Zwischen Machtanspruch und Integrationsbereitschaft: Gewerkschaften und Politik 1918-1933
In: Die Weimarer Republik 1918-1933: Politik - Wirtschaft - Gesellschaft, S. 179-196
Abstract
In dem Beitrag wird untersucht, wie die Stellung der Gewerkschaften zur und in der Weimarer Republik aussah und ob die Weimarer Republik gar ein "Gewerkschaftsstaat" war. Ausgehend von der politischen Entwicklung nach dem Ende des Krieges wird ein neues Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften konstatiert: Erstmals erkannten die Arbeitgeber die Gewerkschaften als Vertreter der Arbeiterschaft an. Anhand von Zahlenmaterial wird deutlich gemacht, daß trotz der Auseinandersetzungen in der sozialistischen Arbeiterbewegung diese einen deutlichen Rückhalt in der Politik hatte. Beispielhaft an der Entwicklung zwischen 1920 und 1923 wird gezeigt, wie und warum sich die Gewerkschaften dann selbst auf ihren eigenen Aufgabenfeldern in die Defensive drängen ließen. Die Konsolidierung der Gewerkschaften in der Phase des relativen Wirtschaftsaufschwungs ab 1924 wird beschrieben, um dann zu zeigen, wie die Gewerkschaften in der Zuspitzung der Wirtschaftskrise zunehmend an Einfluß verloren. Die Bilanz der Untersuchung ist nicht eindeutig: Die Stellung der Gewerkschaften in Staat und Gesellschaft hat sich mit der Gründung der parlamentarischen Demokratie grundsätzlich gewandelt, die Erfolge und Errungenschaften der Gewerkschaften sind offensichtlich; doch die Grenzen der gewerkschaftlichen Interessendurchsetzung und die Indienstnahme der Gewerkschaften durch den Staat lassen die Weimarer Republik nicht als Gewerkschaftsstaat erscheinen. (RW)
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