Frieden und Verteidigung: Ambivalenz und Transformation der Friedens- und Verteidigungskonzeption
In: Nationale Volksarmee - Armee für den Frieden: Beiträge zu Selbstverständnis und Geschichte des deutschen Militärs 1945-1990, S. 193-206
Zunächst diskutiert der Autor Ambivalenzen von Frieden und Verteidigung im traditionellen militärischen Denken des sozialistischen Lagers bis etwa Mitte der achtziger Jahre. Diese bestanden im Widerspruch zwischen dem Leitgedanken von der Einheit von Frieden und Sozialismus und sowjetischer Machtpolitik und was die DDR anbelangt, dem Friedensanspruch der NVA einerseits und dem Schüren eines Feindbildes sowie einer rechtsverletzenden Grenzpolitik andererseits und dem Festhalten an einer Friedenskonzeption, für die Verteidigung wesentlich ist und die aber von vornherein damit rechnet, daß das Ziel des Friedens verfehlt werden kann, es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen kann und Vorbereitungen für den Verteidigungsfall trifft. Gerade der letztgenannte Aspekt erfuhr in den achtziger Jahren eine Kehrtwende. Die bisherige Grundannahme, in einem Verteidigungskrieg den Sieg erringen zu können, wurde hinfällig. Der feindselige Abschreckungsfrieden wurde durch einen Verständigungsfrieden zwischen den politischen Kontrahenden ersetzt. Diese Vorstellungen materialisierten sich in der Verkündigung der Prinzipien einer neuen Militärdoktrin des Warschauer Paktes im Mai 1987. (ICC)