Aufsatz(elektronisch)2005

Review Essay: Karl Schlögel liest die Zeit im Raum: Flanieren auf alten Wegen in Richtung neuer Horizonte

In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 6, Heft 2

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Abstract

Geschichte spielt nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum" (S.9). Karl SCHLÖGEL, Historiker und versierter Kenner der osteuropäischen Geschichte, Slawist, Soziologe und Philosoph, stellt ein frappierendes Manko der Geschichtswissenschaften fest: die Indifferenz gegenüber der räumlichen Dimension ihres Gegenstands. Die Zeit ist reif, spürt SCHLÖGEL, um die Kategorie Raum stark zu machen, sie neben oder besser wieder mitten hinein in die Zeit zu stellen und – entsprechend dem Zeitgeist einer sich enger vernetzenden Interdisziplinarität – die Verquickung und wechselseitige Bindung beider Größen deutlich zu machen: Raum und Zeit. Er spricht vom "spatial turn" (S.19-78), vom Lesen mentaler und territorialer Karten (S.81-268), von Oberflächenhaftung, topographischen Strukturen und versucht durch "Augenarbeit" (S.269-410) ein Diaphanbild der europäischen Geschichte (S.411-504) zu schaffen. Sein Buch ist ein vorantastender Erkundungsgang durch historische Räume und aktuelle Forschungslandschaften der Wissenschaft, die sich den natürlichen Landschaften überlagern. Es ist ein Plädoyer für die Schärfung der Sinne, eine Aufforderung zur Weitung der Perspektiven und Mut zur Empirie im globalen Zeitalter einer Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeiten.

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