Veränderte Rahmenbedingungen in restrukturierten Unternehmen und Veränderungen des Erwerbspotenzials verstellen häufig die Perspektive auf einen stabilen und sozial abgesicherten Erwerbsverlauf. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes präsentieren organisatorische Bedingungen, unter denen Beschäftigte im Betrieb und auf dem Arbeitsmarkt ihre beruflichen Fähigkeiten und ihre Qualifikationen bei sich verändernden Anforderungen behalten, verwerten und weiter entwickeln können. Außerdem stellen sie Konzepte vor, mit denen Unternehmen die Versorgung mit qualifizierten Fach- und Führungskräften lan
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Die Verfasserin analysiert die Wechselwirkungen von Unternehmensstrategien, Tarifvertragssystem, Berufsbildung und Institutionen der wohlfahrtsstaatlichen und Arbeitsmarktregulierung (Minijobs, Steuer- und Sozialversicherungssystem) in ihren Auswirkungen auf die geschlechtsspezifische Ungleichheit im Einzelhandel. Diese größte private Dienstleistungsbranche ist ein eindrucksvolles Beispiel für das Aufbrechen des Nexus zwischen dem Produktions- und dem Verteilungs-/Konsumsegment im deutschen Beschäftigungsmodell. Die chronisch gewordene Binnenmarktschwäche im deutschen Wachstumstyp bildet das Umfeld für Billig-Strategien und für das Schleifen von Eckpfeilern des Tarifvertragssystems. Die deformierte Modernisierung des Geschlechterverhältnisses auf dem Arbeitsmarkt, geprägt durch Institutionen wie die Minijobs, erweist sich als eine Ressource, die von den Unternehmen gut genutzt werden kann. Im Ergebnis nimmt die Ungleichheit der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt nicht ab, sondern zu. (ICF2)
"Der Einzelhandel ist ein Dienstleistungssektor mit einer heterogenen Beschäftigungsstruktur, und besonders Erwerbsgruppen mit einer 'Dazuverdiener-Orientierung' haben wachsenden Anteil an der Beschäftigung. Diese Beschäftigungsstruktur entspricht dem Interesse der Einzelhandelsunternehmen: Voraussetzung für die Verkaufstätigkeit sind immer weniger einzelhandelsspezifische fachliche Qualifikationen. Fähigkeiten und Kompetenzen, wie effizient mit begrenzten Ressourcen umzugehen, den eigenen Arbeitsrhythmus selbständig den wechselnden Arbeitsanforderungen anzupassen und sich freundlich und umsichtig den Kunden gegenüber zu verhalten, werden in den Augen der Unternehmen immer wichtiger. Verkaufsarbeit ist also keine einfache Dienstleistungsarbeit, sondern setzt ein hohes Maß an allgemeinen, aber gratis genutzten Kompetenzen voraus." (Autorenreferat)
Der Beitrag untersucht Aspekte einer Marktsteuerung von Unternehmen und Arbeitsprozessen. Die Autoren behandeln dieses Thema aus zwei einander entgegengesetzten Perspektiven. Zunächst wird der weithin geteilten Befund einer "Internalisierung des Marktes" in Unternehmen geprüft, indem die "Vermarktlichung" auf der Basis einer Reihe empirischer Projekte der zurückliegenden Jahre "durchdekliniert" wird. Die Autoren interpretieren diese Tendenz als Konfrontation von Beschäftigten mit Kennziffern, Kunden und Konkurrenz, wobei die Konkurrenz sich sowohl auf die jeweiligen Gütermärkte als auch auf den Arbeitsmarkt bezieht. Dieses Durchdeklinieren von "Vermarktlichung" mündet in der Frage: Wer konfrontiert die Beschäftigten mit Kennziffern, Kunden und Konkurrenz? Beschäftigte sind mit Bewegungen auf dem Kapital-, Güter- und Arbeitsmarkt konfrontiert, die von der Unternehmensführung in Rahmenbedingungen für das Handeln der Beschäftigten übersetzt wurden. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass Marktsteuerung sich grundsätzlich im Konflikt mit den Kooperations- und Koordinationsvorteilen der Betriebsförmigkeit steht. Verhandelt wird überdies stets auf, nie mit Märkten. Zurückgewiesen wird damit die letztlich neoklassisch inspirierten "Marktmythologie", nach der "das" Individuum "dem" Markt gegenüberstehe. (ICA2)
Der Arbeitskontext und eine sichere Integration in den Arbeitsmart können einen Schutz vor rechtspopulistischen und menschenfeindlichen Einstellungen bieten. Diese zusammenfassend als anti-demokratisch bezeichneten Einstellungen treten gehäuft auf, wenn Sicherheit, Anerkennung und Selbstwirksamkeit am Arbeitsplatz fehlen. Zentral für anti-demokratische Einstellungen sind zudem Erfahrungen mit Digitalisierung am Arbeitsplatz und Einstellungen zum sozial-ökologischen Wandel. Aber Transformationserfahrungen sind unterschiedlich: Für einige Menschen stellen sie ein enormes Bedrohungspotenzial dar, sie bergen die Gefahr einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft - und einer Zunahme anti-demokratischer Einstellungen.
Die vorliegende Analyse präsentiert detaillierte Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zum Zusammenhang zwischen Arbeit, sozialer Lebenslage, Digitalisierungserfahrungen, Einstellungen zum sozial-ökologischen Wandel und anti-demokratischen Einstellungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Integration in den Arbeitsmarkt sowie gute, sichere Arbeitsbedingungen vor anti-demokratischen Einstellungen schützen. Ebenso wird gezeigt, dass die konkrete politische Gestaltung von Digitalisierung in der Arbeitswelt und der sozial-ökologischen Transformation eine hohe Bedeutung hat für die demokratische Integration der Bürger:innen und damit für die Stabilität der Demokratie.
When anti-democratic attitudes find great popular acclaim, it is time to sit up and take notice: people are turning away from the democratic system and no longer put their trust in the political and social rules and instances that organise and structure societal coexistence. As a result, social cohesion and the acceptance of democratic decisions come under increasing pressure. And yet a stable democracy is particularly important at a time in which the "three Ds" - decarbonisation, digitalisation, demography - are challenging German society and triggering change. So how widespread are anti-democratic attitudes and how is the connection between social circumstances and democratic integration during times of announced and actual change processes? How do perceptions and experience resulting from gainful employment influence anti-democratic attitudes? We have taken the evaluations of a representative public opinion poll to show that people in objectively precarious circumstances are denied access to opportunities for participation and for shaping their own lives also in view of external changes. Subjective perception also plays a role in anti-democratic attitudes: the lack of recognition is experienced as devaluation of one's own social and professional status. Anti-democratic attitudes are also closely linked to the fear and experience of getting left behind by social change processes such as digital or socioecological transformation.
Der Arbeitskontext und eine sichere Integration in den Arbeitsmarkt können einen Schutz vor rechtspopulistischen und menschenfeindlichen Einstellungen bieten. Diese zusammenfassend als anti-demokratisch bezeichneten Einstellungen treten gehäuft auf, wenn Sicherheit, Anerkennung und Selbstwirksamkeit am Arbeitsplatz fehlen. Zentral für anti-demokratische Einstellungen sind zudem Erfahrungen mit Digitalisierung am Arbeitsplatz und Einstellungen zum sozial-ökologischen Wandel. Aber Transformationserfahrungen sind unterschiedlich: Für einige Menschen stellen sie ein enormes Bedrohungspotenzial dar, sie bergen die Gefahr einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft - und einer Zunahme anti-demokratischer Einstellungen.
Zum 31.12.2009 läuft die Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit aus. Das Altersteilzeitgesetz besteht darüber hinaus jedoch fort. Daher melden sich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen mit Vorschlägen zu Wort, wie die Altersteilzeit sich zukünftig gestalten sollte. Die Positionen lassen sich mit den beiden Polen 'Beibehalten des Blockmodells und der Vorruhestandsregelung' versus 'Neuorientierung der Altersteilzeit hin zu einem lebenslaufbezogenen Modell mit der Perspektive einer verlängerten Lebensarbeitszeit' beschreiben. An diese Debatte knüpft dieser Literaturbericht an. Wir geben einen Überblick über die historische Entwicklung der Altersteilzeit sowie über Inhalt und Ziele des Altersteilzeitgesetzes. Die Ausführungen über Umfang und Formen der Nutzung der Altersteilzeit machen deutlich, dass die 'echte Teilzeit' im Unterschied zum Blockmodell nur in einem verschwindend geringen Teil der Betriebe umgesetzt wird. Für die meisten Unternehmen und auch den überwiegenden Teil der Beschäftigten hat die Altersteilzeit daher vorher bestehende Vorruhestandsregelungen abgelöst mit der Folge, dass Beschäftigte vor Erreichen der regulären Rentenaltersgrenze vorzeitig in den Ruhestand gehen. Auffallend ist allerdings, dass in kleineren Betrieben, insbesondere im Handwerk, die Grundidee der Altersteilzeit - ältere Beschäftigte vermitteln Wissen und Erfahrung an junge Beschäftigte, während sie ihre Arbeitsbelastung durch eine reduzierte Arbeitszeit senken - umgesetzt wurde.Die Erfahrungen mit graduellen Ausstiegspfaden und besonders der Altersteilzeit in Schweden, Finnland, Dänemark und den Niederlanden geben einen Einblick in die Such- und Experimentierprozesse in anderen europäischen Ländern, die BeschäftigungsquoteÄlterer zu erhöhen. Der politische Wille ist auch dort, die konkreten institutionellen Regelungen so auszugestalten, dass sich Beschäftigte für einen längeren Verbleib im Erwerbssystem entscheiden. Am Beispiel Schweden wird allerdings deutlich, dass Regulierungen für den graduellen Ausstieg auch in die entgegengesetzte Richtung wirken können: Insbesondere wenn die Altersteilzeit über Subventionen attraktiv gemacht wird, kann von ihr der Impuls zur Reduzierung des Arbeitsangebots Älterer ausgehen, wenn nämlich Beschäftigte ohne die Altersteilzeit ihre Arbeitszeit auch mit zunehmendem Alter unverändert beibehalten hätten. Neben Ausführungen über die Situation in Finnland und Dänemark stellen wir auch die niederländische 'Lebenslaufregelung' vor, in der der Ausstieg aus dem Erwerbsleben in ein lebensphasenspezifisches Arbeitzeitkonto eingebettet ist.