Hat die Evolution die Frauen übersehen?
In: Denkverhältnisse: Feminismus und Kritik, S. 301-333
Abstract
Ausgehend davon, daß der Darwinismus noch heute das zeitgenössische Denken über Geschlechtsunterschiede und Geschlechtsrollen dominiert, wird nach den sozialen Ursprüngen der Darwinschen Synthese der Evolutionstheorie gefragt. Die Analyse der wechselseitigen Beeinflussung des Darwinismus und der Gesellschaftsdoktrin des 19. Jahrhunderts wird durch einen kritischen Blick auf das viktorianische Bild ergänzt, das Darwin von den Geschlechterbeziehungen sowie von den Rollen entwirft, die Männchen und Weibchen bei der Evolution von Tieren und Menschen spielen. Darwins Definition von sexueller Zuchtwahl wird aufgegriffen, um seine Verhaltenscodes und ihre Darstellung als natürliches biologisches Erbe zu verstehen. Auf dieser Basis wird die Soziobiologie als ein neuer wissenschaftlicher Sexismus eingeordnet. Es wird gezeigt, daß Darwins Geschlechterstereotypen nach wie vor als Teil der Evolution des Menschen angenommen werden. Deshalb werden abschließend feministische Strategien gegen dieses Geschichtsbild diskutiert. (ICA)
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