Aufsatz(gedruckt)2009

Über Massendemokratie: ihre Lage bei Panajotis Kondylis

In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 63, Heft 2, S. 93-102

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Abstract

Kondylis Begriff der "Massendemokratie" hat für einige vermutlich etwas Provokantes an sich, als ob er auf massenkämpferische Vorläuferschaften anspielte, für andere etwas Herabsetzendes, als ob er an die kulturkritischen Affekte des Massendiskurses von Le Bon bis Freud anknüpfte. Kondylis Begriffsbildung ist schon von seiner Wissenschaftsauffassung her dagegen angelegt. Was er damit beschreibt, ist das Angleichungs- und Erschöpfungsresultat der sozialen und ideologischen Kämpfe seit dem 18. Jahrhundert, eine Synthese aus den nicht enttäuschten, nicht ruinierten Bestandteilen der drei Ideologien, die in der Nachfolge der bürgerlichen Revolution um die Hegemonie kämpften: Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus. Die Massendemokratie steht am Ausgang sowohl des Kommunismus wie auch des Liberalismus mitsamt der bürgerlichen Gesellschaft. Sie ist als Resultat des Kampfes der Systeme ein neues Drittes, eine neue Gesellschaftsformation, mit Kapitalismus, aber ohne Bourgeoisie und ohne Proletariat. Für ihre Durchsetzung und Entfaltung sind die wissenschaftsgeleitete Arbeitsteilung, die Atomisierung der Gesellschaft und die soziale Mobilität als strukturelle Faktoren verantwortlich. Die traditionellen demokratischen Instanzen werden dadurch von ideologischem Rigorismus entlastet. (ICB2)

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