Suchergebnisse

Im vorliegenden Beitrag wird die spezifische Funktion der Menschenwürde innerhalb der Diskussion um die Biowissenschaften verdeutlicht. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive wird speziell der kulturelle Bedeutungsgehalt von Konzepten wie Menschenwürde und Menschenrechte herausgestellt und darauf verwiesen, dass diese sich insbesondere durch die modernen Biowissenschaften einem nachhaltigen Transformationsprozess entweder ihrer kategorialen Reichweite oder aber der von ihnen erfassten Objekte ausgesetzt sehen. In einem ersten Schritt werden Menschenrechte und Menschenwürde als spezifische Regularien soziokultureller Ordnungen diskutiert. Daran anschließend wird auf den Zusammenhang von Menschenwürde und (kultureller) Konstituierung des Menschen eingegangen, um von hier aus die Verbindung von Anthropologie und ethischen Prämissen als Zentrum einer durch die modernen Biowissenschaften indizierten politischen Krise in den Blick zu nehmen, die sich durch eine signifikante Ausweitung der Akteure im gesellschaftlichen Feld äußert. Dies verweist letztlich auf eine über die Biowissenschaften kommunizierte Krise des Menschen. (ICI2)

"Einen vorzüglichen Einstieg in das Fach Politische Ideengeschichte und die moderne Politische Theorie bietet dieser Beitrag. Die Autorin stellt dem Leser einleitend Typen der Ideengeschichtsschreibung vor, die von der Kanonisierung philosophischer 'Gipfelgespräche' über deren Kontextualisierung, über textimmanente Interpretation und wissenssoziologische Bearbeitung bis zur Diskursanalyse reichen. Bei seiner Erkundung der Ideengeschichte und ausgewählter Felder der modernen politischen Theorie wählt sie keine der üblichen Überblicksdarstellungen. Vielmehr zeigt er an zwei zentralen Topoi - Revolution und Eigentum - wie politische Ideengeschichte und Theorie zusammenhängen und auf welche Weise beide auch mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Verbindung stehen." (Textauszug)

Der Beitrag setzt sich mit Claude Leforts Sicht auf Einheit und Teilung in der Gesellschaft auseinander. Obwohl die Schriften Claude Leforts nur schwer unter einem einheitlichen Titel zusammengefasst werden können, ist hinreichend klar, dass sie alle in der fundamentalen Einsicht verwurzelt sind, dass keine menschliche Gesellschaft eins mit sich selbst ist; dass vielmehr jede Gesellschaft ursprünglich geteilt ist. Um zu verstehen, was es mit dieser "ursprünglichen Teilung" auf sich hat, ist es wichtig, sie von Anfang an von verschiedenen Arten von "Teilung" zu unterscheiden, die in der Gesellschaft festgestellt werden können. Im Anschluss an Unterscheidungen, die Lefort selbst vornimmt, kann man wohl mindestens drei Typen sozialer Teilung auszeichnen: Ein erster und eher offensichtlicher Typ ist die horizontale Geteiltheit der Gesellschaft, d.h. die Heterogenität und Pluralität der Meinungen und Interessen, die in modernen Gesellschaften häufig festgestellt und diskutiert wird. Lefort bezeichnet diese als die "interne Teilung". Die zweite Teilung, die er erwähnt, ist die Teilung innerhalb des politischen Raums. Wie die Gesellschaft selbst, so ist auch der politische Raum die Bühne einer (ebenfalls horizontalen) Vielzahl konfligierender Interessen und Meinungen, die mehr oder weniger offen dargestellt werden. Die Originalität an Leforts Ansatz besteht nun in seinem Fokus auf eine dritte Art von Teilung, nämlich auf die vertikale Teilung zwischen den beiden Sphären - die Teilung zwischen dem politischen und dem sozialen Raum. Die Teilung zwischen der Gesellschaft und ihren politischen Akteuren ist für Lefort nicht primär funktioneller Art, sondern eng verbunden mit dem Verständnis, das die Gesellschaft von sich selbst hat. Der Beitrag widmet sich Leforts Diskussion der "ursprünglichen Teilung" in seinen Kommentaren zu ethnologischen Thesen - genauer: in den Texten, in denen er sich mit dem französischen Ethnologen Pierre Clastres auseinandersetzt. (ICA2)

"Im einführenden Überblick erläutert der Autor die Ziele, Methoden und Theorien dieser Disziplin, zeigt, welche Felder sie erforscht, und erörtert ihre besonderen Leistungen und ihre Probleme. Vergleichende Politikwissenschaft steht für ein zentrales Sachgebiet des Faches: die auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zielende komparatistische Analyse von Politik im In- und Ausland. Vergleichende Politikwissenschaft ist aber auch der Fachausdruck für eine Methode der wissenschaftlichen Analyse. In ihr wird die Identifizierung von Ähnlichkeiten und Unterschieden politischer Einheiten, beispielsweise von politischen Systemen, genutzt, um Hypothesen über Korrelationen und Kausalzusammenhänge zwischen politischen Sachverhalten zu entwickeln oder zu testen, Verallgemeinerungen zu ziehen und auf dieser Grundlage empirisch fundierte Theorien zu erstellen oder bestehende Theorien zu überprüfen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln." (Textauszug)

Der Beitrag zu politischen Mythen, Legitimität und zur (politischen) Ordnungskonstruktion skizziert zunächst die Legitimitätsgrundlagen der modernen Gesellschaft. Anschließend setzt sich der Beitrag mit Transzendenz als Ressource diskursiver Ordnungskonstruktion auseinander und geht dabei den Fragen nach: was ist eine politische Ordnung, wie kommt sie zustande, warum kommt sie zu Fall und inwieweit spielt Transzendenz bei alledem eine Rolle? Abschließend wirft der Beitrag einen Blick auf Mythen als unverfügbare diskursive Transzendenzbezüge. Hier fragt der Beitrag zum einen, was eigentlich ein politischer Mythos ist und betrachtet zum anderen den Mythos in seinem Verhältnis zur Transzendenz und zur Legitimität. (ICA2)

Der Beitrag widmet sich Pierre Bourdieus Neuformulierung der Klassenfrage. Bourdieus Neubetrachtung der Klassenfrage veranschaulicht die Hauptelemente seiner Soziologie "in globo", sodass ein genaues Lesen seiner Schlüsseltexte zu diesem Thema einen direkten Weg in den Kern seines wissenschaftlichen Projekts eröffnet. Es verdeutlicht die wesentlichen konzeptionellen Wandlungen, die der französische Soziologe in dem Bestreben anstieß, eine der widerspenstigsten Problematiken der Sozialgeschichte und Sozialtheorie neu zu fassen und zu lösen. Im Zuge dessen schmiedete Bourdieu Werkzeuge, die ihm helfen sollten, die allgemeine Politik von Gruppenbildungsprozessen zu erhellen: jene sozio-symbolische Alchemie, aufgrund derer ein abstraktes mentales Konstrukt in den Köpfen Einzelner sich in eine konkrete soziale Realität verwandelt, die ihrerseits eine über und außerhalb der Individuen stehende, existenzielle Wahrhaftigkeit und historische Wirkmacht entfaltet. Der Beitrag stellt sechs miteinander verwobene Charakteristika von Bourdieus Neufassung des Klassenbegriffs heraus, die die klassischen Perspektiven erweitern, miteinander vermischen und in einem eigenständigen Theoriegebäude verschmelzen. Im Anhang des Beitrags werden Bourdieus Schlüsseltexte zur Klasse aufgelistet. (ICA2)

In einer global vernetzten Welt sind Migration und Entwicklung eng miteinander verknüpft. Diese Tatsache wurde jedoch bisher weder in der Wissenschaft noch in der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit hinreichend beachtet. Der vorliegende Artikel will einen Beitrag leisten, den Blick für die systematischen Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung bzw. Regionalentwicklung zu schärfen und dabei Migration nicht apriori als Problem bzw. Entwicklungsbürde zu thematisieren. Zu klären ist beispielsweise, unter welchen Bedingungen die Migration mit positiven oder negativen Entwicklungsprozessen für die Herkunfts- und Aufnahmegesellschaften einhergeht. Letztlich geht es um die Charakteristika der gegenseitigen Anschlussfähigkeit der Konzepte von Entwicklung und Migration bzw. um die konzeptionellen Verknüpfungsmöglichkeiten von Geografischer Entwicklungsforschung und Migrationsforschung unter Globalisierungsbedingungen. Der Beitrag begrenzt sich regional auf exemplarische Forschungen zu Afrika. Dabei wird geprüft, inwieweit die Migration in Afrika heute nicht nur ein Ausnahmezustand (als Reaktion auf existenzbedrohende Krisensituationen) in ansonsten durch Immobilität geprägten Zusammenhängen ist, sondern als "Normalzustand" und integraler Bestandteil des Alltagslebens und der Existenzsicherung gelten kann und welche Entwicklungsimplikationen daraus abgeleitet werden können. (ICI2)

Das Interesse am Zusammenhang von räumlicher Mobilität und Entwicklung wächst zunehmend und auch die Geografie befindet sich aktuell im Bann des Diskurses um Migration und Entwicklung. Aus diesem Grund beleuchtet der einführende Beitrag des Sammelbandes die Bandbreite des Themenkomplexes aus der disziplinären Perspektive der deutschsprachigen Humangeografie. Da hierbei nicht zuletzt die erheblichen politischen Interessen auf staatlicher und zwischenstaatlicher Ebene von großer Bedeutung sind, wird im ersten Teil der Politikdiskurs nachgezeichnet und die Rolle der entscheidenden Akteure thematisiert. Im zweiten Teil wird herausgearbeitet, dass die Forschung zum Zusammenhang von Wanderungsphänomenen und Entwicklungsprozessen innerhalb der deutschsprachigen Geografie bereits auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann. Die Geografie ist dabei - ebenso wie die interdisziplinäre Forschung zu diesem Thema - in zwei methodologische Denkfallen geraten: in eine "ideological trap" und eine "territorial trap". Neuere Impulse aus der interdisziplinären Migrations- und Entwicklungsforschung sowie aus der sozialwissenschaftlichen Raumdiskussion werden im dritten Teil daraufhin untersucht, welche Potenziale sie für die geografische Forschung bieten. Abschließend wird der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten die Verknüpfung einer "raumsensiblen" Perspektive mit neueren Ansätzen aus den bisher weitgehend unverbundenen Teildisziplinen Geografische Entwicklungsforschung und Geografische Migrationsforschung bietet. (ICI2)

Die Gerechtigkeit der politischen Entscheidung ist nach Meinung des Autors notwendigerweise eine distributive Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit des Marktes besteht im Kern darin, dass die Regeln freiwilliger Kooperation respektiert bzw. durchgesetzt werden - sie ist also eine kommutative Gerechtigkeit. Der Autor untersucht in seinem Beitrag, in welcher Weise in der Politikwissenschaft diejenigen Gerechtigkeitsfragen behandelt werden, die sich im Markt stellen oder stellen können. Es geht dabei nicht darum, spezifische Gerechtigkeitsmaßstäbe, die man an politische Entscheidungen herantragen kann und die innerhalb der Politikwissenschaft umstritten sind, mit spezifischen Gerechtigkeitsmaßstäben zu konfrontieren, die man an Marktentscheidungen herantragen kann und welche in der Ökonomie ebenfalls umstritten sind. Der Autor entwickelt seine Überlegungen in folgenden Schritten: Zunächst werden die grundlegenden Gerechtigkeitsprobleme skizziert, mit denen die heutige Gesellschaft konfrontiert ist. Daran anschließend wird die Rolle der Politik betrachtet, nämlich die Regelsetzung und zwar auch für die nicht-politischen Entscheidungen in einer Gesellschaft. Es werden ferner die Gerechtigkeitsimplikationen des Marktes erörtert und auch das, was in ihnen nicht enthalten ist. Dies eröffnet den Blick auf die mögliche Rolle der Politik, deren Relevanz genauer untersucht wird. Danach wird knapp skizziert, wie die denkbaren Varianten der Regelsetzung aussehen können, um schließlich die theoretischen Überlegungen in einigen Thesen zusammenzufassen. (ICI2)

Der Beitrag untersucht das Verhältnis von Verhandeln und Argumentieren als politische Handlungsformen und widmet sich dabei insbesondere dem defizitären Verständnis von "Verhandeln" im Rational-Choice-Ansatz. Zunächst erläutert der Autor die Unterscheidung von Argumentieren und Verhandeln, die in den 1990er Jahren von Jon Elster in die Diskussion eingeführt wurde ("Arguing" und "Bargaining"). Anschließend wird diese Unterscheidung im Zusammenhang von kommunikativem und strategischem Handeln diskutiert und abschließend als analytischer Bezugsrahmen betrachtet. (ICB2)

Der Verfasser kritisiert die diskurstheoretische Erweiterung des Hegemoniebegriffs bei Laclau und Mouffe als Ontologisierung dieses vormals gesellschafts- bzw. kapitalismuskritischen Konzeptes. In der Folge entsteht seines Erachtens eine Vermischung unterschiedlicher Analyse- und Abstraktionsebenen, die eine adäquate Analyse empirischer Probleme unmöglich macht. Er fordert, die Differenz zwischen ontologischen Aussagen und sozialwissenschaftlichen Konzepten zur Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse zu schärfen. Auf dieser Grundlage diskutiert er, welche produktiven Weiterentwicklungen er für die Hegemonietheorie sieht. (ICE2)

Die Beschäftigung mit chinesischen Konzepten von Governance in innerstaatlichen Zusammenhängen bleibt in der westlichsprachigen Politik- und Chinawissenschaft eher aus. Der Beitrag analysiert den chinesischen Governance-Diskurs und verfolgt dabei folgende Ziele: (1) die Genese des chinesischen Governance-Diskurses in seinem kontextuellen Referenzrahmen anderer Diskurse zur politischen Entwicklung vorzustellen und das im chinesischen Diskurs vorherrschende Governance-Konzept auszuarbeiten; (2) verschiedene Positionen chinesischer Wissenschaftler in Bezug auf die Aneignung des im Ausland entstandenen Governance-Konzepts und seiner Indigenisierung zu beschreiben sowie (3) die Frage nach der Relevanz des Governance-Diskurses für die chinesische Politik zu beantworten. (ICB2)

"The legitimacy of global governance arrangements remains a major focus of scholarly interest across the social sciences. To maximize the potential insights of such research, a closer cooperation of scholars across the relevant disciplines and the creation of a genuinely interdisciplinary research program promises significant rewards. The normative blueprints for more democratically legitimate forms of global governance developed by political theorists in particular would benefit, the author argues, from a closer linkage with political science, with the latter providing critical insights into the causal factors and mechanisms that determine outcomes in international politics, insights that are indispensable for studying and assessing the feasibility of implementing abstractly attractive normative designs. The contributions in this special issue begin to cross the 'normative-positive divide' each in its own way and collectively point the way toward more integrated future research." (author's abstract)

This article discusses pragmatic and productive encounters of post-structuralist and Marxian critiques of the economy. It is shown that to contribute to the goal of a sufficient analysis of contemporary capitalistic societies, no full conceptual integration of both bodies of theory is needed. The initial focus addresses the core-concepts of discourse and economic categories, arguing that the perspectives do not contradict each other, but point to quite similar assumptions, only at different levels of abstraction. The next section outlines two more concrete post-structuralist variants of critique, balancing them with regard to the works of Marx. The following section discusses material analyses, ending with a proposal on how to use insights and concepts of both perspectives to fine-tune our historically- specific understanding of capitalism. Adapted from the source document.