Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1995

Transformation als Oktroi von Abhängigkeit

In: Transformation sozialistischer Gesellschaften: am Ende des Anfangs, S. 163-179

Abstract

Der vorliegende Beitrag diskutiert und prüft die Annahme, daß die Einführung einer Marktverfassung in den Transformationsökonomien Ost- und Mitteleuropas eine sukzessive Angleichung des Produktionsniveaus und mit ihm des Lebensstandards an das Niveau der fortgeschrittenen Industrieländer, kurzum: eine Europäisierung der Transformationsökonomien, mit sich bringt. Im Umkehrschluß werden registrierbare Defizite in diesem Angleichungsprozeß auf Unvollkommenheiten der Institutionenbildung zurückgeführt. Zentrale These des Aufsatzes ist, daß diese Interpretation der Transformation falsch ist. Die Abkehr von einer Planwirtschaft eröffnet bestenfalls die Chance einer Europäisierung. Schon die im Weltmaßstab geringe Anzahl industrialisierter Länder zeigt, daß offensichtlich singuläre oder zumindest nicht allgemein herstellbare Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Ländern eine erfolgreiche ökonomische Entwicklung gelingt, und widerlegt nachdrücklich die Entwicklungsidee des 19. Jahrhunderts, die ihrer Natur nach die Idee einer den gesamten Globus umfassenden Industrialisierung war. Die Ausführungen zeigen insgesamt, daß die Bedingungen für eine nachholende Entwicklung derzeit in den mittel- und osteuropäischen Ländern nicht erfüllt sind, ihnen somit gegenwärtig der Weg zu einer Europäisierung ihrer Ökonomien nicht offensteht. In keiner Transformationsökonomie haben sich bisher Marktbedingungen herausgebildet, die mit den Marktbedingungen der ostasiatischen Schwellenländer, geschweige denn mit denen Japans und der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegsära, vergleichbar wären. Das trifft selbst für Tschechien zu, das gemeinhin als das Paradebeispiel einer erfolgreichen Transformation gilt. (ICE)

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