Architektur als Kommunikationsmedium der Gesellschaft
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 25, S. 6-10
Abstract
Hat man die Architektur als "Baukörpergrenze" bestimmt, so der Verfasser, hält man den Schlüssel zur Raumsoziologie in der Hand, indem man von einem kulturtheoretischen Begriff (Ernst Cassirer) zu einem soziologischen Begriff des "Kommunikationsmediums" (Niklas Luhmann) "umschaltet". Es wird argumentiert, dass Architektur ein Kommunikationsmedium ist: sie bahnt die "Verkehrsformen" zwischen den Menschen. Was wird im Medium Architektur kommuniziert? Was wird mitgeteilt und zur Akzeptanz nahegelegt? In jedem Fall die Differenzierung von Funktionen, das Auseinanderhalten spezialisierter Teilsysteme der Gesellschaft: von Profan- und Sakralsphäre, privater und öffentlicher, Ernst-, Produktions-, Spiel- und Konsumsphäre. In jedem Fall werden soziale Gleichheit oder Ungleichheit, das heißt, Machtverhältnisse, kommuniziert: in der Aneignung von Boden, der Beletage, den Wohnlagen zwischen Zentrum/Peripherie. Ebenso kommunizieren in der Architektur die Generationen. Man kann schließlich verstehen, warum es in der "virtuellen" Moderne Architekturstreite gibt, den Kampf um die Baukörper, warum die Frage des Baustils gesellschaftlich gravierend ist: Alle Baustile sind in der Moderne identifizierbar. Wie nirgend sonst macht die moderne Gesellschaft in den städtischen Räumen die Erfahrung der systemischen Unvollendbarkeit der Moderne. Architekturdebatten können, so die These, keine Nebendebatten der Moderne sein - so wie Architektursoziologie keine nur periphere Disziplin sein kann, nicht in der Sozialtheorie, nicht in der Raum- und Stadtsoziologie und auch nicht in der Gesellschaftstheorie der Moderne. (ICF2)
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Sprachen
Deutsch
ISSN: 0479-611X
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