Das rechte Einstellungspotential in der deutschen Jugend
In: Rechtsextremismus: Ergebnisse und Perspektiven der Forschung, S. 121-137
Abstract
Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, wieso in der deutschen Jugend ein Einstellungspotential existiert, das an Versatzstücke rechter Ideologien anknüpft, die längst überwunden schienen. Die Autorin überprüft im folgenden die Stichhaltigkeit zweier theoretischer Erklärungsansätze, indem sie diese mit ausgewählten Daten aus dem Jugendsurvey des Deutschen Jugendinstituts 1992 konfrontiert. Es handelt sich zum einen um den deprivationstheoretischen Ansatz, der die Entstehung rechtsextremer Orientierungen aus der persönlichen Betroffenheit durch wirtschaftliche Probleme erklärt ("Modernisierungsverlierer"). Zum anderen überprüft die Verfasserin den anomietheoretischen Erklärungsansatz. Rechte Einstellungen entstehen hier durch Orientierungsprobleme im Zuge gesellschaftlicher Individualisierungs- und Erosionsprozesse in Bezug auf traditionelle Bindungen und Verhaltenssicherheiten. Die Autorin kommt zu folgendem Resümee: (1) Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Problemen und der Verbreitung rechter Orientierungen ist zwar auf der Makroebene tragbar, auf der individuellen Ebene gilt dieser nicht. (2) Zwar hängen soziale Desorientierung und Anomie mit Fremdenfeindlichkeit zusammen, nicht jedoch mit der Bereitschaft zur Unterstützung rechter Gruppen. (ICC)
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