Afrika am Ende dieses Jahrhunderts: Vorstellungen und Erklärungen
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 27, Heft 3, S. 220-227
ISSN: 0932-3244
"Berichte über Afrika zeichnen ein Panorama von Katastrophen: Gewalt, Korruption und Kriminalität, Hungersnöte und Seuchen. Es fehlen alle geschichtlichen Zusammenhänge und globalen Verknüpfungen. Zugleich wird signalisiert: Die Ursachen der Probleme in Afrika sind die Menschen in Afrika und die afrikanischen Kulturen selbst. Sie erscheinen als ressourcenzerstörende, gewaltgeneigte und unkontrollierende 'andere' -ganz 'anders' als der 'Westen', wenn nicht der Rest der Welt. Diese Stereotype haben eine lange Tradition. Sie reflektieren freilich nicht nur eine lange Geschichte der Ausbeutung; sie sind ebenso geprägt von einer langen Geschichte vergeblicher Ausbeutung. Denn in diesen Bildern wird auch erinnert, daß die Kolonialismen und Imperialismen keineswegs in der Lage waren, sich die Afrikaner in der Weise dienstbar zu machen, wie es Planer und Militärs, Kaufleute und Missionare, Wissenschaftler und Lehrer wünschten. - Afrika hatte aber auch noch für andere eine vielfach stereotype Bedeutung: Für die verschleppten Sklaven bzw. ihre Nachkommen. Für die Afrikaner in der Diaspora, außerhalb des Kontinents, verkörperte ihr Wunschbild von Afrika über Jahrzehnte eine Gegen-Geschichte zu der eigenen, die nur durch Leiden und Opfer geprägt schien. Der folgende Text versucht, einige Linien der längerfristigen Geschichte dieser Auseinandersetzungen zu umreißen. Die Vielfalt der eigenen und eigensinnigen Verhaltensweisen von Afrikanerinnen und Afrikanern steht im Zentrum." (Autorenreferat)