Aufsatz(gedruckt)1977

Legitimationsbegriff und Legitimationsleistung der Systemtheorie Niklas Luhmanns

In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 18, Heft 2/3, S. 74-85

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Abstract

Es wird der Legitimationsbegriff und seine Definition in Niklas Luhmanns Systemtheorie untersucht, da eine starke Anziehungskkaft und eine zentrale Bedeutung dieser Theorie für die moderne Industriegesellschaft konstatiert wird. Allerdings wird kritisiert, daß es für Luhmanns Legitimationsbegriff konstitutiv sei, daß Legitimität dem System und unter keinen Umständen dem einsichtig handelnden Individuum oder der Gesamtheit der Induviduen zugerechnet wird, was von den von politischen Entscheidungen Betroffenen eine generalisierte Anerkennung der Entscheidungskompetenzen politischer Instanzen, also ein starkes Systemvertrauen verlangt. Definiert Luhmann für den notwendigen Kommunikationsprozeß, welcher Legitimität beschafft oder stabilisiert, Wahrheit als 'symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium', so wird ihm entgegnet, daß eher 'Macht' dafür konstitutiv sei. In Abrenzung zu der kritisierten Theorie wird eine Perspektive der empirischen Sozialforschung gefordert, die nicht bereits im Ansatz das Situations- und Selbstverständnis gesellschaftlicher Akteure überspielt, sondern es zum Ausgangspunkt der analytischen Bemühungen macht. In der Form einer Handlungstheorie, die den spezifisch gesellschaftlichen Charakter menschlichen Handelns in der 'Sinnhaftigkeit' der Beziehungen auf das Verhalten anderer aufzeigt, liegen Ansätze soziologischer Aufklärung, die ohne Widersinn praktisch werden könnten. Praktisch auch im Sinne von öffentlich, denn das Erkenntnisinteresse solcher Forschung muß auch weiterhin darauf gerichtet sein die Realisierchancen demokratischer Legitimität zu verbessern, ohne allerdings die demokratischen Prozesse der Legitimitätsbeschaffung und Legitimitätssicherung in bloße demonstrative und symbolische Veranstaltungen zu verkehren. Abschließend wird nochmals nachdrücklich bemerkt, daß jede sozialwissenschaftliche Theorie ihre Voraussetzungen verkennt, wenn sie jenseits aller politischen Optionen zu stehen beansprucht. (MM)

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