Open Access BASE2007

Differenz und Differenzbearbeitung in familialen Erziehungsmilieus. Eine pädagogische Problemskizze

Abstract

Der Beitrag geht von einer Problematisierung der gegenwärtig in der empirischen Bildungsforschung und in den politiknahen Fachdebatten dominierenden, vor allem an sozialen Selektionsprozessen orientierten Perspektive auf die Familie als Bildungsmilieu aus. Ohne den empirisch gut belegten Zusammenhang zwischen familialer Habitusgenese, institutionellem Bildungserfolg und späterer sozialer Platzierung zu leugnen, wird auf mögliche normative Engführungen hingewiesen, die dann einzutreten drohen, wenn familiale Bildungsleistungen lediglich an den Erwartungen der Integration in das Bildungssystem und der sozialen Platzierung gemessen werden. Eine demgegenüber auch auf den Eigensinn der Familie als Ort der Bildung und Sozialisation abhebende Forschungsperspektive wird, ergänzend zu Bourdieu, im Rückgriff auf die kultursoziologische Generationentheorie Karl Mannheims und die kulturanthropologisch ausgerichtete Familientheorie von Dieter Claessens skizziert. Damit kommt die Familie - gleichgewichtig zu den Prozessen der Vererbung kulturellen und sozialen Kapitals - als ein Ort eigendynamischer Prozesse und vielfältiger Differenzerfahrungen in den Blick, deren Bearbeitung ein genuines Bildungspotenzial zuzusprechen ist, und die deshalb der besonderen Aufmerksamkeit künftiger Forschung bedürfen. (DIPF/Orig.) ; The contribution starts off from criticizising the prevailing tendency in current empirical educational research and policy-related disciplinary discussions that regards the family mainly as a source of social selection. Without disputing the fact that the genesis of a specific familiar 'habitus' (Bourdieu) is closely connected to successful educational careers and the respective social position later on, the author points to the danger of such a limitation to the mere integration into the educational system and the acquisition of social positions. By reverting to Karl Mannheim's concept of generation and Dieter Claessens' culture-anthropologically oriented theory on families, an extended concept of family education is presented that focuses on the self dynamic processes and structuring of differences within the family environment. It becomes evident that, in addition to the process of social selection, this dimension of family culture is an important potential of education and socialization that still requires more extensive future research in this area. (DIPF/Orig.)

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