Das Beispiel Korsika: oder: Wie eine Minderheit gemacht wird
In: Minderheitenkonflikte in Europa: Fallbeispiele und Lösungsansätze, S. 51-62
Abstract
Im Kontext der Regionalisierungscharta, die 1988 vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde, setzt sich der Verfasser mit den Traditionen des korsischen Regionalismus auseinander und argumentiert, dass die Politisierung kultureller Differenzen historisch kontingent und von konkreten konfliktiven gesellschaftlichen oder politischen Interaktionen und Kontexten abhängig ist. In diesem Sinne wird gezeigt, dass Minderheiten gemacht werden: Erst wenn sich eine gesellschaftliche oder politische Ausdeutung kultureller Besonderheiten als kollektive Handlungsorientierung stabilisiert, wird aus kontingenten Interaktionen ein vereinheitlichtes Verhaltensmuster, eine kulturell aufgeladene Identität. Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte des korsischen regionalen Selbstbewusstsein analysiert und der korsische Nationalismus als ein Entkolonialisierungsmodell einer peripheren Region dargestellt. Abschließend werden die Perspektiven demokratischer Konfliktregelung diskutiert. (ICG2)
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