Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1984

Nuklearpolitik in Lateinamerika in Widersprüchen: wachsende Abhängigkeit und zunehmende Autonomie

In: Kernenergie und Dritte Welt, S. 121-154

Abstract

Der Autor gibt einen Überblick über die historische Entwicklung und den Stand der Nuklearpolitik in Lateinamerika. Dieses erfolgt sowohl unter militärischen wie auch unter energiewirtschaftlichen, entwicklungs- und wirtschaftspolitischen Aspekten. Geschildert wird das Zustandekommen des Vertragwerkes von Tlatelolco (1967), durch das regional eine atomwaffenfreie Zone etabliert wurde. Im Zusammenhang mit diesem Vertrag wird auch die Arbeit von einer Reihe von Institutionen beschrieben, die die Ausführung und Überwachung der Bestimmung des Vertrages übernommen haben bzw. die die zivile Nutzung der Kernenergie fördern sollen. Die von lateinamerikanischen Staaten geschlossenen Verträge über die Nichtverbreitung/ Nichtanwendung von Atomwaffen werden in einer tabellarischen Übersicht dargestellt. Weitere Ausführungen gelten den gegenwärtigen Auseinandersetzungen über Chancen und Grenzen internationaler Kontrolle der Nichtweiterverbreitung, z. B. durch die Internationale Atomenergiebehörde. Im zweiten Hauptteil des Beitrages wird der Einsatz von Kerntechnik unter dem Aspekt, welchen energiewirtschaftlichen Nutzen bzw. entwicklungspolitischen Nutzen sich die Länder davon erwarten, beschrieben. Hier läßt sich erkennen, daß die Länder Lateinamerikas zunehmend geringere Erwartungen an die Kernenergie stellen. Besonders behandelt wird in diesem Zusammenhang die Energiepolitik Argentiniens und Brasiliens. Im letzten Abschnitt wird die politische Frage aufgegriffen, warum die Staaten Lateinamerikas in dem geschilderten inhaltlichen und materiellen Aufwand ihre Nuklearprogramme betreiben und ob sie sich Kernwaffen verschaffen wollen. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß die erlangten nukleartechnologischen Fähigkeiten, verbunden mit den instalierten und geplanten militärischen Potentialen, insgesamt den Schluß zulassen, daß es einzelnen lateinamerikanischen Staaten offensteht, sich den Zugang zu Kernwaffen zu verschaffen. Demgegenüber spricht jedoch eine Reihe von Gesichtspunkten dafür, daß die Wahrscheinlichkeit, einen solchen Schritt zu tun, eher gering ist. (NG)

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