Wählerwandel und die Abschwächung der Parteineigungen von 1972 bis 1987
In: Wahlen und Wähler: Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1987, S. 297-324
Abstract
In der vorliegenden Studie wird untersucht, weshalb die letzten Wahlen eine zunehmende Fragmentierung der Parteineigungen widerspiegeln und von einem Anstieg der Wählerfluktuation begleitet werden. Obwohl die meisten Wähler ihre Wahlentscheidung weiterhin auf der Basis langfristig wirksamer Parteineigungen treffen, lösen sich bei einer stetig wachsenden Minderheit die Parteineigungen auf. Bisher hat der Forschungsschwerpunkt darin bestanden, Änderungen im Wählerverhalten auf der Basis des Realignment-Modells zu erklären, d.h. einen Erklärungsansatz zu verwenden, der die sozialstrukturellen Veränderungen der Partei-Wähler-Koalitionen in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Diese Untersuchungen zeigen, daß die Prägekraft traditioneller politischer Scheidelinien auf das politische Verhalten abnimmt und neue Konfliktlinien im Entstehen sind. In dieser Studie werden Veränderungen im Wählerverhalten aus der Perspektive des Dealignment-Modells untersucht. Für diesen Ansatz spricht, daß die Intensität der Parteineigungen über die letzten Wahlen hinweg abgenommen hat, sich weniger Wähler psychologisch an eine Partei binden, und daß selbst innerhalb der Wählerblöcke, die weiterhin Parteibindungen aufweisen, die Parteiloyalitäten schwächer werden. Obwohl nicht eindeutig festgestellt werden kann, ob diese Abkoppelungserscheinungen eine Ursache oder eher die Folge der in den achtziger Jahren beobachteten Wählerfluktuationen sind, treten beide Entwicklungen gewöhnlich gleichzeitig auf. (ICF)
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