Die soziale Frage: 1948
In: Grundtexte zur sozialen Marktwirtschaft: Bd. 1: Zeugnisse aus zweihundert Jahren ordnungspolitischer Diskussion, S. 329-339
Abstract
In dem Beitrag wird ausgehend von der sozialen Frage des 19. Jahrhunderts die soziale Frage des 20. Jahrhunderts diskutiert. Es wird gezeigt, daß die soziale Frage des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang von Industrialisierung und Technisierung gesehen werden muß, eine Beziehung zum Eigentum besteht und mit der Verbesserung der Existenzbedingungen der Arbeiter einer Lösung nähergeführt werden konnte. Die neue soziale Frage wird darauf zurückgeführt, daß nicht nur die Arbeiter von der Maschinerie des Staates und öffentlicher Gewalten abhängig geworden sind, daß es nicht mehr eine industrielle Arbeiterfrage ist, sondern sich auf alle Berufsschichten erstreckt und daß sie auf einer veränderten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung beruht. Es wird deutlich, daß trotz des großen Kontrastes die Fragestellungen, Begriffe, Ideen und Programme der sozialen Frage identisch geblieben sind. An den Beispielen des Eigentums und der Wirtschaftslenkung werden dieser Anachronismus herausgearbeitet und Ansätze zu seiner Überwindung aufgezeigt. Dabei werden die Unterschiede sichtbar: Galten im 19. Jahrhundert Kollektiveigentum und zentrale Lenkung als Lösungswege, so wird heute Freizügigkeit, freie Wahl des Arbeitsplatzes, freier Arbeitsvertrag und Auflösung einseitiger wirtschaftlich-sozialer Machtpositionen gefordert. (RW)
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