Die politische Geschichte der Friedensforschung in der Bundesrepublik: eine kommentierte Dokumentation
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 18, Heft 2, S. 280-292
ISSN: 0340-0425
Angesichts der durch die Entwicklung in Osteuropa bedingten Herausforderungen und der daraus deutlich werdenden Notwendigkeit einer Neuorientierung der Friedensforschung im Sinne einer Friedensgestaltung wird in dem Beitrag nach der politischen Geschichte der Friedensforschung und ihrer Einbettung in das enge Wechselverhältnis zwischen wissenschaftlicher und politischer Entwicklung gefragt, um Schlußfolgerungen für die Zukunft ziehen zu können. Grundlage bildet die Vermutung, daß die Rückbesinnung auf Kernbestandteile des kritischen Selbstverständnisses der Friedensforschung diese Neuorientierung erleichtern werden. Dazu werden zunächst die Ausgangslage und die kritischen Anfänge der Friedensforschung beschrieben. Die anfangs entwickelten Funktionen und Aufgaben der Friedensforschung werden erläutert. Es wird gezeigt, wie sich die wechselseitige wissenschaftlich-politische Beeinflussung zwischen Friedensforschung und Friedenspolitik in den 60er Jahren entwickelt hat. Die Integrationsbemühungen zwischen Sozialdemokratie, Deutscher Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung und der Friedensforschung werden herausgestellt. Die Entwicklung nach 1983 wird nachgezeichnet, die dadurch gekennzeichnet war, daß die Friedensbewegung als soziale Bewegung keine nennenswerte Rolle mehr spielte. Die Bedeutung des Verfalls des nuklearen Konsenses für diese Entwicklung wird eingeschätzt. Ausgehend von der gegenwärtigen radikalen Veränderung der Grundprämissen des Nuklearfriedens wird ein Paradigmenwechsel in der Friedensforschung konstatiert. Die neuen Chancen und Aufgaben der Friedensforschung werden skizziert. (KW)