Demographie als Ideologie?: zur Diskussion über Bevölkerungs- und Sozialpolitik in Deutschland
In: Der demographische Wandel: Chancen für die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse, S. 53-80
Abstract
Der Beitrag zum demographischen Wandel betrachtet die aktuellen Tendenzen einer Demographisierung gesellschaftlicher Probleme in Deutschland. In diesem Zusammenhang wird die These erörtert, dass es für die Demokratie eher schädlich wäre, würde die Bundesrepublik mit ihrer bisherigen Tradition und dem seit der NS-Zeit bestehenden Tabu brechen, um im Rahmen einer pronatalistischen Bevölkerungspolitik die Struktur und Entwicklung der Bevölkerung wieder so aktiv zu beeinflussen, wie dies vor 1945 der Fall war. Der Autor spricht sich gegen eine (Über-)Dramatisierung des demographischen Wandels aus und zeigt anhand einer Reihe von Beispielen aus der öffentlichen Diskussion, wie mit Demographie und einer demographischen Begrifflichkeit (Bevölkerungsstatistik, Generationengerechtigkeit, Staatsverschuldung und finanzpolitische Nachhaltigkeit) Politik gemacht und von klassischen Verteilungsfragen abgelenkt werden kann. Deutschland braucht nach Ansicht des Verfassers nicht mehr Kinder, wie die Große Koalition behauptet, sondern weniger Kinder, die in Not und Elend aufwachsen, aber mehr Finanzmittel und Freiräume für sozial benachteiligte Familien, damit diese ihren Kindern gute Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bieten können. (ICG2)
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