Book(print)2022

Gehorsam macht frei: eine kurze Geschichte des Managements - von Hitler bis heute

In: Schriftenreihe Band 10827

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Abstract

In der NS-Ideologie wurde der Begriff der Leistung ebenso wie der des Gemeinsinns pervertiert und die überkommene staatliche Verwaltung massiv geschwächt: Die Vielzahl neuer, miteinander konkurrierender Agenturen, Stabsstellen und Organe von Partei und Staat bot überzeugten Nationalsozialisten die Gelegenheit, in eigener Zuständigkeit mit ihren Mitteln die Ziele des Regimes durchzusetzen. Den französischen Historiker Johann Chapoutot interessiert, wie sehr Versatzstücke und Logiken nationalsozialistischer Managementstrukturen fortwirken: Am Beispiel des NS-Elitejuristen Reinhard Höhn und seiner 1956 in Bad Harzburg begründeten Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft zeichnet er nach, wie es ohne Weiteres gelang, großen Konzernen, aber auch der Bundeswehr das Konzept einer Menschenführung als Nonplusultra zu verkaufen, die Höhn bereits in der NS-Zeit entwickelt hatte und deren Elemente in den Ökonomien unserer Zeit fortleben: Dieses Management suggeriere Teamgeist, selbstbestimmtes Handeln und flache Hierarchien, wo es um zwingend und gehorsam zu erfüllende Ziele gehe. Es reduziere Tätigkeiten im öffentlichen wie privaten Sektor auf ihre Organisierbarkeit, Effizienz und Evaluierbarkeit und kaschiere durch Leistungsanreize die wachsende Entfremdung von der Arbeit und den Konkurrenzdruck.

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