Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2011

Gerechtigkeit von Globalisierung, die katholische Kirche und die Religionen: Einleitung

In: Weltordnungspolitik in der Krise: Perspektiven internationaler Gerechtigkeit, S. 9-30

Abstract

Die Globalisierung wird als sich beschleunigender Prozess wachsender weltweiter Verflechtungen in allen Lebensbereichen konzipiert. Der globale Problemstau ist vor allem auch dadurch entstanden, dass es in den mächtigeren Industrieländern in den letzten Jahrzehnten am politischen Willen fehlte, sich der Verantwortung für eine globale Ordnung zu stellen und den geschaffenen Weltordnungsstrukturen teils einseitige Prämissen zugrunde liegen, die die wirtschaftlichen Interessen der Reichen massiv begünstigten. Es wird an die ablehnende Haltung der Industrieländer gegenüber den - teils überzogenen - Forderungen der Entwicklungsländer nach einer "Neuen Weltwirtschaftsordnung" in den 1960er und 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts erinnert. Das damalige Versäumnis, gerechte Rahmenbedingungen für alle zu schaffen, wirkt bis heute negativ nach. Die sich weitende Kluft zwischen armen und reichen Ländern trug dann auch wesentlich zur Ausbreitung national, kulturell und religiös fundierter Protestbewegungen gegen das westliche Zivilisationsmodell und damit einhergehend politischen Fragmentierungen und neuen Sicherheitsrisiken wie dem weltweiten Terror bei. Eine adäquate Analyse der Zeichen der Zeit, wie sie das Zweite Vatikanum als Grundlage ethischer und theologischer Reflexion in der gegenwärtigen Zeit fordert, muss diese Fortschritte im internationalen Recht, im globalen Engagement Einzelner sowie von internationalen und transnationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen (einschließlich von Kirchen und Religionsgemeinschaften) anerkennen, die der entstehenden Weltgesellschaft moralische Impulse geben, Diskussionen über Gerechtigkeitsanliegen initiieren und eine Anwaltschaft für die Schwächeren übernehmen und daher - theologisch gesprochen - dem Plan Gottes entsprechen. Dennoch bleibt die Frage, ob und wie die gigantischen wirtschaftlichen und vor allem auch kulturellen Dynamiken der Globalisierung, die durch die technisch induzierten globalen Vernetzungen in Gang gesetzt wurden, so gestaltet werden können, dass das globale Gemeinwohl durch vertragliche und Rechtsordnungen sowie diese sanktionierende Institutionen gesichert, die Grundbedürfnisse der Armen erfüllt und die stetig wachsenden Friedensaufgaben bewältigt werden können. Vor diesem Hintergrund wird das Konzept des Sammelbandes präsentiert. (ICF2)

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