Widersprüche der Modernisierung
In: Die Gesellschaft im 21. Jahrhundert: Perspektiven auf Arbeit, Leben, Politik ; 13. Darmstädter Gespräch, S. 120-126
Abstract
Den "Widerspruch des Sozialen" sieht der Autor darin, dass die wohlfahrtsstaatlichen Methoden der Kompensation von Unsicherheit selbst "unsicher" geworden sind. Wir haben es mit einer Unsicherheit zweiter Ordnung zu tun, der Unsicherheit der sozialen Sicherung. Das Festhalten an den herkömmlichen Methoden der Risikoabwehr ist selbst riskant geworden oder wird zum Ausgangspunkt neuer Arten von Risiken. Funktionale Äquivalente, die den Sicherheitsbedarf auf neue Weise decken könnten, stehen (noch) nicht zur Verfügung. Es wird die These zur Diskussion gestellt, dass die sozialmoralische Grundlage der Arrangements sozialer Sicherung, also das Ethos der Solidarität, Schaden genommen hat. Nur so ist zu erklären, dass die Forderung, den Sozialstaat "umzubauen", sogar bei großen Teilen seiner potentiellen Nutznießer Beifall und Unterstützung genießt. Darin manifestiert sich der "Widerspruch des Sozialen" auf politischer Ebene. Das neoliberale Regime kann sich mit einem gewissen Recht darauf berufen, dass die Forderung nach "Eigenverantwortung", die materielle Bestrafung der "Versager" und angeblichen Sozialschmarotzer, die Popularität von Vorschlägen, anderer Leute Gürtel enger zu schnallen - mit einem Wort: die Solidaritätsverweigerung sich großen und eher noch zunehmenden Anklanges erfreut. (ICA2)
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