La reception sociologique de l'environment en Allemagne et en France
In: Welche Modernität?: Intellektuellendiskurse zwischen Deutschland und Frankreich im Spannungsfeld nationaler und europäischer Identitätsbilder, p. 405-420
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In: Welche Modernität?: Intellektuellendiskurse zwischen Deutschland und Frankreich im Spannungsfeld nationaler und europäischer Identitätsbilder, p. 405-420
In: Biographies and the division of Europe: experience, action, and change on the "Eastern Side", p. 77-89
In: Gesellschaftliche Komplexität und kollektive Handlungsfähigkeit, p. 183-207
Partizipative Diskurse sind zur Bewertung neuer Techniken in den letzten Jahren vermehrt eingesetzt worden, da weitreichende Entscheidungen zur Technikeinführung heute nicht mehr von den Unternehmen oder Parlamenten allein getroffen werden können. Nach der Atomtechnik ist heute die Gentechnik in der Bundesrepublik Deutschland hoch umstritten. An diesem Beispiel untersucht der vorliegende Beitrag die Möglichkeiten von Technikdiskursen zur gesellschaftlichen Selbstorganisation. Leitend ist dabei die Frage, ob solche Technikdiskurse in der Lage sind, neue Problemlösungspotenziale zu erschließen. Um die Möglichkeiten auszuschöpfen, entwickelt die Autorin ein Modell des Lernens von korporativen und kollektiven Akteuren in interorganisatorischen Netzwerken. Dieser Vorschlag setzt allerdings hohe Lern- und Selbstveränderungsfähigkeit von allen Betroffenen und Beteiligten voraus, was vor allem die Gegner neuer Techniken vor Herausforderungen stellt. (ICA)
In: Regulative Demokratie: Politik der Luftreinhaltung in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA, p. 297-397
Der Beitrag systematisiert die Ergebnisse der Fallstudien und Ländervergleiche des vorliegenden Sammelbands durch die Herausarbeitung spezifischer Idealtypen der demokratischen Umweltpolitik (Luftreinhaltung). Die Demokratietypen (Repräsentativdemokratie, etatistisch-republikanische Demokratie, Konsensdemokratie, Wettbewerbsdemokratie) werden anhand exemplarischer, historisch richtungsweisender Beiträge zur politischen Philosophie der untersuchten Länder (Großbritannien, USA, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich) weiter erschlossen. Leitend ist für den Autor die Fragestellung, wie weit und in welcher Form die Demokratietypen Konflikte verarbeiten können und die Fähigkeit zur politischen Gesellschaftsgestaltung unter Bewahrung der sozialen Integration besitzen und inwieweit sie letztlich zur konsensuell getragenen Zukunftsgestaltung fähig sind. Resümierend stellt der Autor fest, dass die "Zeichen der Zukunft" in die Richtung des amerikanischen Modells einer liberalen Wirtschaftsdemokratie weisen. (ICA)
In: Feministische Perspektiven der Politikwissenschaft, p. 269-292
Die Autorin untersucht in ihrem Beitrag die Repräsentation von Frauen im politischen System am Beispiel der parlamentarischen Rekrutierung der Kandidaten und Kandidatinnen. Bisherige vergleichende Analysen beschränkten sich im wesentlichen auf Unterschiede zwischen den Ländern, auf die Hauptfaktoren, die die Rekrutierung in einem bestimmten Land beeinflussen und auf die unterschiedlichen Auswirkungen der Kandidaten-Auswahlverfahren. Dabei sind jedoch nur wenige Versuche erkennbar, die Befunde mit spezifischen Faktoren in Verbindung zu bringen, welche die Repräsentation von Frauen beeinflussen. Die Autorin entwickelt daher ein systemisches Modell, um die gemeinsamen Faktoren des Rekrutierungsprozesses der Kandidaten und Kandidatinnen in verschiedenen Ländern zu vergleichen. Das Modell soll dazu dienen, das Verständnis dieses Prozesses zu strukturieren, die Einflussfaktoren der Rekrutierung in verschiedenen Systemen zu identifizieren und Wege für die weitere feministische Forschung aufzuzeigen. Das Modell unterscheidet zwischen drei analytischen Dimensionen: Es gibt erstens Faktoren, die den allgemeinen Kontext des politischen Systems innerhalb eines jeden Landes bestimmen, z.B. das Wahlsystem, die politische Kultur, das Parteiensystem und der parlamentarische Wettbewerb. Zweitens bestimmen Faktoren wie die Parteiideologie und die Parteiorganisation den Kontext innerhalb jeder politischen Partei. Drittens sind Faktoren festzustellen, die die Rekrutierung einzelner Kandidaten und Kandidatinnen im Auswahlprozess unmittelbar beeinflussen, z.B. die individuellen Ressourcen und die Motivation der Kandidaten und Kandidatinnen sowie nicht zuletzt die wichtige Einstellung der "Gatekeepers". (ICI2)
In: Politische Biografien und sozialer Wandel, p. 111-128
Die Verfasserin zeigt anhand vorliegender empirischer Studien, welchen Beitrag die Biographieforschung dazu leisten kann, Lücken der Bewegungsforschung zu füllen. Insbesondere kann die Bewegungsforschung von einer biographischen Perspektive profitieren, die das Individuum nicht als Datum, sondern als Prozess versteht, als veränderbares und sich veränderndes Selbst. Eine solche Perspektive betrachtet das Individuum als "familied self", als einer bestimmten Generation und ethnischen Gruppe zugehörig, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort lebend und in konkrete soziale Beziehungen und Netzwerke eingebunden. Ein Verständnis von Bewegungsakteuren als familied selves erweitert den Blick der Bewegungsforschung auf den Eintritt in soziale Bewegungen, die Übernahme von Leitungsaufgaben innerhalb solcher Bewegungen und die gesellschaftlichen Auswirkungen sozialer Bewegungen. Den Kern dieser Perspektive bildet die Orientierung auf ganzheitliche Lebenserfahrungen, für deren Erhebung die biographische Erzählung das ideale Instrument darstellt. (ICE2)
In: Gesellschaftliche Komplexität und kollektive Handlungsfähigkeit, p. 125-153
Der Beitrag verfolgt zwei Ziele: (1) Es wird eine Debatte aufgegriffen, die Theorien rationaler Wahl, die auf der methodischen Dominanz von Partialinteressen beruhen, mit "Ideen-Ansätzen" konfrontiert, die das Eigennutz-Axiom ablehnen und statt dessen von der Gemeinwohlorientierung der Individuen in der Politik ausgehen. Diskutiert wird also das Verhältnis von Partialinteressen und Gemeinwohlorientierung als zwei möglichen Handlungsorientierungen von Akteuren. (2) Es wird untersucht, inwiefern sich im Zuge der Modernisierung des Staates unterschiedliche Formen und institutionelle Arenen herausgebildet haben, die systemrationale Handlungsorientierungen ermöglichen. Die Ausführungen zeigen, dass systemrationales Handeln in der Politik nicht nur in Netzwerken der Politikverflechtung (also auf der Makroebene), sondern auf mehreren Ebene möglich und vor allem notwendig ist. (ICA)
In: Wirtschaft und Gesellschaft, Volume 25, Issue 2, p. 183-199
Es werden Konzepte der neoklassischen wie der endogenen Wachstumstheorie als Grundlagen zur Einschätzung der langfristigen Wachstumseffekte im Rahmen der Globalisierungsdiskussion dargestellt. Aufgezeigt wird, daß die Bedeutung der endogenen Wachstumstheorie von einigen problematischen Eigenschaften der neoklassischen Modelle herrührt: Diese äußern sich insbesondere in den sprunghaften Anpassungsmechanismen zu neuen Gleichgewichten bei internationaler Kapitalmobilität. Zudem kommt es im Rahmen der neuen Wachstums- und Außenhandelstheorie zu einer Betonung der wirtschaftspolitischen Handlungsspielräume. Wirtschaftspolitischen Eingriffen kommt in dieser Modellklasse eine auch die Wachstumsraten betreffende Rolle zu. Die größten Erfolge in der Globalisierungsdiskussion erzielen ökonomische Modelle, deren Antrieb in Forschung und Entwicklung im Rahmen von Ansätzen der horizontalen oder vertikalen Produktdifferenzierung liegt. Etwas weniger Beachtung wird jenen Ansätzen geschenkt, in denen Außenhandel mit Transportkosten verbunden ist. Am wenigsten ausgereift scheint jene Modellklasse, die sich um eine Zusammenführung von Modellen des Außenhandels mit jenen der Multinationalisierung in dynamischen Gleichgewichten befaßt. (prb)
In: Utopie kreativ: Diskussion sozialistischer Alternativen, Issue 100, p. 54-66
Morelly, 1715 geboren, Todesdatum unbekannt, ist allein mit seinen Schriften in die Geschichte des utopischen Denkens eingegangen. Über seine Person ist nicht viel bekannt. Ersten Erfolg hatte er mit seiner Abhandlung über "Versuch über den menschlichen Geist". Die Bedeutung seines utopischen Entwurfs einer Gesellschaft, die sich in ihrem Aufbau ausschließlich an den Gesetzen der Natur orientiert (1751), hat allerdings seinen Wunsch "nach einem namenlosen Dasein" nicht erfüllt, auch wenn diese Schrift bis 1841 noch Diderot zugeordnet wurde. Sowohl bei Anhängern als auch bei Gegnern gilt diese Abhandlung als eine der radikalsten Schriften der Aufklärung vor der Französischen Revolution. Nach Morelly kann das ideale Gemeinwesen also der bewußte Kommunismus im Vergleich zu seinen naiven Anfängen erst erreicht werden, wenn die Völker ihre eigenen Irrtümer erkennen und zu einer "höheren Existenzform reifen". Mit dem geschichtlichen Fortschritt im Rücken, verliert der utopische Entwurf seinen "kontemplativen Charakter" und wird zu einem politischen Ziel, "einen bleibenden Zustand von Güte" zu erreichen. (prk)
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Volume 51, Issue 2, p. 339-363
ISSN: 0023-2653
"Ausgehend von neueren Ansätzen der Soziologie politischer Institutionen wird ein Ansatz zur Analyse von Zentralbanken als regulative intermediäre Institutionen entwickelt. Zentralbanken erfüllen eine instrumentelle und expressive Funktion, die als Ideologie und institutionelle Aura modelliert werden. Beiden Funktionen vorausgesetzt ist ein hoher Grad politischer Autonomie. Als zentrale Elemente institutioneller Politik von Zentralbanken werden diskutiert: Vertrauensstiftung in die Währung, gesellschaftliche Koalitionsbildung, expertokratische Interessenneutralität, die Diskretion des politischen Handelns und eine starke Führungspersönlichkeit. Die Ausdifferenzierung von Geldwertstabilität ist in allen hoch entwickelten Geldökonomien scharf, aber die Varianzen der politischen Autonomie sind erheblich. Die Politik von Zentralbanken lässt sich soziologisch nicht auf die Dimension der politischen Autonomie reduzieren, vielmehr müssen die diskutierten Elemente institutioneller Politik integraler Bestandteil soziologischer Institutionenanalyse sein." (Autorenreferat)
In: Wie die Medien die Wirklichkeit steuern und selber gesteuert werden, p. 177-194
Der Autor stellt das an der Universität Leipzig entwickelte Intereffikations-Modell dar - ein analytisches Modell zur Beschreibung des Verhältnisses zwischen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit, erläutert es und - in argumentativer Auseinandersetzung - verteidigt es gegen die Kritik von Stephan Ruß-Mohl. Das Modell versucht einerseits die vorhandenen empirischen Ergebnisse zum Einfluß von PR auf Journalismus zu interpretieren, andererseits diese Einseitigkeit zu überwinden. Gleichzeitig sollen Bereiche von Forschungsdesideraten aufgezeigt und begrifflich untermauert werden, z.B. das Phänomen der Adaption. Zunächst argumentiert er gegen den Begriff "Intereffektivierung", der von Ruß-Mohl alternativ vorgeschlagen und präferiert wird. In einer zweiten Argumentation geht er auf das Verhalten zwischen PR und Journalismus ein. Das Intereffikationsmodell schließt die Analyse der Beziehung zwischen PR und Journalismus als Machtbeziehung keinesfalls aus: Es handelt sich hier nicht um ein "Gleichgewichtsmodell", sondern um ein Modell, daß die Beschreibung - empirisch feststellbarer - unterschiedlicher Einflußbeziehungen (und Einflußbeziehungen sind auch Machtbeziehungen) erst ermöglicht. Drittens argumentiert er, daß das Ziel des Intereffikationsmodells zunächst die (modellhafte) Rekonstruktion wesentlicher Beziehungen der - komplexen -Wirklichkeit ist. "In dem Maß, in dem das Modell für die empirische Beschreibung und Rekonstruktion von Induktions- und Adaptationsbeziehungen in sachlicher, psychisch-sozialer und zeitlicher Hinsicht taugt, kann dieses Ziel als erfüllt angesehen werden." Abschließend argumentiert er gegen das Bild einer "parasitären Beziehung", von dem Klaus Klock ausgeht, und das Ruß-Mohl für besser geeeignet hält als die Vorstellung einer Intereffikation. Die Behauptung einer parasitären Beziehung also einer einseitigen Nutzziehung - "geht an der Sache vorbei" und zeigt, daß "wir bei einer gegenseitigen Nutzziehung wieder bei einer Intereffikationsbeziehung angelangt sind." Abschließend stellt er fest, daß "die von Ruß-Mohl vorgebrachten Argumente entweder das Intereffikations-Modell gar nicht treffen (Machtsicherung) oder aus anderen Gründen ins Leere gehen." (RG)
In: Im Schatten demokratischer Legitimität: informelle Institutionen und politische Partizipation im interkulturellen Demokratievergleich, p. 61-84
Der Beitrag geht davon aus, dass insbesondere in den im Verlauf der dritten Demokratisierungswelle begründeten neuen Demokratien informelle Institutionen von großer Bedeutung sind, und begreift diese daher als unabdingbar für die Analyse der Funktionsweise der Demokratie. Unterschieden werden vier Formen des Klientelismus, die in unterschiedlichem Maße als demokratiesperrig bzw. demokratieverträglich gelten können. Weiterhin werden die Phänomene der politischen Korruption sowie der Putschdrohung behandelt, die beide elementar in die Funktionsweise demokratischer Institutionen eingreifen. Als Fazit formuliert der Autor, dass die Beeinträchtigung der Funktionsweise der Demokratie vom Typ und der Intensität informeller Institutionen politischer Partizipation abhängt. Hierbei findet er allerdings deutlich mehr Anhaltspunkte für von informellen Institutionen verursachte Funktionsdefekte als für demokratieförderliche und die Beteiligungschancen erweiternde Wirkungszusammenhänge. (pre)
In: Abgrenzen, ausgrenzen, aufnehmen: empirische Befunde zu Fremdenfeindlichkeit und Integration, p. 145-160
Der Verfasser setzt sich ausgehend vom Problem der sozialräumlichen Konstellation auf theoretischer Ebene mit der Integration von Fremden in der Großstadt auseinander. Im Mittelpunkt stehen die klassischen Konzepte der Aufnahme von Zuwanderern in der Großstadt: die auf radikale Separierung des einzelnen Zuwanderers von seiner Herkunftskultur und nachfolgende Integration durch den Arbeitsmarkt abzielende Theorie Georg Simmels und der auf Segregation und die Herausbildung von Ethnic Communities ausgerichtete Ansatz von Park. Der Verfasser zeigt abschließend, dass der moderne Städtebau die Aufenthalts- und Zugangsbedingungen für Fremde in der Stadt erschwert, indem er die historisch gewachsenen Übergangs- und Aufenthaltsräume für Zuwanderer beseitigt. (ICE2)
In: Spiel ohne Grenzen?: Ambivalenzen der Globalisierung, p. 9-20
Wie das Emblem "Postmoderne" transportiert auch die Metapher "Globalisierung" ein diffuses Bewußtsein einer Epochenschwelle kurz vor der Jahrtausendwende. Globalisierung ist, so scheint es, der semantische Fokus für das diffuse Unbehagen der westlichen Kultur an den Konsequenzen ihrer eigenen Dynamik nach dem Ende des großen Schismas, es ist "jedermanns allgemeinste Kausalformel für das Unbehagen am Weltzustand". Die Vorstellung einer Globalisierung der Wirtschaft im Sinne einer grenzenlosen, von allen nationalstaatlichen Kontrollen und regionalen Bezügen entkoppelten Weltökonomie erweist sich jedoch bei näherem Hinsehen als Phantom. Empirische Analysen ergeben eher das Bild einer wachsenden Internationalisierung bzw. Triadisierung ökonomischer Abläufe, bei einem zunehmend asymmetrisch verlaufenden Machteinfluß der Triade zu ungunsten großer Teile des Südens. (pre)
In: Masse - Macht - Emotionen: zu einer politischen Soziologie der Emotionen, p. 330-344
"Den zumeist jugendlichen Pop- und Gegenkulturen widmet sich der Beitrag von Diedrich Diederichsen. Massenereignisse ermöglichen diesen Subkulturen nicht nur eine Inszenierung, sondern vor allem auch eine Aneignung ihres kulturellen Selbstbildes. In der jüngeren Geschichte der Popmusik, die Diederichsen nachzeichnet, lässt sich die Differenz von medial vermittelter Außen- und erfahrungsbezogener Selbstwahrnehmung geradezu als konstitutive Voraussetzung für die Ausbildung sub- oder gegenkultureller Selbstbilder beschreiben. An fünf modellhaft zugespitzten 'Massentypen' wird diese Differenz von Außen- und Selbstwahrnehmung unter Einbezug der jeweiligen Wechselwirkungen in ihrer identitätsstiftenden Funktion für die Pop- und Gegenkulturen analysiert. Die 'aufgewiegelte Masse' von die öffentliche Ordnung gefährdenden jugendlichen Halbstarken bildet das öffentliche Wahrnehmungsmuster der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre. Bis heute zieht sich diese Wahrnehmung als Leitidee sozialer Kontrollinstanzen durch und trägt - etwa bei den 'Chaos-Tagen' - erheblich dazu bei, dass sich aus der Erfahrungsperspektive der Beteiligten gegenkulturelle Selbstbilder einstellen. Die 'ekstatische Masse' der Hippiekultur der siebziger Jahre benutzt die Musik nicht mehr als sozialen Anlass, sondern versteht die Musik selber als Chiffre neuer Erfahrungen. Die in der kalifornischen Bay Area entstandene Rezeptionsästhetik einer 'Musik-an-sich' trägt zu einer neuen Differenz von Selbst- und Außenwahrnehmung bei: Der in der Binnenwahrnehmung 'progressiven', ekstatischen Musik steht ihre kommerzielle Instrumentalisierung gegenüber. Woodstock steht als Massenereignis für die Selbsterfahrung der Popkultur als 'Nation' in der Einheit ihrer Verschiedenheit. Von dort begründet sich die Hochkonjunktur der Pop-Festivals der siebziger Jahre und auch noch die Kultur der 'Gegenfestivals', die insbesondere im Umfeld der neuen sozialen Bewegungen zu einer festen Szene-Institution wurden. Bis in die Selbstwahrnehmung der DDR-Bürgerbewegungen lässt sich das Muster 'subkultureller Nationenbildung' auffinden, das dort freilich nicht entlang des Gegensatzes 'authentisch-kommerziell', sondern entlang des Gegensatzes 'authentisch-offiziell' verlief. Die Love Parade als vierter Typus steht für Massenveranstaltungen im Zeitalter von Differenzierung und Individualisierung. Die integrative Veranstaltungsform lässt den Anspruch auf Sub- oder Gegenkultur fallen und ist offen für Kommerzialisierung. In der Love Parade zeigt sich Subkultur, die gar nicht mehr Subkultur sein kann und will, die auf den Anspruch lebensstilistischer Avantgarde verzichtet und vor allem in der Resonanz der Außenwahrnehmung eigene Relevanzerfahrungen macht. Allerdings liegt in der offensiven Einforderung der Versprechungen der Konsumgesellschaft angesichts der sich verschärfenden sozialen Situation ebenfalls ein politisches Spannungspotenzial. Als fünfter Typ müssen in der Popkultur schließlich all die Formen betrachtet werden, die sich - trotz bestehender Angewiesenheit auf Anerkennung auch in Massenveranstaltungen - vor allem in Sub-Szenen zum Ausdruck bringen und nicht in der spektakulären Masse aufgehen." (Textauszug)