Die Neugründung der Gewerkschaften in den westlichen Besatzungszonen 1945 bis 1949

In: Geschichte der Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland: von den Anfängen bis heute, p. 19-83

Abstract

In dem Beitrag wird die Situation der Gewerkschaften nach der Neugründung in den westlichen Besatzungszonen zwischen 1945 und 1949 betrachtet. Zunächst werden einige Fragen formuliert, mit denen sich die Gewerkschafter zunächst auseinander setzen mußten. Diese drehen sich vor allem um die Einordnung der Gewerkschaft in die gesellschaftliche Neuordnung und die Möglichkeiten eines gewerkschaftlichen Neubeginns. Die Ausgangssituation der im NS zerschlagenen Gewerkschaften wird beschrieben. Dazu zählt auch die Darstellung der von Alliierten vorgeschriebenen Richtlinien für künftige Gewerkschaftsarbeit im Bereich der besetzten Zonen. Der Gewerkschaftsaufbau in den Zonen, der zunächst vor allem "von unten" erfolgt, und die durch die Alliierten eingebrachten Schwierigkeiten, die schließlich zur Durchsetzung des Industriegewerkschaftsprinzips führten, werden analysiert. Besondere Aufmerksamkeit wird der Regelung der Angestelltenfrage gewidmet. Die Probleme und Kontroversen dieser bi- und trizonalen Vereinigungsbestrebungen bis zum Gründnungskongreß des DGB werden skizziert. In einem Exkurs werden die kommunistische Gewerkschaftsopposition des FDGB und das Scheitern gesamtdeutscher Gewerkschaftskontakte dargestellt. Für die Phase nach der Gründung des DGB wird gezeigt, daß die Möglichkeiten der Gewerkschaften, ihre Schutz- und Gestaltungsfunktion effektiv auszuüben, nicht nur von der Politik der Besatzungsmächte und den Auswirkungen des kalten Krieges abhingen, sondern auch von den zahlreichen internen ökonomischen und politischen Faktoren. In einer Bilanz als Fazit wird festgestellt, daß einerseits auf organisatorischer Ebene Erfolge zu verzeichnen sind, daß aber die Bilanz hinsichtlich der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Neuordnungsvorstellungen der Gewerkschaften eher negativ ist. (KW)