical educational research at the interface between science and politics using the example of large scale assessment-studies (LSA). Within the meta-theoretical frame of the divergent rationalities of science and politics and with reference to Goldthorpe's (2001) concept of causation as a generative process, it describes the contributions of LSA in three fields: the theoretical and empirical conceptualization of domain-specific achievement dispositions, the description and explanation of social and ethnic disparities, and the identification of adolescents at risk of social exclusion at the transition to vocational training and the labor market. With reference to these examples, the article discusses whether it is theoretically and empirically advisable in social sciences to distinguish different forms of scientific knowledge according to their relevance for political decision-making. The article addresses the problem of how long-term communication can be established between science and politics despite the differences in their functional rationality and draws attention to the risk of not taking into account these differences and making promises that the social sciences cannot fulfill. (DIPF/Orig.).