In: Integration durch Kommunikation (in einer digitalen Gesellschaft): Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft 2019, S. 27-35
Während Massenmedien üblicherweise integratives Potenzial zugeschrieben wird, wird dem Internet eher eine schädliche Wirkung auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstellt. Entsprechende Metaphern zu "Filterblasen" und "Echokammern" haben inzwischen auch in den öffentlichen Diskurs Einzug gehalten. Studien, die entsprechende Wirkungen einer digitalen Fragmentierung nachweisen, sind allerdings bisher eher selten. Der empirische Forschungsstand stützt Befürchtungen zu einem deutlichen Verlust an gesellschaftlichem Zusammenhalt durch das Internet somit nicht. Allerdings gibt es bei Extremgruppen am politischen Rand Anzeichen für digitale Fragmentierung. Angesichts des heterogenen Forschungsstands systematisiert der Beitrag theoretische Annahmen und empirische Befunde und argumentiert, dass die Erfassung digitaler Fragmentierung und ihrer Wirkungen weiter notwendig ist.
Comics bieten ein vielversprechendes, aber bislang kaum genutztes Potenzial für die Kommunikation von Gesundheitsinformationen. Über die Wirkung von Comics bei der Aufklärung über psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout ist wenig bekannt. Depressionen werden von Laien oft als Burnout bezeichnet, was zu einer geringeren Stigmatisierung der Betroffenen, aber auch zu einer Verharmlosung depressiver Symptome führen kann. In der vorliegenden Studie (N = 1.201) wurde untersucht, wie das Geschlecht des Fallbeispiels und zusätzliche Sachinformationen in Comics die Stigmatisierung der Rezipierenden gegenüber Betroffenen beeinflussen und welche Rolle kognitive Prozesse dabei spielen. Die Ergebnisse bestätigen die destigmatisierende Wirkung des Burnout-Labels im Vergleich zu einem Depressions-Label. Die beobachteten Effekte sind jedoch von geschlechtsspezifischen Wahrnehmungen und in gewissem Maße von kognitiven Prozessen bei der Bildung stigmatisierender Einstellungen abhängig. Implikationen für die strategische Anti-Stigma- und Gesundheitskommunikation werden diskutiert.
Der Autor beschreibt am Beispiel der Mikroelektronik in Japan quantitative Effekte (z.B. Sinken der Arbeitslosigkeit) und qualitative Entwicklungen, die er in einer durch neue Technologien verursachten Anreicherung von Arbeitsinhalten sieht. Näher diskutiert werden die Wirkungen auf den Arbeitsmarkt (Erhöhung der Flexibilität), das Lohnsystem (Transformierung vom Prinzip der Orientierung des Lohns am Lebensalter und an der Firmenzugehörigkeit zum Leistungslohn) sowie das Verhältnis zu den Gewerkschaften (die zunehmend die berufliche Weiterbildung im Bereich neuer Technologien unterstützen). (psz)
Unter Entrismus wird die Taktik des gezielten unauffälligen Eindringens in bestimmte soziale Kreise oder Gruppen verstanden. Im Beitrag handelt es sich um die Beeinflussung von jungen Menschen mit Hilfe der Musik. Die Musik wird dabei als Träger rechtsextremer Ideen instrumentalisiert. Es wird gezeigt, dass die Förderung einer politisch wirksamen Musikszene sich als eine Richtung der Bemühungen rechtsextremer Organisationen kennzeichnen lässt. Hier sind bereits spezifische Musikstile entwickelt und entsprechende Kultfiguren etabliert worden, die diesem Zweck dienen. Die subtile Wirkung solcher Musik wird als deren 'Markenzeichen' charakterisiert. Der Verfasser zeichnet die Entwicklung auf diesem Gebiet seit den 1970er Jahren nach und analysiert die Netzwerke, durch die diese Musikproduktion ihre Adressaten erreicht. (ICF).
Der Verfasser berichtet über Erfahrungen aus erster Hand mit der Entwicklung der Jugendpolitik. Er arbeitet vielfältige Interaktionen internationaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebenen von Jugendpolitik und jugendpolitischen Programmen auf. Ein besseres Verständnis der verschiedenen Ideen und Prozesse im Prozess der jugendpolitischen Entscheidungsfindung, für das der Verfasser mit seinem Beitrag einen Grundstein legt, ermöglicht eine bessere Abschätzung der Wirkungen und Effekte von Jugendpolitik. Der Verfasser gibt einen Überblick über strategische Ziele und Aktivitäten des ibero-amerikanischen Jugendplans. (ICE).
Der Beitrag thematisiert die Frage nach Ausmaß und möglichen Gründen einer Benachteiligung von Kindern Alleinerziehender bei Bildungsgangentscheidungen. Die dazu auf der Basis von Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für eine repräsentative Stichprobe von 14-Jährigen vorgenommenen Analysen zeigen u.a., dass der Familienstatus einen über das Einkommen und den Umfang der Erwerbsarbeit von Müttern vermittelten negativen Einfluss auf die Bildungsbeteiligung hat und dass sich keine Unterschiede in der Wirkung von Ein-Eltern-Familien in früher oder später Kindheit nachweisen lassen. (DIPF/Orig.).
In: Nonresponse in survey research : proceedings of the Eighth International Workshop on Household Survey Nonresponse, 24-16 September 1997, S. 219-228
Die Verfasser legen die Ergebnisse von zwei Experimenten vor, mit denen die Wirkung von versprochenen Belohnungen bei einer Random-Digit-Dial-Untersuchung im Stadium der Gesprächseröffnung sowie im Stadium der Aufgabe einer anfänglichen Verweigerungshaltung untersucht werden sollte. In beiden Fällen zeigte sich kein Effekt. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu mindestens einem weiteren Experiment aus jüngster Zeit sowie auch zum Einsatz versprochener Belohnungen zur Reduktion von Antwortverweigerung bei mehreren Meinungsforschungsinstituten. Die Verfasser diskutieren mögliche Ursachen für das Ausbleiben eines Effekts. (ICEÜbers)
Die Autorin betrachtet das Problem der Menstruation als ein Hindernis für die Mädchen im Bildungswesen, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. Es wird die Wirkung der Menstruation als ein Faktor wachsender Marginalisierung von Mädchen in- und außerhalb des Bildungssystems problematisiert. Es werden Argumente und Gesichtspunkte aus der Anthropologie und der Medizin (wie z.B. Hygiene, Sanitätsbedingungen und Wasserversorgung) herangezogen um zu zeigen, dass relevante Lösungen in einer bildungsorientierten Diskussion zu suchen sind. In diesem Zusammenhang werden auch die Haltungen der sozialen Umgebung gegenüber der Menstruation und den Bedürfnissen pubertierender Mädchen untersucht. Bezug nehmend auf diesbezügliche Differenzen werden erfolgversprechende Strategien aus anderen afrikanischen Ländern als mögliche Lösungsmuster analysiert. (ICG).
Gegenstand der Untersuchung ist die Evolution der Rezeption von Clausewitz' Ideen in Belgien. Die Verfasser zeigen, dass diese Ideen eine starke prägende Wirkung im Hinblick auf die Entwicklung des belgischen militärwissenschaftlichen Gedankenguts ausgeübt haben. Der erste Übersetzer seines Werkes 'Über den Krieg' ist ein belgischer Offizier gewesen. Diese Ideen stellen einen festen Bestandteil der Ausbildung nicht nur an der Königlichen Militärakademie dar, sondern auch an den zivilen Universitäten im Rahmen von geschichts- und politikwissenschaftlichen Studiengängen. Darüber hinaus wird der theoretische Nachlass von Clausewitz als Gegenstand von diversen Untersuchungen präsentiert. Es wird argumentiert, dass insbesondere in Belgien, wo die NATO ihr Hauptquartier hat, ein großes Interesse an Clausewitz besteht, um seine Ideen fruchtbar für militärische Aktivitäten im 21. Jahrhundert zu machen. (ICF).
Ziel des Beitrags ist die Kombination von Konzepten der Sozialtheorie und Sozialpolitik mit Ergebnissen und Analysen aus der Kindheitsforschung. Im besonderen geht es darum, angesichts fehlendender Klarheit über soziale Entwicklungsprozesse die Beziehung zwischen Individualisierung und Institutionalisierung zu bestimmen. Die Hypothesen von U. Beck und H. Lefebvre bezüglich dieses Zusammenhanges verdeutlichen, dass der Prozess der Individualisierung aus der Perspektive der Kontrolltheorie eingebettet ist in einen Prozess der Institutionalisierung und Standardisierung. Auf diesem Hintergrund werden die intrafamilialen Individualisierungsprozess in ihren Wirkungen auf die Qualität der sozialen Beziehungen von Kindern untersucht und es wird festgehalten, dass die Auflösung traditioneller Sozialisationsmuster zwangsläufig zu verstärkten sozialpolitischen und pädagogischen Maßnahmen führen muss, um die junge Generation in ihrem Bemühen um Subjektivität und Selbstbestimmung zu unterstützen. (ICH).
Bezug nehmend auf eine Analyse politischer Dokumente zeigen die Verfasser, dass die Partizipation zu einem integralen Element der offiziellen Rhetorik von EU-Institutionen geworden ist, die sie 'präventiv' den Vorwürfen bezüglich des Demokratiedefizits entgegensetzen. Es wird argumentiert, dass die Steigerung der Output-Legitimität oder der politischen Effektivität lediglich durch Erhöhung der Input-Legitimität (Inklusion, Verfahrenslegitimität) erreicht werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass Partizipation die Legitimität und Effektivität der Governance steigert. Die Autoren analysieren einzelne Mechanismen, durch die eine positive Wirkung der Partizipation auf die Qualität der Entscheidungen und deren Implementierung gewährleistet werden kann. Abschließend werden empirische Forschungsergebnisse herangezogen, mit deren Hilfe die Bedeutung von Partizipation im Rahmen ökologiebezogener Entscheidungsprozesse verdeutlicht wird. (ICF)
Der Verfasser setzt sich kritisch mit der These auseinander, der zufolge die Effektivität eines Projekts und/oder Programms ausschließlich an dessen Wirkungen auf die Förderung gewisser Qualitäten überindividueller sozialer Systeme gemessen werden kann. Er argumentiert, dass die Konsequenzen im Hinblick auf die individuelle Autonomie wenigstens als gleichwertig angesehen werden sollen. Diese These wird am Beispiel einzelner infrastruktureller Entwicklungsprojekte in Nikaragua und El Salvador verdeutlicht. Es wird gezeigt, dass die Partizipation der Beteiligten an der Entwicklung ihrer Gemeinschaft gefördert werden soll. Zugleich stellt die Teilnahme von Individuen an Entscheidungsprozessen, die ihr Leben unmittelbar betreffen, sowohl einen Beitrag zur Steigerung der Qualität bzw. Realisierbarkeit einzelner Entscheidungen als auch ein eigenes Ergebnis dar, nämlich eine Stärkung des Selbstbewusstseins der Beteiligten selbst. Dieser Effekt wird nach der Meinung des Autors in der Regel bei der Bewertung von Projekten übersehen. (ICF).
In diesem Kapitel präsentieren die Autoren die Soziale Netzwerkanalyse im Kontext aktueller Bildungsreformen, die sich auf Instruktionspraktiken von Lehrpersonen beziehen. Lehrpersonen spielen für die Implementation von Bildungsformen eine zentrale Rolle. Soziale Netzwerke von Lehrpersonen sind insofern von hoher Bedeutung, als Lehrpersonen im Zuge der Implikation neuer Praktiken auf lokales Wissen und lokale Normen zurückgreifen. Die Autoren beschreiben drei netzwerkanalytische Ansätze: Erstens präsentieren sie Netzwerkdaten graphisch, um die Struktur des Netzwerkes zu charakterisieren, durch die Information und Wissen über die Reform verbreitet werden. Zweitens verwenden sie soziale Einflussmodelle, um darzustellen, wie Überzeugungen und Verhalten von Lehrpersonen von denjenigen Lehrpersonen beeinflusst werden, mit denen sie interagieren. Drittens verwenden die Autoren soziale Selektionsmodelle, um darzustellen, wie Lehrpersonen die Personen auswählen, mit denen sie die Reform betreffend interagieren. Sie diskutieren Implikationen für den wissenschaftlichen Dialog, die Bedeutung für bildungspolitische Studien sowie die praktische Bedeutung für bildungspolitische Akteure und Schulangestellte. (DIPF/Orig.).;;;In this chapter the authors present social network analysis in the context of recent educational reforms concerning teachers' instructional practices. Teachers are critical to the implementation of educational reforms, and teacher networks are important because teachers draw on local knowledge and conform to local norms as they implement new practices. The authors describe three social network approaches. First, they graphically represent network data to characterize the network structure through which information and knowledge about reforms might diffuse. Second, they use social influence models to express how teachers' beliefs or behaviors are affected by others with whom they interact. Third, the authors use social selection models to express how teachers might select with whom to engage in interactions about reforms. They discuss the implications for scientific dialogue, and for informing educational policy studies and the practice of educational policy makers and school administrators. (DIPF/Orig.).
The author first provides a concise historical overview of New Zealand education, before examining what he calls the "big bang" in education in the 1980s. Subsequently, the author focuses on the impact of IOs on education policy, politics, and polity in New Zealand. Emphasis is placed on how IO governance has guided and facilitated the "phase of stabilization and optimization" since the drastic reform of the 1980s. Particular attention is dedicated to how New Zealand has managed tensions between various guiding principles on education, for example, human capital vs. human right, and the potential impact of IOs. The conclusion offers a summarizing analysis of the findings through the prism of state transformation capacity and international stimuli for policy change. (DIPF/Orig.).