Krieg und Frieden in der klassischen deutschen Philosophie
In: Machtpolitischer Realismus und pazifistische Utopie: Krieg und Frieden in der Geschichte der Sozialwissenschaften, S. 49-91
Abstract
Ausgangspunkt des vorliegenden Beitrags sind die "aufklärerischen Friedensutopien und die in Reaktion auf die Aufklärung entstehende, vornehmlich von Herder entwickelte komplexere Sicht der historischen Entwicklung, in der Differenz und Konflikt und folglich auch der Krieg eine wichtige Rolle spielen. Kants berühmter Entwurf 'zum ewigen Frieden' ist geschichtsphilosophisch ebenfalls über bloße Utopistik weit hinaus, weil Kant sich sowohl zur politischen Realisierbarkeit wie der institutionellen Stabilisierbarkeit eines Völkerfriedens gründlich äußert. In der Folge gelingt es immer weniger, Kants Spannungsverhältnis von Idealität und Realität in der Zeit der napoleonischen Kriege ohne Vereinfachung aufrechtzuerhalten... Mori verknüpft die Entwicklung des Friedensdenkens mit der Erschütterung der Grundlagen der Naturrechtslehre sowie mit der für das deutsche Denken charakteristischen Abwertung der Glückseligkeit in der Konzeption der Autonomie der Person. Zusammen mit der neu entstehenden romantischen Idee der Nation werden durch diese denkerischen Entwicklungen Möglichkeiten eröffnet, die kriegsbeschränkenden Tendenzen des Naturrechts außer Kraft zu setzen... Ohne alle anachronistischen Übertreibungen lassen sich so Ursprünge der späteren deutschen Kriegsphilosophie ermitteln." (pmb)
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